Ich würde gern zu dem Thema auch noch etwas beitragen. Ich bin auch Angehörige eines Betroffenen und habe das in der (hypo-) manischen Phase auch so erlebt, dass ich der "Feind" bin. Ich kriege dann verbale Aggressionen ab, Absprachen werden nicht eingehalten oder er macht irgendwelchen Mist ohne überhaupt mit mir über sein Vorhaben zu reden und das schlimmste ist, dass er wie er selbst sagt sich dann immer für andere Frauen interessiert und es auch schon passiert ist, dass er mich stehen läßt, um zu einer anderen Frau zu eilen.
Ich habe in diesen Zeiten mehrmals mit dem Beratungsdienst von der DGBS telefoniert und ein Betroffener hat mir versucht, das etwas zu erklären. Er sagte, das Streben nach außen und die Ablehnung der Angehörigen passiert, weil sie von uns eben hören, das ihr Verhalten ja nicht normal ist und zur Manie gehört. Sie fühlen sich aber nicht krank, sondern wunderbar und suchen sich dann im Außen Personen, von denen sie Bestätigung bekommen wie toll sie sind und was für tolle Ideen sie haben. Die Außenstehenden wissen oft nichts von der Erkrankung und kriegen anfangs oft auch nicht mit, was für einen Scherbenhaufen sie vielleicht gerade mit ihrem Verhalten erzeugen.
Bei uns war es z. B. so "verrückt", wir wollten aus zwei Wohnungen zusammen ziehen, er hat einige Wochen vor dem Umzug in seiner Manie mit einer Frau, die er aus der Klinik kannte (auch bipolar und wahrscheinlich auch gerade in einer Manie) in seiner Wohnung zusammen gehaust. Die brauchte ein Wohnquartier, weil sie bei ihrem Freund gerade rausgeflogen war. Einerseits hat er mich in dieser Zeit gemieden und keinerlei Interesse gezeigt, andererseits hat er mir mehrmals erklärt, er würde nach wie vor mit mir zusammen ziehen wollen, denn seine Wohnung war gekündigt und er hatte keine Alternative. Er hat aber auch keine Anstalten gemacht Umzugskisten zu packen. Die Frau hat sich bei ihm eingenistet und auch den Umzugstermin ignoriert. Ich habe dann den Vermieter informiert, der hat auch Angst bekommen, dass die Wohnung nicht rechtzeitig geräumt wird, denn er hatte schon Handwerker bestellt. Und so hat er der Dame Hausverbot erteilt, weil er ihm auch schon mehrmals erklärt hat, dass er keine Untermieter genehmigt. Erst danach war er bereit mit mir zu kooperieren und seine Umzugskisten zu packen. Die Autorität des Vermieters hat gewirkt, obwohl er es nicht eingesehen hat. Ich allein konnte ihn nicht dazu bewegen mal an seinen Umzug zu denken und die Frau vor die Tür zu setzen. Ich war schon auch kurz davor mich zu trennen, aber er war in dem Zustand und auch allein ohne ausreichendes Einkommen nicht in der Lage sich eine andere Wohnung zu suchen. Er hätte da auch leicht obdachlos werden können und so habe ich ihm das Angebot gemacht, erstmal wie geplant die Umzüge zu machen, gucken ob wir uns wieder annähern können und wenn nicht, dann eben später eine Wohnung zu suchen.
Das Wohnen zusammen klappt zwar prima. Ich sage immer wir sind eine super WG, aber partnerschaftlich haben wir uns von dem ganzen Geschehen noch nicht erholt. Ich habe Angst vor einer nächsten Manie, wo er mich wieder stehen läßt und er ist nicht zugänglich mit mir darüber zu reden - also mir fehlt die Einsicht bei ihm und das Bemühen, wenigstens Absprachen zu treffen, was wir bei einem nächsten Ausbruch evtl. tun können. Das hat auch solche Auswirkungen, dass er z. B. gern einmal in der Woche mit jemandem regelmäßig Schwimmen gehen würde, weil er wegen der Medikamente schon auch zugenommen hat. Allein kann er sich nicht aufraffen, deshalb wäre ein Schwimmpartner gut. Drei Freunde haben wir schon gefragt, die aus unterschiedlichen Gründen nicht können. Es gäbe eine Frau, mit der er sich bei seinem Sprachkurs angefreundet hat und die waren früher auch ein paar mal zusammen schwimmen, als ich ihn noch nicht kannte. Aber ich habe Angst, dass er dann in der nächsten Manie die Frau anbaggert und mit der dann abhaut. Wäre ja dann die beste Gelegenheit. Deshalb wäre es mir viel lieber, er geht mit einem Mann schwimmen... Auch darüber will er mit mir einfach nicht reden.
