Re: Fragen von Angehörigen an Betroffene

05. 01. 2018 02:17
Hallo Punkt3,

ich bin bipolar, ich war nie im Gefängnis. Ich hätte aber manchmal, von meinen Exkursionen her, scheinbar sogar das billigend in Kauf genommen.
Doch nun zu Deiner wichtigen Frage nach der Wut auf ihn. Ja klar, warum auch nicht. Er hat durch sein Verhalten, sei es krankheitsbedingt oder sei es sein Charakter recht tüchtig für Unheil bei Deinen Eltern gesorgt.
Was anderes: Mein Vater war Alkoholiker. Ich war es auch. Nee, Quatsch, ich bin es natürlich immer, genauso wie ich immer bipolar bin.
Ich bin aktuell seit ganz Kurzem dabei, von einem Alk-Rückfall zurück zu finden. Ich habe Familie. Eine kleine Exkursion ist bei mir kein lässiger Spaß. Das erschüttert richtig. Und natürlich waren alle sauer auf mich. Schließlich ging ich ja freiwillig Bier trinken. Bin dann freiwillig mit Restalkohol im Blut Auto gefahren. Und wollte mich dann, ganz erledigt, zu Hause erholen. Cool? Sei mal kurz nicht Deines Bruders Schwester. Sei mal kurz meine Tochter mit einem noch ganz frischen Führerschein. Und frage Dich, mich und sie, ob sie sauer, wütend und traurig sein durfte über mein Fehlverhalten.
Kurz zurück zu meinem Vater. Er war in seiner trockenen Zeit lange bei AA. Er hat mir gewisse relativ unpoetische Sachen über das Trinken, das Saufen gesagt. Ich akzeptiere seither gar nicht mehr, wenn jemand aus einem Grund an die Flasche geraten ist. Wer saufen will, tut das mit Absicht. Fertig. Und er lebt dann mit den Konsequenzen. Fertig II.
Was nu mit dem bipolaren Bruder. Bekam er die Krankheit, hat er sie gestartet, weil er sie wollte? Irgendwie ja. Und ich ahne, dass das hier Gemecker geben wird. Egal. Es ist meine Meinung. Lies über die Hintergründe von Bipo-Anfängen und versteh vielleicht, was ich meine. Kiffen ist für Menschen mit dieser Veranlagung z.B. ein Hoch-Risiko. Habe ich gekifft. Yes, Sir, I did it. Nicht viel. Langte aber scheinbar, um die ersten Phasen zu triggern. Danach lief die Kiste und war nicht zu stoppen. Sie ist seither nur noch mit viel Unterstützung, Verständnis, Medizin, guten Ärzten etc. zu begleiten. Der Kranke muss so oder so zur Krankheitseinsicht finden, zum Arzt gehen, und Schluss ist es mit der wilden Fahrt. Regeln gelten ab da dann.
Belohnung: normales erfülltes Leben, wenn man das noch kann und schätzt.

Seit wütend auf ihn. Für Dich, für Deine Lebensqualität, und für die Rückmeldung für ihn. Letztere benötigt er derzeit sehr. Sie ist eines dieser kleinen Türchen, dass ihm u.U. zu eben dieser so nützlichen Einsicht verhelfen kann.
Eines noch: Wie gut, dass Du hier bist!

Genug für heute Nacht

Gruß B.

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Bipolar, Typ II, geb. 1965,
aktuelle Med.: seit Herbst 2021 ohne Medikation
früher Carbamazepin und zeitweise Quetiapin



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 05.01.18 02:23.
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Fragen von Angehörigen an Betroffene

Punkt3 2338 05. 01. 2018 00:43

Re: Fragen von Angehörigen an Betroffene

Bohumil 898 05. 01. 2018 02:17

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Ver-rückt 602 06. 01. 2018 13:52

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Punkt3 572 07. 02. 2018 19:40

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Bohumil 796 05. 01. 2018 02:25

@ Punkt3

Deborah 765 05. 01. 2018 06:50

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Punkt3 477 07. 02. 2018 19:52

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Tessa 775 08. 02. 2018 12:22

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Antero 400 08. 02. 2018 14:01

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kinswoman 671 05. 01. 2018 11:45

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Punkt3 514 07. 02. 2018 20:04

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dino 706 05. 01. 2018 12:09

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Diesel 649 26. 02. 2018 18:08

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Diesel 777 28. 02. 2018 20:46



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