Hallo Marisa!
In dem Sinne, dass es jeder hat und man sich deswegen keine Gedanken machen soll, was zu tun ist und dass es schon von selber wieder geht, ist es auf keinen Fall 'normal'.

In dem Sinne, dass es vorkommt und behandelt werden sollte, wenn du darunter leidest, ist es die normalste Sache der Welt. Du bist deswegen nicht geisteskrank oder so.

Ich war schon mit 13 depressiv und ich hab damals versucht, Hilfe zu bekommen, war aber schwierig, weil man in den späten 80ern einer Jugendlichen eine psychische Krankheit noch nicht zugestanden hat. (Zumindest nicht da, wo ich herkomme.) Das hat mir suggeriert, ich bilde mir alles nur ein (frag mich ja, wie das gehen soll) und ich stellte mich an oder sonstwas. Jedenfalls konnte ich mit niemandem drüber sprechen und hab jahrelang versucht, selber klarzukommen. Letztes Jahr hat's geknallt und seitdem bin ich dabei, mir zu erklären, was eigentlich die letzten 15 Jahre in meinem Leben schief gegangen ist und warum. Was mir erspart geblieben wäre, weiß ich, was ich verpasst hab, werd ich nie erfahren, vielleicht auch besser so.

Woher weißt du, dass du depressiv bist? (Das soll jetzt nicht so klingen, als solltest du es beweisen!)
Warst du schon bei einem Arzt?

Je eher du dich um Hilfe kümmerst und welche bekommst, desto besser. Wenn du dich nicht gleich zum Arzt traust und nicht mit deinen Eltern darüber sprechen willst, geh zu einer Beratungsstelle. Die sind da meistens sehr nett und haben natürlich auch Schweigepflicht. Wenn du denkst, du kannst da nicht reden (ging mir immer so und dann fühlten die sich verarscht), schreib es auf und lass es sie lesen. Manchmal kann man so auch besser mit den Eltern kommunizieren, es lässt allen Beteiligten mehr Zeit für eine wohlüberlegte Reaktion. Ich habe nie das leidende Gesicht meiner Mutter ertragen können, wenn es um meine Selbstmordgedanken ging.

An der ganzen leidigen Angelegenheit sollte dir nichts peinlich sein.

Gruß
Her Majesty
Sumosimi