Trennen oder Bleiben? Die große Frage einer Angehörigen

21. 08. 2017 01:42
Ich schreie meine Verzweiflung jetzt einfach hier heraus.
Wer kennt das? Wer hat ein paar weise Worte für mich?

Ich stehe am Ende einer Beziehung für die ich 12 Jahre gekämpft habe.
Ich wollte wirklich mit meinem Mann glücklich sein. Ich wollte alle seine Phasen durchstehen - immer mit dem Gedanken, nach dem Tal, nach den vielen Tälern, dann irgerndwann wird er mich mit großer Dankbarkeit und Liebe belohnen für all mein Durchhalten und Zu-ihm-stehen.
Ich wollte, wie ich es für richtig hielt, immer der Fels in der Brandung sein. Und Bleiben. Ich bin geblieben und habe ausgehalten. Im zähen Aushalten war ich unheimlich gut.

Aber jedes NACH-dem Tal war IMMER ein VOR-dem-Tal.

Und alle, die mich seit Jahren als Freunde und Familie unterstützten, die sagen mir: Es wird nicht aufhören.

Jetzt ist mein Mann mitten in einer Diagnostik, will Medikamente nehmen.
Er sagt, er versteht mich und dass ich das nie verdient hätte.
Er sagt das plötzlich, nachdem ich ihm deutlich gemacht hatte, dass ich diese Beziehung nicht mehr kann und will.
Warum hat er das nie vorher gesagt, zu Zeiten, als ich noch für ihn gekämpft habe?
Warum kam nach seinen großen Gemeinheiten in den Tälern (Manien), nie das große Entschuldigen, das aufrichtige Zurücknehmen, das Wiedergutmachenwollen?
Davon lese ich immer wieder bei Bipolaren, aber mein Mann hat mir nie beteuert, dass ich das nicht verdient habe oder er das eigentlich alles nicht so gemeint hat...
Dass ich immer an seinem Leid Schuld sei, das war immer sein Thema.

In der Suizidgedanken-Phase hat er gesagt, dass ich an seinem Selbstmord schuld sein werde.
Da war ich schon in anderen Umständen und ich glaubte felsenfest daran, dass er irgendwann wieder auftaucht aus diesem Tal und das Kind ihm dabei helfen würde, die Perspektive zu wechseln.

Ich hätte schon viel viel früher raus sollen aus dieser Beziehung. Aber wir haben ein Kind bekommen, da war er in der Depression. Und wir wussten nicht, was das war, dieses Tal. Und ich hatte immer die Hoffnung, dass sich alles ändert.
Dann kamen unzählige Berg - und Talfahrten - abwärts gings auch immer dann, wenn es mir mal besonders wichtig war, meine Kräfte zu sammeln, vor allen Examensprüfungen.

Und dann haben wir in einer langen guten Zwischenphase (die ich für DIE NEUE GUTE ZEIT hielt) ein zweites Kind gewollt und als es unterwegs war, da hat mein eigener Mann, der Vater des gewollten Kindes, mir das Leben zur Hölle gemacht. Ich habe in dieser Zeit voll gearbeitet, mich um das große Kind und den Haushalt gekümmert. Und dabei wurde ich beschimpft und mir wurden Sachen unterstellt und ich hatte immer noch die Hoffnung, dass er sich dauerhaft ändern würde.
Und dann habe ich in einer Nacht so viel geweint und gegrübelt, dass ich vorzeitige Wehen bekommen habe.
Er hat uns nicht beschützt, er hat uns geschadet. Dem hilflosesten Menschlein und seiner Mama. Dann kam Krankenhaus und die Wehen gingen, mein großes Kind hat große Ängste durchgestanden.
Und dann haben wir nicht mehr darüber geredet, weil ich Angst hatte, die Wehen würden wieder kommen.
Dann kam unser zweites Kind und er wollte mich nochmal heiraten.
Aber das hielt (natürlich) nicht an und die Täler kamen wieder.
Diese "Ich bin so geil und du bist so langweilig für mich"-Täler.

Ich hatte immer gedacht, für die Kinder muss ich das durchhalten. Und ich hatte große Angst, mich zu trennen, weil er mir gedroht hat, wenn ich etwas in die Richtung andeutete - "Dann gnade dir Gott"...
Ich traute ihm auch zu, alle Mittel einzusetzen , um das Kind ganz zu 'bekommen', dass er völlig glaubhaft meine Unfähigkeit in einem Rechtsstreit darlegen würde. Er kann so unfassbar gut schauspielen.

Und immer noch will ich den Traum nicht loslassen, den ich so viele Jahre verteidigt habe.
Ich WOLLTE WIRKLICH MIT IHM GEMEINSAM ALT WERDEN.
Ich habe mich, so weit ich konnte, verbogen und bin dabei mich wieder aufrecht zu stellen.
Erst jetzt verstehe ich, dass ich garnicht wirklich Auslöser für seine Wütereien war, sondern ich nur benutzt wurde, um seine Ventile zu öffnen...

Aber jetzt stehe ich an dem Punkt, wo den Kindern und mir keine weiteren Verletzungen mehr zuzumuten sind
und sich so viele schmerzhafte Verletzungen zwischen mich und meinen Mann stellen,
dass ich keinerlei Liebe mehr verspüre. Ich mag ihn auch und er hat so tolle Seiten, aber die Zuneigung ist dem eher liebevollen Mitleiden gewichen.

Ich bin unendlich traurig und ich habe riesige Angst davor, die Beziehung tatsächlich zu beenden.
Ich kann mich nicht dazu durchringen, diese Entscheidung für mich und unsere Kinder zu treffen. Ich denke immer noch, ich müsste ihm eine Chance geben, sich zu beweisen, dabei ist bereits zu viel geschehen - nie kann er das wieder gut machen...

'Wieder gut machen' - gibt es das überhaupt ???
Das ist meine zentrale Frage


PS: er wurde nie körperlich gewalttätig. Aber diese verbale und psychische Gewalt, Liebesentzug und emotionale Erpressung - sind das nicht auch anzuerkennende Gewalt an mir und meinen Kindern? Auch wenn das immer nur phasenweise war?
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Trennen oder Bleiben? Die große Frage einer Angehörigen

Fräulein Felsinderbrandung 1698 21. 08. 2017 01:42

Re: Trennen oder Bleiben? Die große Frage einer Angehörigen

Feardrop 770 21. 08. 2017 04:42

Re: Trennen oder Bleiben? Die große Frage einer Angehörigen

Ceily 602 24. 08. 2017 09:02

Re: Trennen oder Bleiben? Die große Frage einer Angehörigen

A20213 713 21. 08. 2017 05:43

Re: Trennen oder Bleiben? Die große Frage einer Angehörigen

tschitta 598 21. 08. 2017 09:04

Re: Trennen oder Bleiben? Die große Frage einer Angehörigen

Aradia 687 21. 08. 2017 10:37

Re: Trennen oder Bleiben? Die große Frage einer Angehörigen

chihuahua83 587 22. 08. 2017 12:42

Re: @ alle, die ach so viel wissen

Zora 713 22. 08. 2017 13:25

Re: @ alle, die ach so viel wissen

chihuahua83 537 23. 08. 2017 09:42

Re: Trennen oder Bleiben? Die große Frage einer Angehörigen

Ceily 593 24. 08. 2017 08:57

Re: Trennen oder Bleiben? Die große Frage einer Angehörigen

chihuahua83 528 24. 08. 2017 10:12

Re: Trennen oder Bleiben? Die große Frage einer Angehörigen

zyklothym 823 25. 08. 2017 09:47

Re: Trennen oder Bleiben? Die große Frage einer Angehörigen

A20213 547 25. 08. 2017 16:28

Re: Trennen oder Bleiben? Die große Frage einer Angehörigen

Josie 508 31. 08. 2017 10:07



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