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friday
Es gibt Filme, die man kennt, du weißt genau, was als nächstes passiert, nimmst dir vor, dich nicht zu erschrecken, und du erschreckst dich trotzdem immer wieder.
Stephen King, der Grossmeister der Horrorliteratur, hat da mal ein interessantes Buch geschrieben über Schrecken und Erschrecken. Er hat da verschiedene Begriffe abgefasst, die sich etabliert haben. Es gibt z.B. den sog. "Jumpscare", das ist wenn urplötzlich wie aus dem Nichts ein Monster oder Gegner regelrecht auf den Protagonisten zurast und man wird geschockt.
Interessant ist, das sich dieser Effekt beim Leser und Zuschauer sehr, sehr schnell abnutzt. Irgendwann sitzt der Zuschauer bei einem Film nur noch gelangweilt da und findet "Ach, jetzt kommt sicher wieder so ein Jumpscare, wie schon 10-mal zuvor" und wird nicht mehr überrascht.
Was übrigens Gewalt in solchen Filmen angeht: Es ist interessant, wie eine realistische, eher geringfügige Darstellung von Gewalt stärker wirkt auf den Zuschauer, weil sie eben realistisch ist, als eine völlig übermässige, unrealistische Darstellung.
Schon als ich etwa acht Jahre alt war und Splatterfilme gesehen hab (hah, damals mit Ab-18-Freigabe) auf VHS Kassetten, naja, selbst ich als Kind wusste, das wenn man sich mit dem Brotmesser beim Frühstück in den Finger schneidet, ein wenig Blut hervorkommt und tropft - aber nicht das es so eine riesige Fontäne gibt und 5+ Liter Blut in alle Richtungen verspritzen. Also was ich meine, selbst ein Kind kann so übertriebene Darstellungen schon erkennen.
Ab einem gewissen Punkt mit zuviel Blut geht es quasi sogar ins humorvolle über, weil es einfach so abgefahren ist, das es schlichtweg gar nicht sein kann.
Apropos Blut: Das Alien von H.R. Gyger hat ja ätzendes Blut, das sich durch Stahl und Co. brennt. Das fand ich dem Film ein bedrohliches Element, weil man so ein Wesen nicht direkt unmittelbar vor sich erschiessen kann o.ä. weil das Blut einem als Säure selbst töten würde. Ein genialer Kniff.
Gyger hat beim Alien auch ganz bewusst auf Augen verzichtet - das Alien besitzt zwar Augen, aber die sind nicht aussen sichtbar am Körper. Er wollte damit den damals sehr verbreiteten Horror-Effekt "Wir werden beobachtet" eliminieren, der war in den 70ern echt eine Plage.
Danke übrigens für deine und die anderen Antworten, ich hätte nicht gedacht das jemand sich hier für das Genre von Horrorliteratur und -büchern interessieren würde.