Hallo Punkt3,
du schreibst:
Deshalb richte ich die Frage jetzt vor allem an euch Betroffene, die mit dieser Krankheit leben.
Ich nehm jetzt das "vor allem" zum Anlass dir trotzdem zu antworten, weil es mir ein Rätsel ist warum du auf die Erfahrungen und Meinungen von Angehörigen verzichten willst.
Gut, dass du in diesem Beitrag schreibst
mit dieser Krankheit leben. Das ist wohl die Kunst, die Betroffenen nicht von heute auf morgen lernen, MIT der Krankheit zu leben und nicht dagegen anzukämpfen.
Darf ich wütend auf meinen Bruder sein?
Vordergründig eine einfache Frage, einfach zu beantworten. Du BIST wütend auf deinen Bruder, das ist ein Fakt.
Und ja klar darf man in so einer Situation wütend sein, wütend auf ganz Viel, aber meiner Meinung nach nicht ausschließlich auf den Betroffenen.
Besser das, was einen zurecht wütend macht sehen als das was es ist, die Auswirkungen und Symptome einer schweren Krankheit.
Und als Botschaft, dass man einen Punkt erreicht hat an dem man verstärkt auf die eigenen Bedürfnisse achten sollte.
Wärst du überzeugt, dass er im Unrecht bzw. sich "schuldig" gemacht hat müsstest du auch gar nicht fragen ob du "darfst".
Wut ist ein sehr viel gesünderes Gefühl als es die darunter liegenden Schuldgefühle oder Eifersucht sind. Sich diesen zu stellen ist sehr viel schwieriger. Ich habe einen gesunden Sohn und einen Erkrankten, weiß also ein wenig was dir womöglich noch so alles unterkommen kann.
In wie weit beeinflusst diese Krankheit, besonders in der Manische Phase das Denken und kann er sich dagegen wehren wenn er es wirklich will?
Deborah hat dir ja schon eine sehr gute Erklärung/Antwort geschrieben. Ich schließe mich ihr an soweit ich das als Angehörige überhaupt kann
und möchte betonen, dass wenn es so einfach wäre, eine bipolare Störung selber willentlich zu beeinflussen, glaubst du wirklich irgendjemand würde freiwillig sein Leben immer wieder an die Wand fahren, wertvolle Beziehungen und Menschen verlieren nur weil er es nicht wirklich anders will?
Das ist wie in einer Depression zu sagen "jetzt reiß dich mal zusammen". Also ganz klar Nein, sonst wäre es keine Krankheit sondern eine Charakterschwäche.
Ich habe nämlich oft das Gefühl, dass er irgendwie einen "krankheitsbonus" ausspielt und sich die Sache einfacher macht, als sie ist...
Das mag sein, dass das bei deinem Bruder so läuft, kann aber sicher nicht pauschal einer bestimmten Erkrankung zugeschrieben werden.
Das ist denke ich Charaktersache. Natürlich gibt es chronisch kranke Menschen die manipulativ unterwegs sind und ihre Krankheit nutzen für was auch immer. Als Entschuldigung oder als "Lebensinhalt".
Ist aber meiner Ansicht und Erfahrung nach, kein typisch bipolares "Symptom".
LG
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Wenn alle Klügeren nachgeben, wird die Welt von den Dummen regiert…
Marie von Ebner-Eschenbach
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 05.01.18 11:49.