Ich kenne dieses Problem nur allzu gut. Ich hatte mein Leben lang mit unkontrollierten Gefühlsausbrüchen zu kämpfen, egal in welcher Phase ich mich befinde. Früher habe ich viel zu viel als blosses Symptom der Krankheit gedeutet, doch kürzlich habe ich das Smartphone aufgeräumt, und dabei bin ich über Messages gestossen, die schon Jahre zurückliegen. Da hab ich gemerkt dass ich auch zwischen den Phasen viel Unpassendes zu diesem oder jenem von mir gegeben habe. Wortreiche Mitteilungen, die meist in einem missionarischen Eifer geschrieben wurde. Ich könnte heute jedoch nicht mehr genau sagen, worum es mir dabei eigentlich ging (wäre ein interessantes Thema für meine Therapie merk ich grad..).
Vor meiner Diagnose war ich jedoch auch irgendwie stolz auf meine intensiven Gefühle, ich betrachtete sie als Teil meiner Persönlichkeit. Rücksichtslos liess ich meinen Gefühlen freien Lauf ohne mir bewusst zu sein, wie anstrengend das für meine Mitmenschen war.
Nun nehme ich Lithium seit ca. 5 Jahren, und ich merke wie es mir gerade bei diesen unangemessenen Gefühlsausbrüchen hilft. Ich habe nun viel mehr Kontrolle darüber, ob ich Gefühltes nach aussen zeige oder nicht. Allgemein überlege ich genauer voraus, wie ich mich angemessen ausdrücke, so dass es auch rüber kommt. Zutexten bringt ja eh nix. Trotzdem fühle ich mich durchs LI nicht in den Gefühlen, bzw. deren Wahrnehmung eingeschränkt, sondern eben bloss in der Kontrolle der Gefühlsreaktionen. In meinen Augen ein wichtiger Vorteil gegenüber den meisten Neuroleptika.
