hanitas schrieb:
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> Hallo Gemeinde!
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> Was glaubt Ihr, warum seid Ihr erkrankt?
> Aus dem psychischen Lot geraten?
>
> Wieviel Anteil haben Erlebnisse.
> Kindheit.
> Und wieviel Genetik- bzw Vulnerabilität.
ich denke, dass Kindheit und Jugend einen hohen Anteil am recht frühen Ausbruch der BS hat. Genetik spielt wahrscheinlich auch eine Rolle.
>
> Glaubt Ihr, daß man ES auffangen hätte können,
> wäre das Umfeld/ anders gewesen.
Vielleicht hätte man den frühen Ausbruch verhindern können durch stabilere Voraussetzungen, vielleicht auch ganz. Woher soll ich das wissen? Alles reine Spekulation.
> Ist es Folge von Lebensereignissen oder von
> Umständen die man sich nicht eingestehen konnte?
Als Kind aber auch Jugendlicher ist man unmöglich in der Lage, sich Folgen von Lebensereignissen einzugestehen und sich adäquat damit auseinanderzusetzen. Differenzierte schadhafte Zusammenhänge so früh zu erkennen kann auch Überforderung bedeuten, weil man nicht in der Lage ist, etwas zu ändern. In dem Alter ist man abhängig ob man will oder nicht.
> Oder ist es doch hauptsächlich eine Erkrankung
> bei der die Neurotransmitter aus dem Lot sind?
Die Gehirnchemie gerät nicht einfach so aus dem Lot. Das sehen wir immer wieder. Bestimmte Ereignisse münden in Phasen bei uns, sowohl negative als auch positive.
>
> Glaubt Ihr, es geht Euch nur durch medizinische
> Prophylaxe "gut" oder verzichtet Ihr darauf.
Vielleicht ist eine nur medikamentöse Prophylaxe bei Einigen ausreichend. Bei mir nicht und bei vielen anderen auch nicht. Auch das lesen wir hier immer wieder. Und ich erfahre es vorort auch bei und von anderen.
>
> Ginge es ganz ohne Verhaltenstherapie? Bzw.
> irgendeiner Art sich mit sich und den
> Gegebenheiten auseinander zu setzen?
Auseinandersetzung ist wichtig. Der Grat zur Überidentifizierung ist schmal. Gefühlsschwankungen hat jeder Mensch.
>
> Ist Spiritualität für Euch/Dich wichtig?
Nein, für mich ist Spiritualität ein Begriff, den ich schwer greifen kann. Oft wird er heute inflationär benutzt und kann alles mögliche bedeuten. Ich kann damit nicht allzu viel anfangen.
>
> Wie lange hat es gedauert, bis Ihr eine Diagnose
> hattet bzw. Euch selbst "einordnen "konntet?
Mit 17 brach die Krankheit erstmals mit voller Wucht aus. Da bekam ich die Diagnose Schizophrenie. Mit 30 hat man sich dann angenähert auf schizoaffektive Störung. Mit 42 bekam ich die Diagnose BS. Erst da begann ich, mich zielgerecht auseinanderzusetzen. Vorher wusste ich recht wage, worauf ich achten muss (z.B. ausreichend Schlaf). Das war zu wenig. Und ich konnte meine Schwankungen schwer selber einordnen.
>
> Wenn Ihr wählen könnten- würdet Ihr ES einfach
> nur weg haben wollen?
Ja, ich würde viel lieber gesund und stabiler sein.
>
> Oder ist es Teil Eures Lebens.
Trotzdem ist die BS natürlich ein Teil meines Lebens. Ist es das nicht bei allen Menschen, die durch chronische Erkrankung eingeschränkt sind?
Ich war mal bei der DGBS-Tagung auf einem Workshop "Genetik versus psychosoziale Faktoren" o.ä. Geleitet wurde der WS von Dr. Th. Bock und einem Genetiker (Name vergessen). Beide waren sich am Ende einig, dass es kein Entweder-Oder ist sondern ein Sowohl-Als-auch. Beides interagiert miteinander.
Wir wissen heute auch, dass Genetik kein starres Konstrukt ist.
Alles Gute
Friday
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Nicht alles, was schwankt, ist bipolar.
Hätte ich die Kraft nichts zu tun, ich täte nichts.
Man muss sich von sich selbst nicht alles gefallen lassen.