Hallo, Mahini,
ach, ich falle doch nicht über Dich her, aber als Betroffene weiß ich schmerzlich genug, wie es in den Behörden zugeht. Neun Jahre bin ich nun schon insgesamt vom Staat teilweise oder völlig finanziell abhängig, und das kann nur ein winziger Teil sein, dem das gefällt. Nur fünf Jahre lnag nach meinem zweiten Staatsexamen hatte ich die Ehre, genug zu verdienen, dann brach meine Krankheit aus, und seitdem schwindet die Hoffnung täglich immer ein bißchen mehr.
Klar, in neun Jahren hat der Staat auch etwas für mich getan außer der Schikane und der vielen, vielen Fehler: Drei Bewerbertrainings, zeitweiliges Abschieben zu einem privaten Arbeitsvermittler, ein Fortbildungskurs für Juristen, eine berufliche Reha und ein Computerkurs. Aber keiner dieser völlig unfähigen Sachbearbeiter hat mir z.B. gesagt, daß ein Akademiker, der sich nicht zu schade ist für Tätigkeiten weit unter seiner Qualifikation ist, kaum noch Chancen hat in seinem erlernten Beruf. Und in anderen Berufen hat er auch kaum eine Chance, weil er überqualifiziert ist.
In neun Jahren bekam ich übrigens drei Stellenangebote, ja drei. Jetzt darf ich mal wieder einen selbstgesuchten Zusatz-Job machen, 6,50 Euro/Stunde, 20 Stunden die Woche. Dafür darf ich noch um 4.40 Uhr jeden Tag aufstehen, um einen völlig zerstückelten Tag zu haben. Ich habe doch die Stelle nur bekommen, weil ich so flexibel bin.
Klar, ich gehöre zu den guten Arbeitslosen, die sich auch noch vor Angst, eine Stelle zu verlieren, ausbeuten lassen. Aber die meinst Du ja nicht, sondern die, auf die sich BILD, RTL und PRO SIEBEN stürzen.
Liebe Grüße
Lisa Vincenta
P.S. Nicht nur eine Arbeit, die einem überfordert, macht krank, sondern auch eine, die einem unterfordert, keine Freude macht, schlecht bezahlt wird oder die man schlichtweg haßt.