Hallo Spitzmaus,

Soweit ich es weiß ist es mit 33,33 % vererbar.
Das Thema kam bei mir als 26 jähriger auf den Tisch als meine Freundin auch unbedingt Kinder haben wollte. Da war seit 6 Jahren bekannt, dass ich Bipolar bin. Ich selbst habe es auch aus meiner Familie vererbt bekommen.

Es war die schwerste Entscheidung meines Lebens, aber ich habe diese Zustände so schlimm, dass ich mir geschworen habe, dass ich das nie nie einem Menschen antun werde. Meine Therapeutin versuchte mich zu beschwichtigen. Da ich es selbst habe, achte bzw. gehe ich ja dann mit meinem Kind anders um und es muss ja nicht sein (33,33%). Schon damals waren diese Zustände aber so schlimm, dass ich gesagt habe, selbst wenn es nur 1% wäre, würde ich nicht Vater werden wollen. Meine Eltern haben viel mit mir mitgemacht. Für Eltern gibt es wohl nichts schlimmeres, wenn ihr Kind leidet und sie nichts, aber auch gar nichts dagegen machen können. Als für mich die Entscheidung fest stand, verließ mich meine (fast) Eherfrau.

Meine Eltern habe auch jetzt, 40 Jahre später, in einem offenen Gespräch gesagt, dass wenn sie das gewusst hätten, hätten sie mich nicht auf die Welt gebracht.

Als Bipolarer kann ich dir nicht sagen, ob ich ihnen Recht geben würde. Mein Leben war/ist toll. Voller extreme, Erfahrungen und Eindrücke, die sonst kaum einer erleben kann aber demgegenüber steht auch dieses Wahnsinnige leid.

Als Frau hast du es natürlich doppelt schwer. Der Kinderwunsch ist bei euch ja noch viel ausgeprägter. Es ist so verdammt schwer, das zu entscheiden. Ich weiß ja nicht, wie sehr du draunter leidest und wieviel Verständnis und Hilfe du hast. Ich z.B. kann eine Beziehung einfach nicht halten. Meinen Partnern wurde es immer irgendwann zu "blöd" und die Beziehung ging auseinander - mit den darauffolgenden Depressionen (mit Klinik aufenthalt) für mich.

Das blöde an der ganzen Sache ist: Ja es ist vererbar, aber muss eben nicht. Das gilt genauso für tausend andere Krankheiten - die müssen nichtmal in der Familie vorgekommen sein und dein Kind bekommt es trotzdem. Das Risiko gibt es leider schon immer, so auch die Bipolarität. Aus irgendeinem Grund hat es die Natur noch nicht "Weggemendelt" d.h. es ist nicht ausgestorben ergo muss es sich irgendwie "bewehrt" haben.

Meine Meinung nach kommt es echt darauf an, wie du dein Leben damit führen kannst. Welchen Partner du hast. Ich wie gesagt, bin heute froh, mich so entschieden zu haben. Ich kann gerade so auf mich selbst aufpassen und mich selbst versorgen. Mit einem Kind wäre mein Leben und auch das meines Kindes, eine Katastrophe.

Gleichwohl gibt es das Thema ab und an mit meinen Eltern. Das Kind meines Bruders z.B. fährt voll auf mich ab und meine Eltern meinen auch, dass ich mit Kindern sehr gut umgehen kann. In schwachen Momenten und wenn ich alleine bin, denke ich darüber nach und mir kommen die Tränen. Immer die Frage: Hätte ich vielleicht doch ein toller Vater werden können?

Wie gesagt, ich denke, es kommt auf deine Umstände an. Ich habe diese Krankheit extrem so extrem, dass ich den Kinderwunsch aus Verantwortung abgegeben habe. Das muss bei dir aber nicht so sein.

Alles Gute!
Cosmo