Hallo zusammen
Ich habe einige Fragen zum Umgang mit meinem besten Freund (27), der bipolar ist. Er spricht leider nicht immer sehr offen über seine Krankheit, so dass ich nicht weiß, ob er Medikamente nimmt oder zurzeit auch eine Psychotherapie macht. Ich weiß nur, dass er es mal gemacht hat.
Zurzeit ist er sehr zurückgezogen, so dass wir uns eigentlich nicht mehr sehen und nur noch selten miteinander schreiben. Das geht jetzt seit 1-2 Monaten so. Davor haben uns immer ziemlich regelmäßig gesehen. Mittlerweile macht es mir nicht mehr so viel aus, aber als seine Phase des Sich Zurückziehens zum ersten mal aufkam seitdem ich ihn kenne, hatte ich sehr Schwierigkeiten damit umzugehen. Ich habe es immer sehr persönlich genommen und dachte, dass er mich persönlich nicht mehr sehen möchte. Ich habe ihn oft darauf angesprochen und nachgehackt und auch leider etwas gedrängt. Was mir aber nicht klar war. Ich habe es nicht bewusst gemacht. Deswegen hatten wir sehr oft Streit miteinander.
Ich kannte die Krankheit vorher leider nicht. So wusste ich nicht wie ich es zu interpretieren habe, woran es liegt etc. Er hat es mir einige Male versucht, zu erklären. Aber da solche Phasen sehr wechselhaft waren, dachte ich immer, dass es an etwas bestimmten liegt, dass er sich wieder zurückzieht.
Ich wusste also gar nicht, wie man mit bipolar erkrankten Menschen umgehen soll und was alles zum Krankheitsbild gehört. Ich habe immer gehofft, dass er sich mir öffnet und erklären kann, aber ich glaube, er wusste selbst nicht immer, was mit ihm los ist. Leider kam es in der Vergangenheit auch oft vor, dass er mir Vorwürfe gemacht hat. Er meinte mal, dass er nicht glaubt, dass ich ihn wirklich mag, sondern nur mit ihm befreundet bin, damit ich mich nicht einsam fühle. Er meinte auch mal, dass er mir nicht vertraut, aber es gerne können würde. Und ich habe ihm meiner Meinung nach nie einen Grund für einen Vertrauensbruch gegebene. Teilweise konnte er sehr gemein werden und hat mich mit seinen Worten sehr verletzt. Anfangs als ich es zum ersten Mal passierte, entschuldigte er sich noch im Nachhinein. Mittlerweile kommt eigentlich keine Entschuldigung mehr oder keine richtige. Ich habe das Gefühl, dass er mittlerweile sehr stolz geworden ist irgendwie. Er kann sich auch gar nicht mehr richtig bedanken, wenn ich ihm etwas Gutes tue.
Ich habe immer versucht, es nicht persönlich zu nehmen und auf seine Krankheit zu schieben. Aber manchmal kann ich leider das Gesagte von ihm nicht vergessen und fange auch an, an der ganzen Freundschaft zu zweifeln. Er sprach auch einige Male davon, den Kontakt zu mir abzubrechen. Wenn ich dann damit einverstanden war, hat er es sofort zurückgezogen und meinte, dass er manchmal Sachen sagt, die er nicht so meint.
Mittlerweile ist er leider auch körperlich ernsthaft erkrankt. Weil ich mir immer Sorgen deswegen gemacht habe, habe ich oft gefragt, wie es ihm geht und ob ich ihm helfen kann etc. Auch davon war er immer sehr genervt. Mittlerweile habe ich deswegen auch aufgehört zu fragen, obwohl es mir sehr schwer fällt und ich ein schlechtes Gewissen bekomme.
Meine Frage geht an alle (Betroffene und Angehörige):
Wie ist grundsätzlich in so einer Situation mit Erkrankten umzugehen? Ist es gut, wenn ich mich noch regelmäßig bei ihm melde, um zu zeigen, dass er mir wichtig ist und ich ihn nicht vergessen habe. Oder doch lieber in Ruhe lassen?
Wie ernst kann man die verletzenden Worte von ihm nehmen? Kann ich noch davon ausgehen, dass er mich mag?
Vielleicht können Betroffene nochmal genauer erklären, wie es einem in solchen Situationen geht?
Ich habe meinen besten Freund als einen liebevollen, empathischen Menschen kennengelernt. Aber er hatte mir ggü auch mal erwähnt, dass er anfangs besonders nett war, damit ich ihn mag. Sonst hätte ich mich seiner Meinung nach gar nicht mit ihm angefreundet. Daher kam mir leider oft der Gedanke, dass er mir anfangs nur etwas vorgespielt hat und später sein "wahres" Gesicht gezeigt hat.