Hallo Friday,

ich fand Deinen Einwand sehr interessant und durfte mich zurück erinnern. Bei mir war es ähnlich. Ich
wollte mich aus einer chaotischen, unglücklichen,lieblosen und langjährigen Beziehung kurz vor meinem 30sten Geburtstag trennen von meinem damaligen Freund.

Nur meine hypomanische Phase verhalf mir dazu, dass auch in die Tat umzusetzen. Leider bekam mein
Höhenflug der Freiheit solch einen Auftrieb, dass ich manisch wurde und in eine fremde Großstadt mit
dem Zug fuhr um von dort weit weg zu fliegen. Manisch halt, da ist alles möglich.

Ich wurde dort auffällig und untergebracht in einem netten Waldkrankenhaus. So merkwürdig sich das
anhören mag, ich habe die Zeit dort sehr genoßen.

Endlich weg von ihm, von meinem ungeliebten Job, all den Menschen, die mir nicht guttaten. Ich fand
ein wenig mehr zu mir und ging viel im Wald spazieren.

Wieder zurück war ich nur noch ein Schatten von mir selbst. Ängstlich, fremdbestimmt und hatte einfach
nicht die Kraft wirklich zu gehen.

Er spielte natürlich seinen Ass aus und sah auf mich herab und unser Umfeld ebenso. Ich schämte mich
so sehr für meine Macke und nahm weiterhin alles in Kauf, nur noch kaputter als vorher.

Alles lange her, aber Du Friday hast mich erinnert. Ich bin kein schlechter, oder beziehungsunfähiger
Mensch, nur weil ich bipolar bin.

Manchmal ist es mit mir wie mit einem Überraschungsei, Du weißt nie was drinnen ist. Ich hatte immer
langjährige Beziehungen, auch "Normalos" können sehr anstrengend sein.

Diese Angst vor dem Alleinsein begleitet mich schon mein Leben lang und ich habe zu lange irgendwo
ausgehalten, Hauptsache ich bin nicht allein. Ich hatte immer Hunde, die mir näher waren, als manch
Mensch.

Ich darf jeden Tag dazulernen. Ich mache mich heute von niemanden mehr abhängig, der meine Liebe
und mein Vertrauen nicht verdient.

Vielen Dank

Turicum