Aus Kindertagen erinnere ich, dass das Christkind in meiner Familie in der Nacht vom 24. auf den 25.12. kam.
Meine Schwester und ich versuchten, im Bett liegend, durch lautes Weihnachtslieder singen wach zu bleiben.
Wir wollten das Christkind "erwischen", wenn es die Geschenke bringt. Gelungen ist das natürlich nie.
An diese Begebenheit denke ich gerne zurück. Dazu habe ich angenehme Gefühle.
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Dass Weihnachten von einem Krieg in meiner unmittelbaren Nähe überschattet ist und derartig heftige Reaktion bei mir auslöst, erlebe ich zum ersten Mal. Bei Kriegsereignissen in früheren Jahren war meine Anteilnahme und Sorge zwar groß, jedoch händelbar. Da habe ich offensichtlich ein Erbe in meinem Lebensrucksack.
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Schon sehr lange pflege ich einen handschriftlichen Briefkontakt zu einer 1927 geborenen alten Dame.
Sie ist bewundernswert lebendig und anteilnehmend am Leben in ihrer Umgebung und uneingeschränkt
klar im Kopf. Der Austausch mit ihr ist für mich angenehm und sehr bereichernd.
In meiner diesjährigen Weihnachtspost war ein Brief ihrer Tochter. Sie schrieb u.a. welch' katastrophale Auswirkungen der Krieg in der Ukraine auf ihre Mutter habe. Sämtliche Erinnerungen aus dem 2. Weltkrieg seien nach oben gespült worden.
Sie brauche nun sehr viel mehr Unterstützung, könne aus Angst auch nicht für kurze Zeit alleine sein.
Ähnliches höre ich in etwas abgeschwächterer Form von Freunden und Bekannten, die 1938 geboren wurden.
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Einsamkeitsgefühle an diesen Weihnachtstagen erlebe ich erstmalig.
Das hat damit zu tun, dass ich mich nicht verstanden fühle.
Diese verqueren Gefühle - von real nicht selbst Erlebtem - lassen sich nicht wegschieben.
Ich bin quasi der Weihnachtsstimmungskiller.
Meine Freunde haben mit dem Geschenk der Friedenskerze einen Mittelweg gefunden.
Altersmäßig bin ich ihren Eltern näher.
Die jüngeren Generationen sind halt in einer vollkommen anderen Zeit geboren und aufgewachsen.
Ich versuche stets das zu bedenken und zu berücksichtigen. Oft gelingt es mir das allerdings nicht.
Viele Grüße
Deborah
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Wer etwas will, sucht Wege.
Wer etwas nicht will, sucht Gründe.
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1-mal bearbeitet. Zuletzt am 24.12.22 07:14.