Ist es Bestandteil Deiner Identität, bipolar zu sein? Oder bist Du ein Mensch, der - in seiner Vergangenheit - einige Phasen durchlebt hat?
Für mich gehört es nicht zur Identität. Ich habe nicht das Gefühl, unaufrichtig zu sein, wenn ich es nicht gleich jedem auf die Nase binde.
Ich habe zwar schon, wenn man genau hinsieht, seit Grundschule Phasen gehabt, aber diagnostiziert wurde ich erst mit 32. Und zunächst falsch, richtig erst mit 36. Da war meine Identität schon gefestigt.
Lerne ich also jemanden kennen, der nicht ohnehin zum psychiatrischen Dunstkreis gehört, dann lege ich das nicht sofort offen. Erst dann, wenn es sich aus dem Gespräch ergeben sollte. Grundsätzlich bin ich ein recht offener Mensch. Ich meine also nicht, dass damit prinzipiell hinter dem Berg gehalten müsste. Aber ich stelle mich lieber vor mit "Guten Tag, ich bin Verwaltungsfachangestellter" als mit "Guten Tag, ich bin bipolar gestört", wenn Du verstehst.
Und was ich inhaltlich erlebt habe während dieser Phasen - das erzähle ich wirklich nur ausgesuchten Menschen. Das ist nämlich Privatsache.
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Pronomen: er, Baujahr 80, GdB 50, voll erwerbsgemindert, berufsunfähig
Diagnosen: 03/2009 rezidiv. Depression, 06/2012 schizo-affektive Störung, 08/2016 bipolare Störung, 02/2019 Psoriasis, 03/2019 Psoriasisarthritis, 10/2021 Schlafapnoe, 07/23 VD ME/CFS u.a.
Medis: Valproat 500mg 1-0-2-0, Olanzapin 2,5mg 0-0-0-1, bei Bedarf Perazin 25mg 1-3x/Tag u.a.
Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.