Hallo Herzensmensch,
ich gehe erstmal nicht davon aus, dass dein Mann unbedingt bipolar ist. Es kann alles mögliche sein. Was mir auffällt, ich zitiere dich:

>>"ich habe daheim den depressiven, der mich ignoriert, den ich aufbauen muss oder der seine Laune >>an mir auslässt. Bei mir will er sich immer nur ausruhen und für bzw. mit anderen hat er ein richtiges >>Leben. >>Das verletzt mich, ich habe meine körperliche Erkrankung letztes Jahr in den Griff bekommen und musste >>wegen ihm viel zu oft auf der Couch sitzen. Jetzt kann er reisen und Spaß haben." usw usw.

Er: ""kann und "will", du "musst" und "hast" ihn zuhause, als sei das nicht zu ändern. Das du all diese fürchterlichen Dinge tun "musst" findet sich sehr viel in deinem Text.

Es sind offensichtlich nicht mal Kinder da? Auch mit Kindern würde ich das Folgende schreiben, aber da gibt es mehr zu bedenken.
Lauf nicht in die Falle zu denken: "jetzt habe ich so viel investiert, das kann ich doch jetzt nicht wegwerfen, sonst würde das ja heißen, dass die letzten 9 Jahre verschwendet und falsch waren."

Ich kenne sowas zwar nicht aus eigener Erfahrung (ich fliege eher immer zu früh davon, wenn ich deinen Text lese, tröstet mich das fast - denn lieber zu früh als zu spät :D, wer schafft es schon immer "on point"?), aber ich habe Frauen bei meinen zwei Klinikaufenthalten kennengelernt, die waren dann schon 50 oder 60 und erst dann haben Sie es erst geschafft, sich aus einer toxischen Ehe/ Beziehung zu lösen.

Eine Frau ist mir in besonderer Erinnerung: Sie tat mir so leid - sie war unendlich traurig, aber auch unendlich glücklich, beides zugleich, sie war nicht bipolar, aber ihr Zustand glich meinen gemischten Phasen: Glücklich, weil sie sich sooo befreit fühlte, es war so sehr das Richtige, endlich gegangen zu sein (und da waren Kinder im Spiel, die als Grund hatten herhalten müssen, dass sie so lange weitergemacht hat) und sooo traurig, weil soviel vom eigenen Leben für den Partner weggeworfen wurde, jetzt nicht mehr sooo viel von diesem Leben übrig war und ihr zum ersten Mal WIRKLICH ganz tief klar geworden ist, was ihr Leben hätte sein können, wenn sie eher gegangen wäre, nicht nur so als Pseudoerkenntnis während des ganzen Stresses. Sie hat oft geweint und gesagt, sie wisse gar nicht, ob sie aus Erleichterung oder aus Verzweiflung weine - und vermutlich war es beides.

Am End hast du dann dein ganzes Leben immer weitergemacht, weil du ja schon solange so weitergemacht hast und es deshalb nicht loslassen kannst. Konzentriere dich in deiner Therapie darauf, dass du von ihm wegmusst - und dass das das einzige und letzte "müssen" in Bezug auf ihn sein sollte. Brich den Kontakt radikal ab mit der Hilfe von Therapeut:in. Hol dir einen lieben Hund. Oder eine Katze, Leguan, Pferd, Ratte, je nach Vorliebe. Oder einen ganzen Zoo, wenn nötig. Tiere sind super! (und keinen bissigen Hund oder Angsthund oder anspruchsvollen Hund, einfach einen trotteligen, superlieben, kuscheligen - ich sage es nur, wer weiß, wie weit deine Muster gehen! Ich empfehle einen Basset. Der gibt - wenn nicht verkorkst - so gern und verlangt so wenig und regt sich nicht so schnell über irgendwas auf. Das kannst du glaube ich gebrauchen.)

Irgendwer schrieb hier, ihr wäret ja schon getrennt - also das sehe ich anders, DU bist zumindest nicht getrennt.

Hör auf zu jammern, es schadet dir. Und den anderen Teilnehmenden im Forum und vermutlich irgendwelchen Bekannten von dir - sofern sie nicht schon weggelaufen sind - auch ein bisschen.

Es sind noch nicht mal Kinder da: Nimm deine - oder noch besser: seine - Kreditkarte, verkauf das Haus oder zumindest deine Hälfte davon oder scheiß einfach auf das Haus, wenn es sich ohne ihn nicht verkaufen lässt - ich wette, er wird schon aus dem Loch gekrochen kommen und sich drum kümmern, wenn du es nicht mehr tust und "geh reisen und hab Spaß" (was deiner Meinung nach nur er "kann". Ziehe auf jeden Fall um in eine kleine und günstige Wohnug und sage ihm die Adresse nicht. Im Idealfall lass dich scheiden und zwar mit der Hilfe eines Anwaltes, der auf eine gerechte Verteilung der Güter achtet. Frauen lassen sich da gerne mal über den Tisch ziehen, weil "das Materielle doch nicht so wichtig ist und er wird da schon fair sein" - haha!)
Das alles ist sehr, sehr, sehr schwer und beängstigend und nicht so einfach, wie ich es hier darstelle, das ist mir schon klar. Aber es ist auch wichtig, sich klar zu machen, dass die Schwere, das Beängstigende subjektiv ist. Und was du jetzt gerade durchziehst, ist ja auch mega-anstrengend, diese Energie kann anderes bewirken.

Niemand hindert dich daran, einfach nur einen Schritt zu machen und zu gehen, außer dir, das muss dir klar sein: Es ist nicht er, der dich festhält.

Du hältst fest an dieser Hölle. Und wirfst dem "Teufel" vor, dass er es geschehen lässt.
Viel Glück

P.S.: bitte keine Privatnachrichten problematisierenden Inhalts zur Zeit (-> ich fliege grade erst los). Komplimente und gute Wünsche nehme ich natürlich gerne an, aber da sollte man Zeit für die Warteschlange haben, hahahaha



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.01.24 07:39.