Ich habe versucht, zum 2. Mal in Folge, bei einer viel gepriesenen Psychologin einen Termin zu bekommen. Vor 6 Monaten habe ich schon mal angerufen. Da hieße es, in der nächsten Zeit wäre kein Therapieplatz frei, ich solle es in 6 Monaten noch mal versuchen. Heute rief ich an, da hörte ich das selbe. Dass ich schon mal angerufen hätte, das war ihr aufgefallen, beim vorherigen Mal war aber besetzt, da ist es logisch, dass man noch mal anruft. Aber sie hat nicht mal nach meinem Namen gefragt. Das heißt, wenn ich diese dämliche Kuh nach 6 Monaten noch mal anrufen sollte, wird sie wieder das selbe sagen. Muss der Psychiater mit ihr telefonieren? Bringt das was? Ich geh morgen früh hin und erzähl ihm von dieser Pleite. Aber ich rufe mit Sicherheit nicht nach 6 Monaten noch mal an. Wenn ich jahrelang immer nur vertröstet werde, beschwere ich mich nach dem unprofessionellen Verhalten bei der Ärztekammer. Besser wäre es, wenn er das täte. Vielleicht bin ich auch nicht die erste Patientin, von der er das hört. Ich suche jedenfalls jetzt nach jemand anderem. Es ist auch möglich, dass ich erst einen Platz in der Klinik am Korso bekomme und mich von dort aus um die ambulante Behandlung kümmere und dort die Ärzte abklappere.
11 Jahre habe ich versucht, mich so zu akzeptieren, wie ich bin, und nicht fetter zu werden, sollte mir dazu reichen. Es reicht mir aber nicht. Ich müsste was unternehmen gegen die Fressattacken. Momentan klappt es seit 5 Wochen ganz gut. Die Angst vor dem Jojo-Effekt hat es verhindert, dass ich abnehmen wollte. Insgeheim will ich es aber immer noch, und diese Angst, noch fetter zu werden, als ich jetzt bin, lähmt mich weiterhin. Ich sehe nur noch eine Lösung: Die Klinik für Essstörungen. Bisher war ich in keiner solchen Klinik und meine Nichte war auch dort. Nur weil ich bei ihr keine Fortschritte sehe, muss ich nicht im Vorfeld aufgeben. Wenn alles andere nicht funzt, und ich muss was tun in der Richtung, gehe ich in eine Klinik, damit ich endlich die Auslöser finde, die zu meinen Fressanfällen führen.
Mit der Bipolaren Störung hat das auch zu tun, ich habe schon mal ne Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie gemacht. Der Psychologe hat gebohrt, immer wieder die selbe Frage gestellt, als hätte er sexuell gesehen Alzheimer. Wann meine ersten sexuellen Kontakte gewesen wären, wie alt ich gewesen sei. Ich hab immer die selbe Antwort gegeben und er hat immer wieder gebohrt. Dann hab ich ein altes Foto gesehen, meine Mutter hat es mir gezeigt und gesagt: "Ach guck mal, was ich gefunden hab", ich stand oben ohne neben ihr und grinste. Erst war ich erschrocken, dann habe ich mich erst erinnert. Das war das Foto, von dem ich gehofft hatte, ich könnte heimlich den Apparat öffnen, damit es nichts wird.
Spielt alles mit ne Rolle bei der Entstehung der Essstörung und mit dem Anfang der Bipolarität. Schwere Depressionen schon im Alter von 8 Jahren, entstanden durch eine narzisstische Lehrerin und eine Mutter mit Borderline, dazu dann noch sexueller Missbrauch und Misshandlung... Und ich hab gedacht, da biste doch drüber weg? Die Vergangenheit kann doch keiner ändern, es ist total gruselig, ich weiß nicht, was ich noch alles verdrängt hab, woran ich mich nicht erinnere. Wieso gibt mir denn auch kein Psychoheini nen Tipp, wie ich mit den Fakten umgehen soll?! Sie sagen immer alle nur, was gewesen ist, und was ich falsch mache mit dem Essen, aber sie sagen mir nicht, wie ich einen Fressanfall verhindern kann, wie ich mit der Vergangenheit abschließen kann! Da trete ich immer nur auf der Stelle.
Wozu ist eine Psychotherapie denn überhaupt nütze? Dass ich erfahre, was passiert ist? Oder dass ich lerne, anders damit umzugehen? Falls weder noch, wozu geht man dann zum Psychoonkel? Lohnt es sich überhaupt, noch einen zu suchen?
bi-polare Grüße
Bipolara
Autorin, Hobby-Fotografin u. -Komponistin
Nicht nur ich leide unter meiner Krankheit. Die anderen tun es auch manchmal.
