Hallo Stefan,

warum nur pro und kontra Medikamente?

Natürlich ist es möglich, auch mit Medikamentierung an sich zu arbeiten. Ob das medikamentöse Behandlung begleitet von Psychotherapie oder umgekehrt Psychotherapie begleitet von medikamentöser Behandlung ist, halte ich für weniger wichtig. Was am Ende zählt ist das Ergebnis.
Mich wundert nicht, dass es für viele bequemer ist, zu sagen, quatsch, ich habe ja eine gute Pille, damit lassen sich Antrieb und Stimmung manipulieren.
Meine Haltung ist hier im Forum bekannt:
ich nehme keine Pillen trotz bipolarer Störung mit zwei Depressionsschüben mittleren Grades und trotzdem ich zweimal fast in die Manie abgeglitten wäre. Das waren Lehrstücke, um mir zu zeigen, es bei nächster Gelegenheit besser zu machen, d. h. eine Krisensituation zu bewältigen.
Vielleicht kommt meine Haltung gegenüber der bipolaren Störung aus der Erziehung, die ich als Kind hatte. Wir waren fünf Kinder, unsere Eltern hatten nebenberuflich eine Landwirtschaft. Jeder von uns hat mithelfen, also arbeiten müssen. Ein Teil meines Arbeitsethos kommt sicher aus dieser Kinderarbeit. Ich bin heute 53 Jahre alt und sehe mir die Jüngeren an.
Müssen Kinder heute ihren Eltern in gleichem Ausmaße helfen, also arbeiten.? Nein, die meisten müssen nicht, aber sie haben Geld genug, um sich alle möglichen Sachen zu kaufen.
Wer zu früheren Zeiten ein Hobby betrieben hat, musste sich die Geräte teilweise selber herstellen, so wie es die Handwerker gemacht haben. Heute kann man (fast) alles kaufen.
Aber es gibt immer noch Menschen, die Ansprüche an sich selber stellen.
Ob das nun ein Gerät fürs Hobby ist, oder Probleme des Antriebes und der Stimmung, sprich der bipolaren Störung oder der manisch-depressiven Erkrankung, das ist für den Betreffenden ein Problem, ob er/sie sich das Problem mit einem Rezept bzw. Gerätekauf vom Halse schafft - oder ob er/sie sich auf den Hintern setzt, und selbst am Problem bzw. am Gerät arbeitet.
Gruß
Albert