Liebe flowly und Antero,
[also, grad fühlt es für mich so an, dass ich euch eventuell doch nicht stör, dass ihr möchtet, dass ich euch antworte, also komm ich wieder zu euch, danke...]
entschuldigt, dass ich mich dort offenbar undeutlich/missverstehbar ausdrückte, als ich schrieb
Quote
Moorfrosch
> Ich selbst bin kein wissenschaftlicher Mensch, das
> hab ich auch nicht behauptet zu sein- ich bin halt
> eine Psychiatrie-Erfahrene, für die es sich so
> anfühlt, als sei sie durch die Psychiatrie, die
> Psychiater und ihre Mittel vergewaltigt worden
>
- ich meinte keine sexuelle Vergewaltigung, sondern dass ich mich "vergewaltigt" fühle (also, das hätte ich besser auch dort schon in Anführungszeichen setzen sollen, das ist mir jetzt klar- mir kam dort während des schnellen Schreibens einfach gar nicht der Gedanke, dass man da verstehen könnte, ich meinte eine sexuelle Vergewaltigung) durch die i.m. Zwangsmedizierung nach Zurückweisung des angebotenen Psychpharmarmaka-Bechers (ich dachte, der lächelnde Pfleger, der mir den Becher hinhielt, wolle Spaß mit mir machen, als er sagte, es gehe mir offenbar nicht gut, und ob ich da nicht was nehmen wolle, dass es mir besser gehe- ich boxte spielerisch den Becher weg, dass er den Inhalt auf sein T-Shirt kriegte; da packten sie mich zu fünft oder so [aggressiv-fremdgefährende Patientin..], fesselten mich an Händen, Beinen und Bauch, dass ich nichts mehr bewegen konnte, für Stunden liessen sie mich dann so, sie zogen mir die Hose runter und rammten mir die Spritze mit dem Chemiezeug in den Hintern oder in den Oberschenkel, weiss ich nicht mehr, das Giftzeug, das ich nie hätte haben wollen, von dem ich mich dann bald danach so schlecht fühlte, wie ich mich noch nie davor gefühlt hatte. Ich kam mir so vor, als sei mir eine Glocke über den Kopf gestülpt worden, Sehstörungen, Tremor, auch "perioraler" während des Sprechens, Suppe konnte ich kaum essen, die zitternde Hand zum wackelnden Mund, Speichelfluss, kaum mehr zum Lesen in der Lage, dauernde Unruhe [meiner damaligen Psychotherapeutin mailte ich während eines Besuchs daheim:
"die Medikamente machen mich aber furchtbar unruhig, nirgends kann ich sein in Ruhe od. mich drauf kanzentrieren- könnten Sie dafür sorgen, dass die abgesetzt werden ? ( auf mich hören die Leute in der Anstalt da nicht)
alles Liebe, Moorfrosch"],
Steifigkeit, "kaum mehr schwingungsfähig" später lt. Arztbrief: was ist das für ein entwürdigender, vergewaltigender Umgang mit Menschen, die hilflos und einem ausgeliefert sind in unsren von der Öffentlichkeit als bester Aufenthaltsort für "solche Personen" angesehenen Psychiatrien? Das sind doch Menschen, die oft bereits traumatisiert oder zumindest in einem einem kritischen, verletzlichen, "zu offenen/ aufgebrochenen" Zustand dort eingeliefert werden- tut das deren Seelen dann gut, dass niemand wirklich mit ihnen spricht, dass sie einfach auf diese Weise niedergespritzt werden? Das glaub ich nicht, das ist schaudervoll traurig, was das für eine Behandlung ist- das fügt ja bloß bereits vorhandenen Traumatisierungen weitere hinzu. Man könnte ja behaupten, die meisten Psychiatrien seien viel menschlicher als die, in der ich war- das ist aber die Standardbehandlung. flowly hat ja ganz ähnliche Erfahrungen gemacht in der Psychiatrie, und tausende andere auch- es hört aber keiner auf sie, sie haben keine Stimme.
Dazu hier noch eine Mail, die ich vor ein paar Monaten meinem Mann sandte:
Lieber X,
in einem BPE(Bund Psychiatrie-Erfahrener)-Rundbrief hab ich ein Gedicht gefunden, das ich gut fand. War auch ein Bild dabei, das ich aber nicht kopieren konnte (falls du den Rundbrief anschauen willst: Rundbrief Ausgabe 2/2015, S.7, www.bpe-online.de ).
FIXIERT
RUHIG gestellt
SICHER verwahrt
FRIEDLICH gestreckt
und doch
irgendwie VERGEWALTIGT
fast schon GEFOLTERT
und letztendlich GEKREUZIGT
Annette Wilhelm
aus BPE-Rundbrief 1/2015
"Jede Zwangsmaßnahme ist für die Betroffenen ein traumatisches
Erlebnis und wirkt sich bei Menschen in seelischen Krisen be-
sonders nachhaltig aus. In der Krise sind die Betroffenen beson-
ders sensibel, ihre Antennen sind ganz weit ausgefahren, so dass
die Verletzung ihres Selbstbestimmungsrechtes als besonders
traumatisch erfahren wird. Wie soll ein Mensch noch Vertrauen
in ein System haben, das ihm angeblich helfen will, wenn er
beim ersten Kontakt mit diesem System die Erfahrung macht,
dass er nicht ernst genommen wird, man ihm nicht zuhört und er
schließlich ohne gefragt zu werden oder gar gegen seinen aus-
drücklichen Willen in eine psychiatrische Klinik verschleppt
wird, im schlimmsten Fall noch in Handschellen gefesselt?
Vertrauen ist aber wichtig, wenn es gelingen soll, die Ursachen
der aktuellen Krise mit dem Betroffenen aufzuarbeiten. Dies
wird zudem erschwert, weil die traumatische Erfahrung der
Zwangsmaßnahme das Ursprungstrauma überlagert.
Eigentlich hätte es der UN-BRK gar nicht bedurft, denn die
in unserem Grundgesetz definierten Menschenrechte gelten ja
nach Art. 3 GG auch uneingeschränkt für Menschen mit Behin-
derungen, wurden und werden aber bei Menschen in seelischen
Krisen häufig missachtet.
Art. 15 beinhaltet das Folterverbot. Nach Meinung des UN-
Hochkommissariates handelt es sich bei Isolierung, Fixierung,
Zwangsmedikation und Zwangsernährung um Folter."
Meiner Meinung nach handelt es sich da auch um Folter- zur Not, im Fall von tatsächlicher, und nicht nur befürchteter/vermeintlicher Selbst- oder Fremdgefährdung, in einen Isolierraum gesperrt zu werden, fänd ich allerdings in Ordnung (sofern es dort ein Bett, Licht, Bücher und einen beigefügten WC-Raum gäb).
Und du hattest denen, die deine Frau folterten, zum Abschluss noch eine große "Merci"-Packung gebracht...
darüber möcht ich dann das nächste Mal bei Frau X sprechen.. und dass du der Zwangsmedikation zugestimmt hattest, und als ich überlegte, ob ich sie verklagen solle, weil sie mich fixierten, als ich am Boden saß und nicht aufhörte zu lachen, dann nochmal wg. Lesens auf der Fensterbank, und nochmal, und das dann im Arztbrief beschrieben als eine Fixierung am soundsovielten wg. Fremdgefährdung/bedrohlichen Auftretens- und du sagtest, ach was, ich solle nach vorne schauen oder so...
Und dann sagtest du der Frau X auch am Di., ich solle anders werden, als ich bin, kompromissbereiter usw.- und danach zu mir, du würdest ja immer zu mir stehen! Übrigens ist es sogar deutlich erfolgreicher, mit den Patienten zu sprechen, wie beim "Offenen Dialog" in Finnland, statt ihnen Chemie einzuwerfen ("Es ist offensichtlich, dass die 43% der psychopharmakafreien Soteria-KlientInnen deutlich besser abschnitten als die gesamte neuroleptikabehandelte Gruppe", aus "Statt Psychiatrie 2").
In diesem Sinne, bis morgen,
Moorfrosch"
Herzliche Grüße,
Moorfrosch
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 13.01.18 22:53.