Ich dreh mich nicht um mich selbst, ich bin dabei, ein englischsprachiges Sachbuch zu übersetzen, weil es viele Menschen über und knapp unter 50 in der Zielgruppe gibt, die in der Hauptschule damals keinen Englischunterricht hatten.
Meinen Traum vom Schriftstellern haben mir damals die Eltern ausreden wollen. "Das sind brotlose Künste, lern lieber was Vernünftiges". Als Bürokauffrau war ich öfter, und auch länger, arbeitslos. In der Zeit habe ich auch viel geschrieben. Es kann brotlos sein und bleiben, kommt auf die Zielgruppe der Leser an, auf den Titel, auf den Inhalt, ob sich die Leute dafür interessieren und dafür Geld ausgeben.
Diesen Traum werde ich niemals aufgeben, auch wenn ich jedes Jahr Datenhaltungskosten bezahlen muss. Das ist es, wofür ich geboren wurde, und nicht, um irgendwo in einem Großraumbüro oder einer großen Firma einen öden Schreibjob zu machen, den mindestens 500 andere Arbeitslose genauso gut machen könnten.
Der Tag sollte nicht nur aus Schreiben bestehen, aber da werde ich von mir selbst (oder dem Troll) behindert. Wenn ich diesen Troll mit Gewalt versuche zu unterdrücken, wird er laut, schreit, trampelt auf meiner Seele herum. "Nein, nein, nein!" Geschrei, Geheule, Fäuste, wie bei einem kleinen Kind. Das geht so lange, bis ich aufgebe, und alles wird wieder schleifen gelassen. Die Trotzphase, in der die Eltern mit Ignoranz reagieren, diese praktiziere ich auch, aber der Troll gewinnt immer die Oberhand. Das weiß er, ich weiß es auch, und ich sehe keine Möglichkeit, den Machtkampf so lange auszudehnen, bis er erkennt, dass er unterliegt, und seine Querelen endlich aufhören. Ignorieren kann ich ihn nicht, er bringt sich immer wieder in Erinnerung, mit seinen Ausreden, dem Trotz, der Gegenwehr.
Ist mir schon klar, dass das einige hier nicht verstehen können. Ich bestehe nun mal nicht nur aus einer Persönlichkeit, die man mit Disziplin erziehen kann. Es quält mich so eine Abspaltung, die irgendwann in der Kindheit stattgefunden hat, als ich so schlimme Dinge erleben musste, dass sich das Bewusstsein später nicht mehr erinnern konnte. Im Unterbewusstsein ist das so gut verschüttet, auch so angelegt, dass es quasi 2 Seelen gibt, von der die eine sagt: "Das war die andere". Nicht direkt Persönlichkeitsspaltung, weil ich mich daran erinnern kann, wenn ich Mist gebaut habe, und was ich später als Erwachsene erlebt habe, auch. Aber eine Spaltung von Kind zu Erwachsene, die gibt es, und weil ich nur gelernt habe, wie man Kinder mit Gewalt in ihre Schranken weist, habe ich keine Ahnung, wie ich mit dem inneren Kind umgehen kann, wenn es in dieser Trotzphase verharrt.
bi-polare Grüße
Bipolara
Autorin, Hobby-Fotografin u. -Komponistin
Nicht nur ich leide unter meiner Krankheit. Die anderen tun es auch manchmal.