Hi Zuma,
interessantes Thema, interessanter Baum.
Ich habe da ein wenig drüber nachgedacht und ein paar Anmerkungen:
Von Anfang an störte mich das Wort "Selbstausbeutung" in diesem Kontext. Wenn ich jemanden ausbeute, dann profitiere ich direkt davon. Beim Ehrenamt aber profitiert immer eine andere Partei von diesem Mehr an Arbeit und Stunden oder der höheren Qualität. Für Dich springt maximal ein lobendes Wort, ein Schulterklopfen, ein dankbarer Blick ab, "Ach Zuma, was wären wir nur ohne Dich?"
Was wäre der bessere Begriff? Freundliche Beihilfe zur Ausbeutung meiner Person?
Warum übernimmt man eine ehrenamtliche Tätigkeit? Man hat ja Zeit, es kann die Woche strukturieren, man behält Kontakt zur Welt, es kann sinnstiftend sein, die Sache interessiert einen uvm.. Das ist ja alles durchweg positiv. Trotzdem besteht die Gefahr, dass es kippt und einem selber zu viel wird, zu nahe geht, zu viel Kraft kostet.
Im Baum geht es dann an mehreren Stellen um die Schwierigkeit, "gesunde" Grenzen zu ziehen und recht oft wird das "schlechte Gewissen" erwähnt. Hängt das nicht zusammen?
Ich selber habe anscheinend sehr früh gelernt, die Bedürfnisse anderer wahrzunehmen und mich dafür in gewisser Weise verantwortlich zu fühlen, sowohl als möglicher Verursacher, als auch als die Person, die das "reparieren" müsste. Einher damit geht eine gewisse Schwierigkeit, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Noch schwieriger ist es, die Fremdbedürfnisse gegen die eigenen abzuwägen. Die Grenze dazwischen wird schwammig und dehnbar, sie kann ganz verloren gehen.
Wie entsteht denn dieses pauschale schlechte Gewissen, diese Schuldgefühle? Da muss doch zum einen eine starke Antenne für die Bedürfnisse anderer vorhanden sein, als zum anderen eine erhöhte Bereitschaft, für fremde Nöte persönliche Verantwortung zu übernehmen. Und wenn da diese Automatismen sind, die einen in die Verantwortung nehmen, dann verschieben sich auch automatisch die Grenzen des Selbstschutzes.
Das hat natürlich auch mit erlebter Abwertung und dem lebenslangen Wunsch, der Sehnsucht zur Aufwertung zu tun.
LG ................ Brickman