Ich habe den Film letzte Woche gesehen zusammen mit zwei Männern aus meiner SHG.
Und wir waren uns einig: Kann man sich durchaus anschauen, ist jetzt aber auch nicht spitzenmäßig.
Die depressiven und manischen Phasen wurden glaubhaft vermittelt. Also für uns als selbst Betroffene. Interessant wäre wirklich zu erfahren, wie der Film auf Menschen wirkt, die noch nie mit dem Thema konfrontiert wurden, auch nicht wissentlich im sozialen Umfeld.
Die junge Ärztin kam glaubhaft rüber. Großes Plus und Daumen hoch dafür, dass sie vermittelt, dass die Krankheit nicht nur medikamentös gut behandelbar ist sondern eigenes Zutun, sich und die Erkrankung kennenlernen, eben auch ein wichtiger Aspekt ist.
Da hat Til Schweiger gut recherchiert. Interessant wäre zu wissen, wer hier beratend zur Seite gestanden hat.
Die kleine Liebesgeschichte zwischen dem Hauptakteur, der sicherlich ein Sympathieträger ist, den man sofort lieb gewinnt, und der jungen Mitpatientin in der Klinik mit Tourette, ist durchaus liebenswert und die Tourette-Frau stiehlt ihm nicht die Show. Bisweilen nett und niedlich. Tourette ist halt immer gut für humorvolle Einlagen.
Die Verzweiflung und Sorge des Vaters (Til Schweiger) wird gezeigt. Bei Schweiger habe ich jedoch in vielen Filmen immer das Gefühl, dass es eben geschauspielert ist. Nun denn, aber auch dieses Thema wurde abgehandelt. Die Verzweiflung der Angehörigen kam bei "Honig im Kopf" authentischer rüber, selbst dann, als sie mit Lachern besetzt war.
Die sich anbahnende Romanze zwischen dem Vater und seiner Kollegin wäre verzichtbar gewesen für meinen Geschmack. Ich hätte mir lieber eine lebende Mutter gewünscht.
Die sehr viel jüngeren Geschwister sind niedlich und auf eine witzige Art altklug.
Im letzten Drittel des Films wurde er mir langatmig. Diese Tour mit dem geklauten Auto war für meinen Geschmack zu lang. Und auch sonst hatte der Film sein Pulver in der ersten Hälfte verschossen gehabt.
Tränen sind bei mir nicht geflossen. Aber ich kenne inzwischen ein paar Leute, auch Betroffene, bei denen das durchaus so war, das berühmte mit einem lachenden und einen weinenden Auge.
Fazit: sehenswert mit einigen Schwächen. Thema gut recherchiert und umgesetzt.
Alles Gute
Friday
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Nicht alles, was schwankt, ist bipolar.
Hätte ich die Kraft nichts zu tun, ich täte nichts.
Man muss sich von sich selbst nicht alles gefallen lassen.