Hallo, rotkappe,
mir geht es im Moment so ähnlich wie Dir.
Nach meinem Studium habe ich nie eine Stelle bekommen und selbständig machen wollte ich mich nicht, da ich Angst davor hatte. Das Studium war auch nicht mein Traumstudium. Meine Bekannten hatten mir von meinen Träumen abgeraten, da ich zu „langsam“ sei.
Nach einem vom Arbeitsamt bezahlten Fortbildungskurs, der von der Qualität grottenschlecht war, bewarb ich mich auf Teufel komm raus, da ich der Sozialhilfe entgehen wollte. Schließlich landete ich als Sekretärin in Teilzeit (ich schreibe nicht blind und nicht schnell, aber mit 10 Fingern). Leider gab es gravierende Veränderungen bei der Arbeit einschl. einer Vermehrung der Stundenzahl auf 8, faktisch auf 10, mit kaum noch Freizeit am Tag. Das mündete schließlich in meine erste Manie und die Kündigung seitens meines Arbeitgebers.
Das war vor 13 Jahren. Seitdem bin ich vom Staat abhängig. Reha, Ein-Euro-Job, Mini-Jobs und zwei Halbtagsstellen, noch zwei Kündigungen wegen Unfähgkeit. Eine Umschulung habe ich mir wegen der BS nicht zugetraut.
Heute habe ich einen Mini-Job als Helferin, zwei Stunden am Tag, und ich bin danach fix und fertig meistens, da einfach zu viel zu tun ist. Außerdem habe ich oft Angst, wegen meiner Fehler auch noch die 160 Euro zu verlieren. Für höherwertigere Stellen wollen sie nur Leute mit kaufmännischer Ausbildung.
Meine berufliche Zukunft? Alter? Ich will gar nicht daran denken.
Natürlich bewerbe ich mich weiter auf Bürostellen. Busbegleiter, die nicht fahren, braucht auch keiner mehr, war ich sechs Jahre lang.
Call-Center könnte ich nicht. Eigentlich kann ich gar nichts. Im Mittelalter wäre ich noch gefragt gewesen, da ich lesen und schreiben kann.
Und dann habe ich noch diese kognitiven Probleme. Na, wenigstens habe ich nächste Woche wieder einen Termin beim Schlafmediziner. Ich möchte diese Probleme in den Griff bekommen.
Ich weiß, meine Geschichte hilft Dir auch nicht weiter, da ich nicht viel Hoffnung für mich habe, aber Du bist nicht alleine.
Und es ist gut, wenn Du Dich bewirbst. Als was bewirbst Du dich denn?
Liebe Grüße, und ich drücke Dir ganz fest die Daumen.
Lisa Vincenta
Weiblich, 60 Jahre, seit Ende 2002 an Bipolarer Störung erkrankt, seit 2011 an einer Ticstörung