Hallo Heydi!
Glück! Was ist denn schon Glück!? Wovon hier gesprochen wird, ist ein kurzer Kick, sich geil fühlen, mehr nicht.
Ein Recht darauf zu haben, es sich gönnen zu müssen, dieser ganze Quatsch, das sind alles fixe Ideen.
Es kann dauern, bis man mit dem normalen Leben wieder etwas anzufangen weiß, wenn man jahrelang entweder oben oder unten war, man sich darauf fixiert hat und einem das die Zeit ausgefüllt hat. Da geht es einem Junkie nicht anders.
Wenn du jetzt schon drüber nachdenkst, es dir mal wieder billig zu besorgen, egal, was es kostet, nur für diesen Moment, solltest du vielleicht anfangen zu überlegen, was in deinem Leben besser laufen könnte, damit du nicht das Gefühl hast, du bräuchtest unbedingt diese Manie, um der Langeweile und Leere zu entgehen.
Versuch ein bisschen Manie in den Alltag zu holen und lerne, mit kleinen Kicks zufrieden zu sein, umsonst gibt's das aber nicht.
Manie ist auch Unersättlichkeit, wie ein Säufer, der vom Trinken nur noch durschtiger wird und immer noch mehr trinken muss, obwohl er schon das Glas nicht mehr zum Mund führen kann, treibt man sich doch in der Manie fast zu Tode, zumindest in die Verzweiflung.
Ich glaube, dass die Verzweiflung nicht in der tiefsten Depression am größten ist, sondern an dem Punkt, wo die Manie in die Depression kippt. Wie bei einem übermüdeten, überdrehten Kind, dass irgendwann nur noch heult, aber immer noch nicht schlafen will. Wenn das noch was mit Glück zu tun haben soll, belügt man sich selbst - wie ein Junkie.
Ich prahle zur Zeit ein bisschen damit rum und ich weiß nicht, ob ich mir schon sicher sein sollte, aber mein größtes Glück ist es momentan, dass ich allmählich zu einem stinknormalen Leben finde, täglich meiner Arbeit nachgehe, Bücher lesen kann, was jahrelang nicht ging und es in den letzten vier Wochen zweimal geschafft habe, der Depression trotz Vorhandensein von Auslösern, die jeden aus der Bahn werfen könnten, keinen Einlass zu gewähren.
Es kostet Ausdauer, Arbeit, Schmerzen, Ehrlichkeit und auch ein nicht geringes Maß an Bescheidenheit. Aber von Mal zu Mal geht es besser und kann man sich mehr über den Erfolg freuen. Eine Manie braucht man dann nicht mehr.
Aber vermitteln kann einem das keiner, es kommt niemand und macht dir dein normales Leben bunt, dafür muss man schon selber sorgen. Aber es lässt sich unter Garantie besser genießen, wenn man es sich selbst geschaffen hat, denn dann hat es auch Bestand.
Wenn du es schon so empfindest, dass die Manie eine Droge ist, dann lies doch mal diverse Broschüren für Suchtkranke, du wirst erstaunt sein, was sich da für Parallelen auftun.
(Sorry, wenn ich ein bisschen zickig rüberkomme, aber es gibt zur Zeit einen privaten Anlass, genau die gleiche Thematik.)
Gruß
Her Majesty
Sumosimi