Hallo thbu,

also mal meine Meinung als gebildeter Laie:
Ja, das sieht ziemlich bipolar aus. Gerade die Aufräumerei mitten in der Nacht, Das Sexualverhalten/Sozialverhalten, und das Vorkommen von zusätzlichen Depressionen sind Muster, die ich von mir selbst und vielen anderen Bipolaren kenne. 100%ig einreden tust du dir da sicher nichts. Entscheiden/diagnostizieren muss es aber letztlich der Profi, das ist ja klar. Ich wollte hier nur mal deinem Wunsch nach ein Bißchen Info nachkommen, den ich auch gut verstehen kann. So völlig im Blauen ohne Anhaltspunkte gehts einem nunmal miserabel. Das gilt für uns Bekloppte wie für euch Normalos (ich meine nix davon negativ, ich bin nur gerne etwas unernst in der Wahl meiner Begriffe)

zu deinen Fragen:
Cipralex kann, wie jedes Antidepressivum, bei Bipolaren zu einem hypomanic/manic switch führen. Allerdings befindet sich dieses in der Klasse der SSRIs (Selektive Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer), welche laut sämtlicher Studien,die ich gelesen habe, die geringste Wahrscheinlichkeit haben einen Switch auszulösen. So weit ich mich erinnere liegt die Häufigkeit bei SSRIs bei unter oder knapp über 1%.
Wie sich das bei unipolar Depressiven verhält weiß ich leider nicht, dürfte aber, so als educated guess, noch niedriger liegen, da die unipolar Depressiven im Gegensatz zu den Bipolaren ja keine "Veranlagung" für einen hypomanic/manic switch haben. Wenn dich das noch genauer interessiert würde ich dann mal mein Google Fu bemühen um passende Studien für unipolar Depressive aufzutreiben.

Was du weiter machen sollst...
Uff, das ist eine sehr schwere Frage.
Ich kann dir so viel sagen: wenn deine Ex wirklich bipolar ist, dann WIRD sie "runterkommen" und dann WIRD es ihr leid tun. Ob sie das auch zulässt/offen zeigt ist ne andere Sache, das kann man so imho nicht abschätzen.
Definitiv wird die Zukunft hart werden, Sehr hart. Bipolar 1 oder 2 verschwinden meiner Erfahrung und der Fachliteratur nach nicht einfach so. Wenn sie da sind, dann bleiben sie das eigentlich auch erstmal. Und zwar meistens lange. Ziemlich lange.
Sprich: wie früher wirds nicht. Keine Chance. Ganz im Gegenteil. Wenn du da wirklich Energie reinstecken möchtest (was ich dir im Übrigen hoch anrechnen würde), dann leg dir schonmal einen großen Vorrat davon an, denn die Zukunft wird mit großer Wahrscheinlichkeit sehr heftig und schmerzhaft. Wenn ich bedenke wie meine Partnerinnen seinerzeit unter mir gelitten haben....Aua, dann schäme ich mich selbst heute nach 10 Jahren noch.

Als Partner ist man da sehr oft einfach Prellbock, der nix tun kann, außer eben da zu sein und es auszuhalten. Wirksam werden kann man da nicht und sollte das auch nicht versuchen. Alles, was man tun kann ist den Kranken mit positiver Energie und Verständnis zu begleiten, was fast ein Ding der Unmöglichkeit ist, wenn man alle Nase lang eins auf Selbige kriegt und etwas verstehen soll, das letztlich ein Gesunder unmöglich verstehen kann. (Was vom Kranken auch ganz gerne mal genutzt wird um so richtig tief in Wunden zu bohren. Besonders in hypomanischen Phasen, die mit hoher Gereiztheit einhergehen)

Einfach ausgedrückt: es besteht eine hohe Chance, dass das die Hölle auf Erden wird.

Ich würde dir gerne was Schöneres sagen, aber wenns wirklich Bipolar ist, dann ist es eine sehr ernste und sehr schwere Erkrankung, da gibts leider kein Vertun, sorry.

Mein ganz persönlicher Rat ist: Haks ab und denk erst wieder drüber nach, wenn, pardon FALLS, sie von sich aus zurück kommt.

Alles Gute und einen möglichst kurzen Leidensweg für dich und deine Ex!

The Silver Phoenix

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Von Aschenputer bis Napalmdrossel.

Männlich, 37, Bipolar 2, Pregabalin 150mg