Trennungsgedanken

29. 12. 2022 00:17
Das ist mir sehr unangenehm, min Privatleben derart in der Öffentlichkeit auszubreiten. Das mache ich sonst nicht, aber die Psychologin, an die ich mich sonst damit gewendet hätte, ist diese Woche krank.

Ich bin liiert seit 2006, verheiratet seit 2010 und seit 2015 denke ich immer wieder an Trennung.
2013 habe ich meine Arbeit und damit meine finanzielle Unabhängigkeit verloren. Zudem hat man mir in der Psychiatrie erklärt, dass ich Fehlwahrnehmungen haben kann, sodass ich meinem eigenen Urteil nicht mehr vertraue.

Meiner eigenen Beobachtung nach ist es so, dass es zwischen uns als WG "passt", wenn ich depressiv bin. Das bin ich leider viel zu oft. Ich bin dann zufrieden mit dem, was ist. Je weniger depressiv ich bin, desto mehr will ich ausbrechen. Nun kann ich nicht einschätzen, ob das ein Symptom meiner Krankheit ist, dass ich mich trennen will, oder ob ich bleibe, weil ich krank bin.
Ich fühle mich kontrolliert und kleingehalten. Das Vertrauen habe ich schon lange verloren.
Gemeinsame Sexualität gibt es über zehn Jahre nicht mehr, wir haben unterschiedliche Vorlieben. Kompliziert. Seit über einem Jahr gibt es einen anderen, der mehr als nur ein Betthäschen ist. (Eines Tages standen Rosen in der Küche und für mich waren sie nicht.) Das war so nicht vereinbart. Ja, ich bin eifersüchtig und fühle mich betrogen. Ja, ich habe das kommuniziert.
Immer häufiger kommt es zu Streits. Angeblich habe ich zu hohe Ansprüche und mache immer nur Vorwürfe. Mein Bedürfnis nach emotionaler Nähe sei pathologisch. Und so weiter.
Die Beziehung wird langsam aber sicher toxisch. Früher war das anders. Jahrelang habe ich um eine Paartherapie gebettelt, auch um meine akuten Phasen gemeinsam aufzuarbeiten, aber das ist letztlich an Corona gescheitert.
Für mich ist inzwischen der Zug abgefahren. Ich glaube nicht, dass ich mich noch einmal für diese Person erwärmen kann. Zu sehr überwiegen Verletzung, Kränkung, Wut, Trauer, Enttäuschung.

Seit einem Jahr arbeite ich daran, wieder in Arbeit zu kommen, stundenweise. Mit einem Minijob könnte ich mir ein Apartment finanzieren. Ab 2023 könnte ich wahrscheinlich schon vorher Wohngeld bekommen. Es würde eng werden, aber es ginge.

Ein Grund, warum ich noch da bin, sind unsere Katzen. Ich habe sie erst vor drei Jahren aus dem Tierheim geholt, wohl aus dem Wunsch heraus, damit etwas Verbindendes zu schaffen. Die eine Katze ist inzwischen krank und braucht alle 12 Std. ihr Medikament. Ich glaube nicht, dass sie hier adäquat versorgt würde und müsste sie daher ins Tierheim zurückgeben.
Ja, ist mir klar, dass ich wichtiger sein sollte als die Tiere.

Ein anderer Grund ist, dass ich Angst habe vor dem, was danach passiert. Bei meiner letzten Trennung wurde ich in meinem Apartment überfallen, bedroht, gestalkt etc.
Ja, ist recht unwahrscheinlich, dass sich das wiederholt, auch wenn ich immer wieder Wutausbrüche aus dem Nichts heraus erleben muss.

Und Trennungen gehören bekanntlich zu den Life Events, die Episoden auslösen können. Ich will nie wieder in die Geschlossene.

Was ich bei alledem nicht verstehe ist, dass ich mich einsam fühle und Liebeskummer habe. Jetzt, wo mein Konkurrent beglückt wird und ich mich eigentlich freuen könnte, die Wohnung für mich zu haben.
Werde ich mich nicht noch viel beschissener fühlen, wenn ich es wirklich durchziehe und ausziehe?
Bin ich vielleicht einfach nur zu kraftlos, um um unsere Ehe zu kämpfen? Oder ist genau das falsch?

Fragen an euch:
Wenn ihr euch getrennt habt und stabil geblieben seid: Wie habt ihr das geschafft?
Wenn ihr euch getrennt habt und instabil wurdet: Was ist schief gelaufen?

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Pronomen: er, Baujahr 80, GdB 50, voll erwerbsgemindert, berufsunfähig
Diagnosen: 03/2009 rezidiv. Depression, 06/2012 schizo-affektive Störung, 08/2016 bipolare Störung, 02/2019 Psoriasis, 03/2019 Psoriasisarthritis, 10/2021 Schlafapnoe, 07/23 VD ME/CFS u.a.
Medis: Valproat 500mg 1-0-2-0, Olanzapin 2,5mg 0-0-0-1, bei Bedarf Perazin 25mg 1-3x/Tag u.a.

Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.
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Trennungsgedanken

Hotte 1149 29. 12. 2022 00:17

Re: Trennungsgedanken / @ Hotte

Miramis 339 29. 12. 2022 01:09

Re: Trennungsgedanken / @ Miramis

Hotte 425 29. 12. 2022 02:03

Re: Trennungsgedanken / @ Miramis

zuma 260 29. 12. 2022 14:13

@ Hotte / 'Verknüpfungen'

Miramis 493 31. 12. 2022 04:43

Re: Trennungsgedanken

Turicum 327 29. 12. 2022 16:31



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