Was bei mir in den vergangenen drei Tagen abgeht ist es echt unfassbar. Ich komm gar nicht mehr mit, was sich bei mir gefühlsmäßig tut...... aber vorher muss ich noch etwas erklären.......

Ich bin ja noch relativ neu hier im Forum, habe aber an anderer Stelle schon etwas über mich geschrieben.....
Nachdem die letzten 15 Monate frei von Depris und Manie waren, habe ich am Dienstag mit meinem Doc gesprochen, ob ich die halbe Tablette Tagonis (tryzyklisches Antidepressivum) absetzen kann, da meine Stimmung sehr gut ist und ich mich (wie wir es so schön nennen eher über dem Strich fühle als darunter)!!!!
Da ich vom Naturell sowieso schon temperamentvoll, offen und voller Lebenslust bin, liegt die Gefahr einer Manie auch näher als die einer Depression.
Der Doc meinte auch mit einem Grinsen, dass es wohl jetzt an der Zeit angebracht wäre das Tagonis abzusetzen. Ausserdem ?darf? ich meine Valproindosis in zwei Wochen um 150mg reduzieren.
Ich habe ein etwas gespaltetenes Verhältnis zum Tagonis, das hat mir zwar in den Depressionen direkt von Beginn an geholfen (aber auch nur in Verbindung mit den Therapien).
Aber im letzten Jahr hat es mich dann auch in die Manie schlittern lassen. Die Ärzte selber haben im nachhinein gesagt, dass sie nicht erkannt haben, dass ich nach meiner 6monatigen Depression (mit Tagesklinik-Aufenthalt) bereits submanisch war und eigentlich das Tagonis hätte weglassen müssen.

Welch ereignisreiche Woche. Ich freu mich so, dass ich ein Stück weg bin von den Medis.

Hinzu kommt, dass ich seit Start der Manie (Dauer 8 Wochen) auf Zigaretten, Stickis und Alkohol komplett verzichtet habe. Mir hat die Manie so einen Schock versetzt, dass mich das Verbot der Ärzte, was Drogen angeht so eingeschüchtert hat, dass ich tatsächlich nicht mehr einen Tropfen Alkohol zu mir genommen habe. Früher habe ich wirklich gerne mal was getrunken, ganz zu schweigen von den Parties, wo ich es auch klasse fand, sich stumpf mal einen hinter die Binde zu giessen;-)) Aus und vorbei seit der Manie.

Wenn ich dann hier im Forum lese, das andere am Rechner mit ner Dose Herforder oder Becks sitzen, überkommt mich schon manchmal die Wehmut;-/ frei nach dem Motto ?ich will auch?. Aber im Ernst, ich hab glaube ich mehr Respekt vor einer Manie als vor dem Tod. Ich will alles tun, dass es kein Wiedersehen mit der Fratze der Manie gibt. Auch wenn ich zugeben muss, dass sie in dem Moment für mich ja auch irre schön war. Aber das Schämen danach über die faux-pas, die man/frau sich geleistet hat sind größer.

So dass es mittlerweile auch ok is, nix mehr zu trinken (wegen der medis) und auch nicht zu rauchen. Und es geht auch. Gar nicht mal schlechter, man gewöhnt sich dran.

Ja, und seit Donnerstag passiert bei mir so was wie ne Metamorphose. Durch die Reduktion des Tagonis ist mir dermaßen schwindelig, dass ich das Gefühl habe ?dauerbreit? zu sein.
Ich habe das erst überhaupt nicht mit dem Medikament in Verbindung gebracht. Aber als ich es gestern nicht mehr ausgehalten habe, weil mein Kreislauf verrückt spielt, habe ich meinen Blutdruck prüfen lassen und da lag der Oberwert bei 99 (normal sind wohl 120-140). Gut, ich denke, dass wird sich über kurz oder lang wieder normalisieren.....
Was mich aber umhaut sind meine Emotionen in den letzten drei Tagen.
Ich übertreibe wirklich nicht, aber ich habe das Gefühl mich so intensiv zu spüren wie selten zuvor. Kann das an der ?Langzeitdosierung? liegen = > 6 Monate 1-2 Tagonis;
2 Monate Pause, da Manie; 9 Monate 1 Tagonis; 5 Monate ½ Tagonis.
(Schluck, wenn ich nachrechne sind das immerhin 20 Monate mit einem Medikament, dass auch Einfluss habe kann auf die Persönlichkeit).....

Also, da sitze ich am Donnerstag im Musical West Side Story und fühle Tränen ? wegen der schönen Musik.
Gestern sehe ich ein Drama im Fernsehen und muss wieder weinen. Es ist unglaublich befreiend, aber auch so fremd.
Auch jetzt wo ich das so schreibe, steigen mir die Tränen in die Augen. Ich kann mir das einfach nicht erklären, dass kann doch nicht an einer halben Tablette Antidepressiva liegen. Sonst bin ich das ?tough-girl? und jetzt all of a sudden, bricht etwas aus mir aus, was ich mir nicht erklären kann.
Ich fühle mich absolut nicht depressiv oder so. Ne ne. Es ist nur so, als wenn ein Ventil sich öffnet und alles rauskommt.
Ich mag jetzt auch niemanden anrufen, weil sich dann sowohl family & friends nachher Sorgen machen.
Aber darum geht es nicht. Es geht darum, wie ich mit diesen plötzlich auftauchenden gewaltigen Emotionen umgehe.
Ich bin das überhaupt nicht mehr gewohnt. Wenn ich zurückblicke, habe ich im letzten halben Jahr vielleicht ein oder zweimal geweint. Und jetzt dieser emotionale Gau. Ich fühl mich so berührt. Kann das mit den Tabletten zusammenhängen (liebe Medizinprofis unter Euch, was meint Ihr?)
Einerseits ist es ein superschönes Gefühl, auf der anderen Seite verunsichert es mich. Ist es das ?welcome back to reality? oder was sonst?
Bin daher ziemlich aufgewühlt und froh, das es das Forum gibt. Fühl mich schon erleichterter nachdem ich das so geschrieben hab.
Ich muß mich wohl einfach mal wieder auf meine Gefühle und Intuition verlassen, dann wird?s schon werden.
Danke fürs Zuhören
Es grüßt
die etwas verwirrte, schwindelige und sentimentale
Rani