Hi Markus,
ich bin 42 und bin wie gesagt immer wieder vor meiner Krankheit weggelaufen. Die Zeiten des Studiums und der Arbeitslosigkeit waren für mich immer am schwierigsten, weil ich große Schwierigkeiten mit Strukturlosigkeit habe.
Die Tatsache, daß in der Manie plötzlich vieles wie von selbst geht, was zu anderen Zeiten unvorstellbar erscheint, das Leben einfach nur so flutscht, ohne daß es großartiger Anstrengungen bedarf war für mich ziemlich verhängnisvoll - ich hoffte einfach auf die nächste Manie, dann würde ja alles wie von selbst gehen, und fühlte mich als hilfloses Opfer irgendwelchen unverständlichen biologischen Mächten ausgeliefert... An Psychotherapie bin ich ehrlich gesagt nicht mehr sonderlich interessiert. Nachdem ich in diversenTherapien (überwiegend Gesprächstherapien) traumatische Erlebnisse wiederholt bearbeitet habe, hat sich das nicht auf meinen Krankheitsverlauf ausgewirkt. Die Phasen sind heftiger, länger und auch in ihren Konsequenzen zerstörerischer geworden, sodaß ich jetzt seit 8 Monaten Lithium nehme und über die Wirkung noch nichts sagen kann, weil ich auch immer noch in einer Depression stecke. Tatsache ist jedenfalls, daß die letzten beiden manischen Phasen in ihren Konsequenzen so schrecklich für mich waren, daß ich mich nicht mehr nach solchen Phasen sehne. Zur Zeit bin ich arbeitslos und weiß auch noch nicht, wie es weitergeht. Nachdem ich alte Kämpferin mein Leben lang gegen diese Krankheit angekämpft habe und der festen Überzeugung war, ich könne mich durch richtiges Verhalten, Ändern meiner Denkweisen, Meditation und Sport und dergleichen selbst ins Lot richten, geht es für mich heute wohl eher darum, anzunehmen, daß ich eine schwere Krankheit habe, die ich aus eigener Kraft nicht überwinden kann.
Puh, ich glaub jetzt hab ich viel zu viel geschrieben...
Alles Gute
Sue