tschitta schrieb:
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> Bei mir war das ein ganz schwieriges THema, und es
> dauerte sehr lange bis ich genügend Vertrauen
> hatte, um dann ein medi auszuprobieren.
> Es war Angst, das Medi würde mich
> wesensverändern oder kontrollverlust machen, und
> aufgrund meiner Biografie war Kontrolle über das
> Geschehen für mich zentral.
> Jedoch sobald ich das Gefühl hattte, die
> KOntrolle über mich, oder das Weitere zu
> verlieren, setzte ich umgehend ab.
>
> Hat sicher weitere Aspekte ..bei mir sind
> Traumatisierung im hIntergrund, deshalb war das so
> schwer mit den Vertrauen. Ich schreibs, weil
> könnte bei ihm evtl. ähnlich sein.
>
>
tschitta, bei meinem Mann gibt es auch ein frühes Trauma. Er wird auch sonst extrem misstrauisch, wenn ein gewisser Punkt überschritten wird -
aber nur dann. Sonst ist er fast schon naiv in seiner liebevollen, nur Gutes erwartenden Art den Menschen gegenüber. Er ist freundlich zu allen, hilft gerne, auch auf eigene Kosten, etc., er ist sehr sensibel und gefühlvoll und verletzlich. Ich denke, das ist sein wahrer Charakter und dieses Umschalten auf den Argwohn, das kommt von seinem Trauma (und den vielen kleinen Retraumatisierungen die man zwangsläufig im Leben so erleidet wie Enttäuschung durch Freunde etc.) - diese Seite zeigte er auch erst, als er in die Depression kam und auch da i.d.R. dann, wenn er unter Stress oder Druck (auch emotional) kam. Er hat mir mal zu Anfang dieser Manie jetzt gesagt, nachdem er ausgerastet war und wir uns wieder versöhnt hatten: Das wäre alles nicht nötig gewesen wenn ich nur gekommen und ihn in den Arm genommen hätte. Das sind die Pole, zwischen denen er pendelt, seit er krank ist, jetzt in der Manie ist es extrem: Da ist er, dieser liebe freundliche fröhliche Mensch, der vertraut und glaubt und das Gute in allem und in allen sieht, der seine Probleme erkennt und binnen kürzester Zeit die Diagnose Depression und die Therapie akzeptiert hat - und gleichzeitig ist da dieses verletzte, verdrehte, und mir in der jetzigen Ausprägung gänzlich fremde Wesen, das von Argwohn bis neuerdings Morddrohung alles drauf hat und das niemandem über den Weg traut, überall Feinde und Verfolger sieht, jeden Gedanken daran, dass er krank ist, verweigert.
Da er ja trotz seines Zustandes freiwillig die Medikamente genommen hat, weiß ich, dass er irgendwo da drin noch er selbst ist - und dennoch weiß ich auch, wie unfassbar schwierig es sein kann, sich auf eine lebenslange Krankheit einlassen. Ich bin selbst chronisch krank und habe viele Jahre gebraucht, um es akzeptieren zu können. Und ich hatte auch die Phasen, wo ich einfach keinen Bock mehr hatte, einfach wieder so sein wollte wie früher und die Medis abgesetzt habe, mit allen Folgen. Es hat Jahre gebraucht, bis ich soweit war - und ich bin nicht bipolar, was nochmal was ganz anderes ist! Insofern mache ich mir keine Illusionen: Er wird wohl nicht morgen aus der Manie-Psychose erwachen und sich freiwillig einweisen und dann fortan sein ganzes Leben der Resilienz-Bildung widmen. So einfach geht es nicht. Aber mit Glück wird er eine Behandlung akzeptieren und weiter an sich arbeiten. Ob das bzw. wofür das für uns und unsere Tochter reicht - das wird die Zeit zeigen müssen.