Selbstbewusstsein in der Manie, Selbstzweifel außerhalb davon

10. 08. 2018 05:41
Mich selbst betrifft eine "Bipolare affektive Psychose" und keine lediglich bipolare Störung. Was in meinem Fall lediglich heißt, dass die manischen Phasen in psychotische Symptome übergehen können. Beziehungsweise gehen manische und psychotische Symptome bei mir immer Hand in Hand miteinander einher.

Ich weiß nicht, wie das bei bipolaren Störungen ist, doch ist es bei Psychosen (wie es bipolare affektiven Psychosen sind) so, dass meines Wissens alle Betroffenen eine hohe Empfindlichkeit gemeinsam haben. Häufig wird dafür der Begriff der Vulnerabilität verwendet und dann mit "Verletzlichkeit" übersetzt. Wobei ich selbst für mich den Begriff Empfindlichkeit für passender halte. Für die Entstehung meiner Phasen habe ich zwei Hypothesen, die beide irgendwo zuzutreffen scheinen. Zumindest spricht nichts dagegen.


Erste Hypothese: Manie und Psychose sind eine Variante von Realitätsflucht. Ein Ausweg aus einer unerträglichen Wirklichkeit. Diese wird gerade deshalb als so unerträglich empfunden, weil ich so empfindlich bin. In der manisch-psychotischen Phase stellt sich dann das vollkommene Gegenteil dessen ein, was in depressiven oder normalen Phasen der Fall ist. Ich bin selbstbewusst, selbstsicher usw.. Leider auch überoptimistisch, kritikunfähig, überheblich usw., wodurch es dann am Ende doch oft in schlechte Richtungen läuft.

Zweite Hypothese: Ich reagiere sowohl auf negative als auch positive Ereignisse sehr empfindlich. Lasse mich von kleinen Verletzungen sehr schnell niederschlagen, genauso aber auch von positiven Entwicklungen in meinem Leben sehr schnell euphorisch stimmen. Aus genau dem Grund ziehe ich den Begriff "Empfindlichkeit" dem Begriff "Verletzlichkeit" vor. Eben weil ich auch auf positive Lebenserfahrungen sehr empfindlich reagiere. In der Form, dass ich dann schnell "hochgehe", also manisch-psychotisch werde.

Ich kann insofern nicht sagen, ob die eine, die andere oder beide Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge zutreffen und die Symptome erklären. Denn bei allen meinen vier manisch-psychotischen Phasen, die ich 2007, Ende 2013, 2014-2015 und 2016 hatte, war es so, dass ich sowohl aus einer unerträglichen Wirklichkeit flüchtete als auch Gründe für meine Hochstimmung hatte. Das klingt zwar auf den ersten Blick paradox, traf aber immer zu:

- Das Schlimme, was den Grund zur Flucht darstellte, waren Abwertungen der Mitmenschen, deren Kritik oder unerträgliche Erinnerungen, die hochkamen und mich überfluteten

- Das Positive, in das ich hinein flüchtete, war durch Fortschritte oder Erfolge in einer Sache bedingt. Was dann aber oftmals auch mit Selbsterhöhung, dem Gefühl des Anspruchs auf Anerkennung usw. einher ging. Und die Kritik dadurch erst provozierte.

Sind die manisch-psychotischen Symptome dann erstmal da, kommt es so dann auch immer mehr oder weniger zu einer Interaktion mit den Mitmenschen, welche die Symptome noch aufrecht erhält und intensiviert. Denn mein manisch-psychotisches Verhalten provoziert Kritik, die dann noch mehr Flucht in manisch-psychotisches Verhalten zur Folge hat und so weiter und so fort. Ich habe daher eine hohe Meinung von alternativen Psychiatrieansätzen, wo dem Betroffenen mit Neutralität, Verständnis und Zuhören begegnet wird. Statt das, was das ist und kommt, nur zu kritisieren und weg machen zu wollen.

Ich denke aber, dass sich diese "Empfindlichkeit" und die damit verbundene leicht Beeinflussbarkeit aber auch nutzen lässt. Ich reagiere beispielsweise sehr empfindlich auf Techniken wie das "autogene Training" oder "Autosuggestion", wo man sich platt gesagt etwas "einredet". Und könnte mir vorstellen, dass dies auf alle Betroffenen zutrifft.

Abschließend denke ich am ehesten, dass beide meiner genannten Hypothesen. Ich ergreife die Flucht vor einer unerträglichen Realität. Zum Gelingen dessen baue ich mir aber eine positive Wirklichkeit auf, um mich auf diese konzentrieren und mich über diese freuen zu können. Indem ich mich beispielsweise in ein Projekt, Arbeit usw. stürze.

Weitschweifige Antwort. Und ich hoffe, mir gelang die Strukturierung per Fettdruck und Unterstreichen. :-)
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Selbstbewusstsein und Bp

Cati 1834 14. 06. 2018 18:27

Re: Selbstbewusstsein und Bp

KleinerRomeo 706 15. 06. 2018 12:31

Re: Selbstbewusstsein und Bp

Bipolare Fähigkeit 642 16. 06. 2018 08:38

Re: Selbstbewusstsein und Bp

Cati 587 16. 06. 2018 10:08

Re: Selbstbewusstsein und Bp

SilverPhoenix 639 15. 06. 2018 13:46

Re: Selbstbewusstsein und Bp

Bipolare Fähigkeit 531 19. 06. 2018 07:46

Re: Selbstbewusstsein und Bp

Eisbaer 381 09. 08. 2018 22:00

Selbstbewusstsein in der Manie, Selbstzweifel außerhalb davon

Sozialarbeiter84 425 10. 08. 2018 05:41

Re: Selbstbewusstsein in der Manie, Selbstzweifel außerhalb davon

RidersOnTheStorm 387 10. 08. 2018 11:43

@ RidersOnTheStorm

Sozialarbeiter84 312 10. 08. 2018 18:32

Re: @ RidersOnTheStorm

RidersOnTheStorm 366 10. 08. 2018 21:32

Re: Selbstbewusstsein und Bp

Wald-Eule 442 23. 08. 2018 19:41



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