Das mit dem Zucker muss ich noch lösen. Dringendst. Bzw. auf jeden Fall. Aber alles auf einmal geht nicht. Ersatzweise Rüben essen funktionierte bei mir nie, ich hab die Rübe gegessen und hinterher die Schokolade trotzdem... hrmpff. Am schlimmsten ist alles mit Süßstoff. Süßstoff ist überhaupt schuld an meiner Zuckersucht. als Kind wurde ich im Alter von 5 übergewichtig, nachdem ich mal drei Wochen bei einer Tante in Ferien war. Die hat mich irgendwie gemästet oder nicht kapiert, dass ich einfach immer weiteresse, wenn man mir weiter Essen vorsetzt. Noch dazu der Onkel, der mir manchmal fünf Eis am Stiel kaufte, damit ich zu Hause nichts von den sieben Bier erzähle, die er währenddessen trank. Das fand immer an der Tankstelle seines Kumpels statt.
Dann wurde meine Mutter mal dermaßen von einem Orthopäden zusammengeschissen, wegen meiner Knick-Senk-Füße, die ich aber von Vattern geerbt habe, dass sie zu Hause heulte und ich fühlte mich natürlich schuldig. Fortan ging es alle zwei Wochen zur Gewichtskontrolle zur Hausärztin und plötzlich wurden für mich Diätprodukte gekauft und Süßstoff angeschafft. Süßstoff war damals ziemlich neu und der Renner. Wie kann man ein Kind zum Frühstück mit Kaffee und einer Flasche Flüssigsüßstoff alleine lassen, frag ich mich!?
Gleichzeitig gab es praktisch nie Schokolade oder andere Süßigkeiten und wenn, dann nur mit demütigenden Hinweisen, es mir einzuteilen und blablabla. Wenn mal was im Süßigkeitenschrank fehlte, gab es höchst anklagendes ins Gewissenreden von einer zutiefst enttäuschten Mutter und das vor dem Einschlafen!
(Manchmal ist es echt schlimm, wie meine arme Mutter mehr und mehr zum Monster mutiert, je mehr ich mich mit all dem auseinandersetze. Ich mach ihr keinen Vorwurf, aber da sie im Alter immer mehr wieder dahin tendiert, mich als dieses Kind zu behandeln, das man stets gängeln muss, um sich vor anderen nicht für das Anderssein schämen zu müssen, ist es dauernd Thema bei mir. Das wird in den nächsten fünf Jahren mit Sicherheit dazu führen, dass ich Therapie mache, obwohl ich schon dachte, ich wäre durch mit dem Thema.)
Als ich in der Pubertät war, litt Muttern unsäglich, dass ich nicht in die Klamotten reinpasste, die sie mir aussuchte. Und dass ich schwarz statt Pink tragen wollte, weil ich ja immer so ernst war, da trägt man nicht auch noch schwarz... Geheule und Beleidigtsein, einmal bekam ich eine geschmiert, als die Stimmung im Klamottenladen wieder mal gereizt war. Und die Stimmung war immer gereizt. Wir waren nur im Klamottenladen, damit ich Muttern gefallen konnte. Als ob es nicht schon schwer genug für mich gewesen wäre, als 14jährige mit Konfektionsgröße 46.
Hätte ja auch in einen Buchladen gehen können mit mir oder in einen Künstlerbedarfsladen, aber das waren alles anmaßende Wünsche nach unzulässigem, unnötigem Luxus. Ich erbte die Mädchenbücher meiner Schwester, das musste reichen. Um einen VHS-Zeichenkurs musste ich betteln. Die drei pinkfarbenen Sweatshirts zur Auswahl wurden mir aufgedrängt und als ich keinen davon wollte, weil Pink mir ein Graus war, war ich undankbar.
Natürlich hab ich mir vom Taschengeld heimlich Chips und Schokoriegel gekauft, die ich dann nachts in mich reinstopfte. Was hätte ich denn sonst machen sollen? Als ich mit 16 in die Stadtbibliothek nach Stuttgart fuhr, musste ich mich dafür rechtfertigen, warum und wieso.
Mit 14 wurde ich dann auch unter dem Vorwand, es ginge da auch um meine Psyche, in eine sechswöchige Kur geschickt. Es ging natürlich überhaupt nicht um die Psyche. Ich nahm neun Kilo ab, hielt das ein Jahr und dann brachen wieder alle Dämme. Meine Mutter hatte aufgegeben, es gab von nun an frei verfügbar Milkaschokolade, die ich immer noch nachts im Bett aß, Orangensaft dazu und natürlich Zähne nicht geputzt. Man kann sich sicher vorstellen, was das angerichtet hat.
Ich versuche grade, mir ab und zu geistigen Input statt Zucker zuzuführen. Draufgebracht hat mich meine amouröse Verwirrung, von dem ich soviel geistigen Input bekomme, dass ich ihn kaum verarbeiten kann. Je öfter ich ihn sehe, desto weniger Zucker brauche ich. Also zwinge ich mich zu anspruchsvollen Sachbüchern. Fehlt mir nur noch jemand im Umfeld, der die gleichen Bücher liest, damit mir nicht irgendwann der Kopf platzt vor lauter schlauen Theorien. (Nein, die amouröse Verwirrung kommt da nicht in Frage, ich mach mich mit meinen lächerlichen 140 IQ-Punkten nicht zum Gespött vor jemandem mit 170... :-D ) Und als ADHSler müsste ich erstmal seinen Output bremsen, das trau ich mir gewiss nicht zu.
Vielleicht sollten wir hier einen Lesezirkel gründen. Kennt jemand "Antifragilität"?
Mal sehen, wie es weiter geht. Heute ist mein siebter rauchfreier Tag. Ca. dreimal am Tag hab ich kurz den Gedanken an Kippen. An Haltestellen wird es einfach, da hab ich einfach nichts zu rauchen dabei und Punkt. Bin mal gespannt, was ich auf Arbeit stattdessen machen kann. Hab ja auch kein Smartphone, mit dem ich mich ablenken könnte. Vielleicht drei Runden um den Hof drehen und dabei an den Geranien welke Blättchen zupfen, wenn es soweit ist. :-D
Sumosimi
Taat du nee borom djogol, so djoge mu topola.