Liebe Rita,
liebe/r cgs,
ich empfinde keinerlei Spaß bei der 'Beobachtung des Verlaufs' bei Jürgen,
wenns ein solcher sein sollte,
dem Anschein nach wohl tatsächlich ist.
Das Wörtchen 'fulminant' ist in der Tat nicht unbedingt angemessen,
so wie ich es verwendet habe.
Daß Jürgens Angehörige, Frau und Kinder vor allem, leiden,
das ist mir nur allzu klar,
meine Situation beziehungsweise die meiner Familie damals,
als ich mehrmals hochakut manisch unterwegs war,
war alles andere als 'spaßig'.
Was aber kann ich,
aus der zum einen virtuellen und zum anderen tatsächlichen Entfernung zu Jürgen heraus
Anderes tun, als den Versuch zu machen,
mit ihm Kontakt zu halten,
ihn auf seinem Weg,
egal wie er ihn weiter gehen mag oder muß begleiten?
Egal, wie ich die Sache ansonsten beurteile?
Sollte ich,
entgegen meinen bisherigen Erfahrungen mit mir und anderen,
entgegen den Lehren, die ich daraus gezogen habe,
in den vielstimmigen Chor derer einstimmen,
die ihm zur Behandlung, zur Klinik, zu ichweißnichtwasnochalles raten?
Da halte ich ihm lieber meine wenn auch nur virtuelle Hand hin,
mag er sie nehmen oder zurückweisen.
Nichts wäre leichter und einfacher,
als sich dem allgemeinen Chor anzuschließen,
aber es mir leicht zu machen ist nicht mein Ding.
Wie Du ja selber permanent betonst, Rita,
ist die Erfahrung ein leider zuweilen brutaler Lehrmeister.
Dabei überwiegend zusehen zu müssen,
wie andere lernen, wieder andere darunter leiden
und nicht viel dazu tun zu können,
ist jedenfalls kein Spaß für mich.
Ganz gewiß nicht.
Aber meine Hand zu reichen,
das ist das Wenigste was ich tun kann.
Egal um wen es sich handelt.
Drum tu ichs.
Und wenn ich im Chor nicht mitsinge,
so bedeutet das noch lange nicht,
daß mir dessen Lied mißfällt.
Jedenfalls nicht immer.
Schönen Gruß,
Günter.