Hallo...
lang nichts mehr geschrieben.
Ich hab gedacht, ich muss meinen Berg abbauen, der sich während meiner KH-Zeit von August bis Ende Januar `14 aufgetürmt hat. Konnte noch nicht drüberblicken...
Und dann... bekam ich noch eins obendrauf.
Meine Mutter - erst 64 - wurde tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Nein, dieses Mal hat sie sich keine Pulsadern aufgeschnitten, keine Tabletten mit Alk geschluckt... Sie war krank und hat keinen Arzt reingelassen wie sie es schon einmal gemacht hat. Damals hab ich sie "reingelegt" und ein Arzt konnte dann kommen - ein Tag später und sie wäre tot gewesen.
Dieses Mal hat es geklappt. Wir haben gekämpft, gebettelt, gestritten...
Meine Schwester ist hochschwanger, in zwei Wochen ET, Baby kann jeden Tag kommen.
Das letzte Gespräch meiner Schwester mit Mama:
Mutter:"Mein Fieber isr weg! Aber ich habe dauernd das Gefühl zu ersticken."
Schw.: "Dann ruf einen Arzt!!!... ..."
Mutter:" Nein, zu mir kommt kein Arzt, ich will jetzt schlafen."
Schw.: "Und was soll ich deiner Enkelin mal sagen? Deine Oma ist erstickt, weil sie keinen Arzt wollte!?"
Mutter:"Dann ist das eben so!"
Sie ist erstickt. Im Bett plus Herzversagen.
Nun kümmern meine Schwester und ich uns um alles.
Unsere Gefühle schwanken zwischen Wut und Trauer.
Sie hat eine Messie-Wohnung hinterlassen. Jedes Mal, wenn ich dort war, könnte ich heulen - schreien - alles gleichzeitig. Ich finde Sachen von mir - alte Fotos, Bilder meiner Kinder, Dinge die ich ihr geliehen habe - zwischen Dreck, alter Katzenkacke, alte Lebensmittel. Es stinkt unglaublich nach kaltem Rauch und ich kriege echt Hustenanfälle...
Die Tochter des Vermieters macht Druck, sie hätten die Wohnung schon ab 1. Juni wieder vermietet. "Wann können wir rein?" Ich glaube nicht, dass sie jemals in der Wohnung waren...
Auf einmal erfahre ich Dinge aus meiner Kindheit, die ich nie erfahren wollte...
Ich könnte noch viel mehr schreiben, doch dann würde es ZU viel. Meine Schwester hatte große Schuldgefühle. Sie war diejenige, die sich am meisten gekümmert hat - eine Tante hat ihr dann noch Vorwürfe gemacht.
Mama WOLLTE es so.
Manche sagen zu mir, ich solle das aktzeptieren. Nein. Das kann ich nicht. Sie hatte Kinder - wenn auch erwachsen - sie hatte - bald 4 - Enkel.
Ich sage jetzt erst recht zu mir, dass ich
IMMER kämpfen werde. Ich möchte nicht, dass meine Jungs das Gleiche erleben! Egal ob als Kind oder erwachsene Männer!
Es fiel uns sehr sehr schwer einen angemessenen Spruch für die "Trauerkarte" zu finden. Wir haben uns dann auf diesen Text geeinigt:
Zu spät,
um dir zu sagen was du hier versäumst,
wie man hofft und träumt.
Erst wenn dein letzter Vorhang fällt,
dann verliert die Welt
den Mut für dich -
ich wünsch dir trotzdem alles Gute, da wo du jetzt bist.
...
Lierbe Grüße
marmelade
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Einer der größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist,
immer Angst zu haben einen Fehler zu machen.
(Dietrich Bonhoeffer)
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.04.14 23:15.