Danke nochmals für Eure Rückmeldungen. So, sorry, das wird jetzt ein längerer Text, der mir aber auch dabei helfen soll, meine Gedanken zu ordnen.
tschitta schrieb:
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> Hole dir selber Hilfe und Unterstützug von
> Fachleuten.... frag die was und wie du das tun
> sollst..
> und nimm mit seiner Ärztin Kontakt auf..
>
tschitta schrieb:
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>..im Prinzip
> wird das Forum in eine Sache gezogen..
> wo alles getan wird..wildfröhlich agiert wird..
> doch es wird sich keine Hilfe geholt...
>
> es gibt Hilfen: psychosozialer Dienst etc..
> Ärzte..ambulanter Dienst etc..
Zum Thema Hilfe holen:
Ich habe wirklich jede mir mögliche Stelle kontaktiert: Seine Psychaterin: sie nimmt den Kontakt nicht auf, lässt nur den Psychotherapeuten zurück rufen - Sein Therapeut: Kann nichts machen, Medikamente kann er sowieso nichts zu sagen und auch sonst, mein Mann müsse selbst in die Klinik gehen (haha) so würde das laufen und eine individuelle Betreuung der Patienten sei nicht vorgesehen - Der PSDI: Zuerst hieß es, sie sehen keinen Handlungsbedarf/anlass, jetzt im Nachgang zum Psychatrieaufenthalt haben sie ihm einen freundlichen Brief geschrieben, dass er jederzeit Hilfe annehmen könne (doppel HAHA) - Die Polizei: Sind die einzigen, die zumindest in der Gefährdungssituation was gemacht haben, allerdings war der Einsatz wie ich schrieb sehr hart und hat leider zu einer zusätzlichen Traumatisierung / verstärkten psychotischen Anteilen bei meinem Mann geführt. Und letztlich war der erzwungene Aufenthalt in der Psychatrie ja auch sinnlos bzw. hat alles nur noch schlimmer gemacht, da er jetzt freiwillig nicht mehr in die Klinik geht.
Friday schrieb:
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> Dieses Heute nehm ich mal das und morgen jenes
> oder auch nicht führt zu gar nichts und wird euer
> Leiden verlängern.
>
> In seinem Zustand reicht es nicht, mal zu
> schlafen.
> Der Manie medikamentös Einhalt gebieten und diese
> abkürzen bedeutet, er muss regelmäßig in
> bestimmten Dosierungen Medikamente einnehmen. Und
> das bestimmt ein Arzt.
Zum Thema Behandlung brauchen:
Dass er eine richtig umfassende Behandlung braucht ist mir mittlerweile auch völlig klar. Leider haben die Ärzte in der Klinik m.M. nach einen schweren Fehler gemacht, dass sie seinen Zustand zu schnell einzig auf das Citalopram zurück geführt haben. Hätten sie ihn nicht länger dabehalten und beobachten müssen, zumal von Anfang an der Verdacht auf eine manische Episode bestand? Ich habe die Erklärung natürlich dankbar angenommen und mich gefreut, dass es einen so einfachen Grund und damit Lösung gibt… Ich bin aber NICHT der Profi hier, das hätten die Ärzte doch erkennen müssen? Sie haben ihn einfach wieder nach Hause geschickt mit der Ansage, er möge sich wegen eines erneuten Einschleichens des Citaloprams selbst bei der Psychaterin melden… das wars.
kinswoman schrieb:
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> Dass er nicht durchgängig gleich gereizt, nervös
> oder wie auch immer die Umschreibungen lauten für
> seine Manie,
> ist, ist auch kein Einzelfall, so eine Manie
> verläuft nicht linear, mal reißt er sich mehr
> zusammen oder ist etwas eher in der
> Realität,
> aber deshalb ist das nicht am abklingen, da
> solltest du dich nicht immer wieder davon
> einlullen lassen oder dir Hoffnungen machen, dass
> du etwas beeinflussen kannst.
Wenn das so ist, wieso wissen die Ärzte das dann nicht? Wieso verschätzen sie sich so? Lassen ihn nach wenigen Tagen als „geheilt“ raus, es wäre keine manische Episode?? Wie gesagt, nicht ich bin ja hier der Profi… Unfassbar, ich habe mich zu dem Schritt der Zwangseinweisung (bzw. den Weg dahin) entschlossen und dann war das alles umsonst, hat im Gegenteil die Tür für jeden weiteren Behandlungsansatz vorläufig komplett verschlossen. Das ist schon bitter.
Friday schrieb:
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Es kann das
> Gegenteil erreicht werden. Wenn ein Maniker
> medikamentös bedingt ein, zwei Mal richtig
> ausschläft, hat er wunderbar neue Energien
> gesammelt, so dass sich der Zustand verlängert.
>
> Das was du vorhast ist absolut kontraproduktiv.
Ich verstehe gut, was du meinst. Allerdings gab es eben absolut keine Möglichkeit, ihn von einer Behandlung in Deutschland zu überzeugen, er wollte fliegen und ist geflogen - und wo er jetzt ist, gibt es keine Einweisung in die Psychatrie oder Behandlung, wie wir sie kennen. Insofern ist es vielleicht kontraproduktiv gemessen an deutschen Verhältnissen, wo man es besser eskalieren lassen sollte, damit ggf. eine erneute Einweisung vorgenommen wird und endlich Behandlung erfolgt - gemessen an der Tatsache, dass er da unten richtig zu Schaden kommen kann, wenn es eskaliert, ist es für mich einfach überlebenssichernd. Ich bemerke im übrigen, dass bei ihm schon eine Glocke klingelt, dass er ohne die Tabs gar nicht mehr runter kommt - er lehnt ja Tabletten normalerweise total ab und dass er sie braucht, um halbwegs klar zu kommen, ist ihm doch bewusst, merke ich. Ggf. ein Punkt, an dem ich beizeiten einhaken kann, wenn es darum gehen wird, ihn doch noch zu einer Rückkehr nach Deutschland und einer Behandlung zu bewegen.
Insgesamt: Ich fühle mich schon allein gelassen, es macht mich wütend und verzweifelt, wie wenig Hilfe / Betreuung man überhaupt bekommt bzw. wieso ausgewiesene Fachärzte so… nachlässig? agieren. Blinden Aktionismus lasse ich mir insofern nicht vorwerfen. Ich versuche halt irgendwie noch Handlungsmöglichkeiten zu finden, diese sind offensichtlich sehr eingeschränkt, dennoch gebe ich ja nicht auf, bevor ich nicht auch das noch versucht habe. Denn zum Thema Abgrenzung: Es gibt einen großen Unterschied zwischen Untätigkeit und Abgrenzung. Ich neige nicht dazu, in schwierigen Situationen zu erstarren. Ich bemühe mich immer, handlungsfähig zu bleiben. Das heißt nicht, dass ich mir einbilde, ich könnte die Situation (oder ihn) retten. Aber ich mache halt, was ich machen kann, ohne dass ich dabei vor die Hunde gehe.
Jetzt ist mein Mann geflogen, das ist insofern gut, als dass ich persönlich (mit unserem ungeborenen Kind) dadurch aus der direkten Schusslinie bin. Das war notwendig, denn aufgrund der Schwangerschaft wäre ein weiterer engerer Kontakt nicht mehr möglich gewesen. Es war jetzt hart an der Grenze, ging aber für mich soweit grad noch. Stress und Leid hab ich eh, egal wo er ist, denn wer verliert schon einen geliebten Menschen so an eine Krankheit? Ich sorge und quäle mich ja nicht weniger, nur weil ich ihn nicht 8 Stunden am Tag live und in Aktion erlebe. Aber wenigstens werde ich jetzt nicht mehr täglich beschimpft etc. und das ist richtig so, denn das löst einfach zu viel direkten Stress aus.
Aber er ist in keinem guten Zustand - etwas besser geht es ihm wohl in seiner Heimat, er ist jedoch nicht bei seiner Familie, er ist erst mal in einer anderen Stadt - aber wie das alles weiter gehen soll… zum Glück hat er noch einen Freund da unten, mit dem er im Wahn bislang nicht gebrochen hat, der hat wohl auch relativ schnell verstanden, dass was mit ihm nicht stimmt. Allein, helfen kann der auch nicht, ohne Behandlung hilft eben nur die Zeit, bei allem Risiko, das habe ich verstanden. Und er lehnt jede Behandlung ab. Er bildet sich ja aktuell ein, es liegt nur an Deutschland, er muss zurück in sein Land, dann geht es ihm schon gleich besser etc. - pure Verdrängung halt, Projektion ins Außen, um das Problem nicht bei sich selbst sehen zu müssen.
Dazu: Ich denke schon, das unsere Vertrautheit und die anstehende Geburt seines ersten Kindes noch der letzte Anker sind, an denen er irgendwie merkt, dass er nicht ganz OK ist. Und auch jetzt wo er in seiner Heimat ist und merkt, dass er auch da überall aneckt, wird ihm ggf. doch nochmal bewusst, dass etwas mit IHM nicht stimmt, nicht nur mit dem Außen… Wenn ich es richtig verstanden habe, ist sein Gehirn aber im aktuellen Zustand aber nur sehr eingschränkt zu so einer Reflektion fähig. So erlebe ich ihn auch, irgendwie auf 20 Ebenen zwischen fast einsichtig und total durchgeknallt, dazwischen ist alles möglich, ständig wechselnd.
Sozialarbeiter84 schrieb:
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> Wenn sie seine manischen Vorstellungen ablehne,
> sei er davon sehr getroffen und darüber sehr
> ärgerlich. (…)
> bei Vorhandensein einer Akzeptanz durch meine
> Mitmenschen nicht unterstellte, dass diese sie nur
> vortäuschten. So weit gedacht hätte ich da
> nicht. :-D
Ja, genau so ist das auch, er wird sofort total aggressiv, wenn man ihm den Spiegel vorhält, spielt man mit z.B. wenn es um sein Krebsmittel geht, nimmt er es einfach so an, für ihn halt normal.
tschitta schrieb:
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> und die Idee hauptsache er fliegt..löst gar
> nichts.
> sondern verlagert das Problem nur..
> die Frage der Härtefallregelung
> ist u.U. wichtig..
> und verfällt evtl..wenn er weg ist etc..
> das muss man gut prüfen..sich gut beraten lassen
> von Fachleuten!!!
Was ist mit Härtefallregelung gemeint Tschitta? Der PSDI sagte mir nur, ich könne eine Betreuung für ihn beantragen, meinst du das?
Insgesamt ist es jetzt einfach ein Spiel auf Zeit, das böse enden kann, so sehe ich es, aber ich hoffe einfach das Beste, mehr bleibt mir aktuell ja auch nicht. Was wirklich schlimm für mich ist, dass ich seine Familie nicht mal informieren kann - da ist die Sprachbarriere und vor allem, sie haben überhaupt keine Ahnung von psychischen Krankheiten, sie haben schon seine Depression nicht verstanden und seine klaren Ansagen ihnen gegenüber dazu - als er seine Krankheit erkannt hatte - mit völligem Unverständnis zur Kenntnis genommen. Da fehlt einfach der Horizont für so was. Wenn er es bis nach Hause schafft, wovon ich einfach ausgehen will, dann werden die schon schnell merken, dass er schlimmer drauf ist als sonst, klar. Aber sie werden es doch wieder unter „Charakter“ verbuchen und ihm gute Ratschläge erteilen wollen, mit dem o.g. Ausgang, dass er nur noch mehr aufdreht und sie ihn dann beschwichtigen etc.
Irgendwie geht es jetzt wohl nur darum, dass Zeit vergeht und sich ggf. wieder Türen öffnen, ohne dass in der Zwischenzeit Schlimmeres passiert. Keine schöne Situation, dennoch lässt sie sich nicht ändern. Ich werde mir jetzt selbst einen Therapeuten suchen, damit ich da besser durchkomme, allerdings sind die Wartezeiten ja auch monatelang, leider.
Sorge macht mir, dass er parallel zur Manie immer wieder sehr emotional und weinerlich wird: Er weint und heult immer wieder und leidet etc. Ist so etwas Teil der Manie? Oder bereitet sich da schon der direkte Absturz in die Depression vor?
Danke für eure Geduld.