ich mußte bei deinem Beitrag an eine - wahre - Geschichte denken, die mir von ca 10 Jahren passiert ist. Wenige Tage vor meinem einzigen Klinikaufenthalt... Auch in dieser Geschichte ist etwas Situationskomik enthalten:


Die alte Dame

Ich steige in die Linie 13 ein und habe schon das Gefühl, beobachtet zu werden. Typisch für diesen anderen Bewußtseinszustand ist, daß ich mich immer beobachtet und im Mittelpunkt fühle.
In der Bahn setze ich mich hin und versuche vergeblich was zu lesen. Die Konzentration fehlt einfach. Kurz hinter der Aachener Straße klopft eine alte Frau an das Fahrerfenster und will wissen, ob sie mit dem Bus zur Telecom kommt. Die Frage war für alle Anwesenden, einschließlich Fahrer unverständlich. Welche Telecom, welcher Bus usw.? Ich fühlte mich gleich angesprochen und stand auf, um mit der alten Dame zu sprechen. Aber auch ich konnte ihr Begehren nicht klären, weil es unklar und unzusammenhängend geäußert wurde. Ich hatte aber den Eindruck, daß sich sowohl der Fahrer als auch die anderen Fahrgäste zufrieden zurücklehnen konnten, weil sich ja jetzt jemand kümmerte. Da ich gerade Zeit hatte, wollte ich weiter behilflich sein und stieg an der Haltestelle mit aus. Erst draußen stelle sich dann heraus, daß sie gar nicht zu dem Telecom-Gebäude wollte, das ich gemeint hatte, sondern ein anderes in entgegengesetzter Richtung. Mir gelang es auch nicht, die Dame von meiner Richtung zu überzeugen, sie war nämlich in gewisser Weise sehr resolut und wußte genau, was Sache war - kein bischen verwirrt, was ich zuerst vermutet hatte!
Beim Aussteigen erfuhr ich ihren früheren Beruf (Operssängerin), was mich wieder in meiner Meinung bestärkte, die Dame sei auf mich angesetzt worden! Ich sah schon überall die Fernsehkameras...

Beim Gang zum Bus in der von ihr gewünschten Richtung erfuhr ich dann noch nähere Einzelheiten über den Grund ihres Besuches bei der Telecom: es ging um eine Rechnung, die sie sich genauer erklären lassen wollte. Meinen Vorschlag, das könne man doch telefonisch klären, wies sie resolut zurück, wobei mir nicht klar war, wieweit sie mich verstanden hatte.

Da gerade ein Bus kam, tat ich ein übriges und stieg auch noch mit ihr in den Bus ein. Eine kurze Frage an die Allgemeinheit der Fahrgäste, ob es hier zur Telecom gehe, wurde gleich von einem zuverlässig ausstehenden jungen Mann bestätigt. Ich stieg jetzt beruhigt an der nächsten Haltestelle aus und hatte den Eindruck, schon zuviel des Guten getan zu haben.



lG
Gerd