Liebe Kins,
dein Post hat mich nachdenklich gemacht.
Zuerst spreche ich dir und euch mein Beileid zum Tod des "Ritters von trauriger Gestalt" aus.
Beim Lesen auch deines verlinkten Posts von 2016 habe ich mich gefragt:
Was bleibt von seinem Leben, was bleibt euch?
Was war vor 65 Jahren an Behandlung überhaupt möglich, war da gerade mal die phasenprophylaktische Wirkung vom Lithium quasi so nebenbei entdeckt?
Was bleibt seinen Kindern und möglicherweise deinem Sohn?
Erwachsene Kinder bipolarer Eltern werden jetzt gerade mal von der Forschung entdeckt. Die Auswirkungen der Erkrankung der Eltern über ihre eigene Kindheit hinaus auf das eigene Leben, eine nicht zu unterschätzende Prägung. Der Sprache kommt dabei ein ganz wichtige Rolle zu.
Du beschreibst das sehr schön mit dem Umformulieren, um andere Perspektiven überhaupt erst versuchen können einzunehmen. Oft ist es auch so, das sich diese erwachsenen Kinder erst einmal ihre ganz persönliche Perspektive erarbeiten und zugestehen müssen, da ja in der Kindheit oft das bipolare Elternteil der Mittelpunkt war, um den alles kreiste. Sich selbst wichtig nehmen, über Erlittenes reden, Sprache finden ist meist der 1. Schritt, um dann in die weitere Reflexion gehen zu können. Dieser noch recht junge deutschlandweite Verein
Seelenerbe e.V. bietet Raum für solche Gespräche.
Wie geht in dieser Hinsicht dein Mann damit um?
Ich finde, dass dein großer Wissens- und Erfahrungsschatz zur bipo Störung und die Klarheit in der du ihn hier im Forum "rüber" bringst ein wirklicher Gewinn für eure ganze Familie sein kann und vielleicht schon ist (?).
In Bezug auf seinen Großvater vor 65Jahren, hat dein Sohn heute andere Möglichkeiten und neben der Qual des Leidens auch die Qual der Wahl. ;) Wird er bei der Trauerfeier oder Beerdigung dabei sein?
Herzlichst
s.