Re: Nervös vor Klinikaufenthalt

14. 12. 2022 19:30
Hallo Hummelchen

Ich wünsche dir schon Mal einen guten Einstieg in den Klinikalltag.
Deine Sorgen verstehe ich.

Von meinem letzten Klinikaufenthalt konnte ich erstaunlich viel mitnehmen. Das was ich in den Alltag rüberziehen konnte, waren aber Dinge, die ich vor dem Klinikaufenthalt gar nicht wusste. Also ich wusste nicht, dass mich diese Themen, die mich während des Klinikaufenthaltes begleiten werden, dann positive Folgen haben auf meinen Alltag, weil ich Bewältigungsstrategien erhielt.
Eigentlich bin ich hingefahren, um wieder aus meiner Mischphase herauszufinden, war eine psychotherapeutische Klinik.

Dort war ich zuvor schon einmal, hatte also ein gutes Bild vom Klinik-Konzept.
Die grössten Herausforderungen, die ich dort antraf, hätte ich auch nie vermutet, dass es genau diese sind.

So ist es zwar voller Überraschungen, wie es mir ergangen ist und was dann der Klinikaufenthalt mit sich gebracht hat und was am Ende das Ergebnis war.

Es half mir, mich darauf zu Stützen, dass ich den Klinikaufenthalt überzeugt und freiwillig antrat. Also, dass ich deshalb auch motiviert war und hinter meiner Entscheidung stehen konnte.

Dazu versuchte ich offen zu sein, was mir in den Therapien für Aufgaben oder Dinge zum Lernen entgegen gebracht wurden und war bereit jegliche Unterstützung anzunehmen. So konnte ich schon während des Klinikaufenhaltes einen sicheren Boden für mich schaffen, den ich zu Hause täglich vermute, aber auch nicht garantiert ist.

Die einzige Therapie, die mir Mühe bereitete und die Offenheit ab und zu flöten ging, war die Körperwahrnehmungs-Therapie. Da hätte man in der Gruppe manchmal mutig sein müssen, das konnte ich dann nicht.

Dennoch gab es auch viele Körperwahrnehmungs-Therapiestunden, bei denen ich mich darauf einlassen konnte. Am Meisten gebracht hat mir die Ergotherapie, war vorauszusehen war.

Auch die Musiktherapie war wirklich eine seelische Wohltat, war überraschend war, da ich schon schlechte Erfahrungen damit gemacht hatte, aber mich in dieser neuen Form bei einem anderen Therapeuten öffnen konnte und locker über meinen Schatten springen konnte, weil alles gepasst hat. Es fiel mir sogar schwer, mich bei der letzten Musiktherapie Stunde davon zu verabschieden.

Zu Beginn hatte ich es gut mit der Psychotherapeutin, aber mit der Zeit wurde es etwas schwieriger. Dennoch klappte es fast bis zum Schluss, es war für mich nur etwas schwer, dass sie die bipolare Störung nicht so ernst nahm, die Krankheit nicht als chronisch akzeptierte, da hätte ich dann gegen Wände reden können.

Aber auch von dieser Zusammenarbeit konnte ich einiges weiterverwenden und kam auf interessante Schlüsse. Als es zunehmend schwieriger wurde in der Therapie mit der Psychotherapeutin, konnte ich oft spontan mit einer Psychologiestudentin, die als Praktikantin in der Klinik arbeitete,sprechen. Sie war sehr emphatisch und mich ganz gut verstand. Das war sehr wertvoll.

Meine Bezugsperson war sehr erfahren und hat mich ziemlich schnell ganz gut erfasst. Ich mochte es sehr, mich mit ihr auszutauschen.

Das finde ich den Vorteil eines Klinikaufenthaltes, es waren da viele Personen involviert im Fachpersonen-Team, an mehreren Orten hat es ganz gut gepasst.

Mit einigen Mitpatienten hatte ich es gut, ich bin nicht der Gruppenmensch, deshalb konnte ich oft einen Spaziergang mit einem anderen Klinikpatienten machen oder auch mal so ein wenig plaudern. Mit einer ehemaligen Mitpatientin habe ich heute noch regelmässig Kontakt, uns verbinden ähnliche Lebensentwürfe und Lebenserfahrungen.

Wennn ich auf den Klinikaufenthalt zurückblicke, sehe ich, dass er für mich sehr anstrengend war, aber dass ich tatsächlich etwas erarbeiten konnten, das mir als eine Art von Werkzeugen im Alltag hilft. Es hat sich für mich gelohnt, alleine schon deshalb, weil ich es kräftemässig gar nicht geschafft hätte, länger zu Hause in der Mischphase auszuharren. Die Alternative wäre dann nur gewesen in die Akutklinik zu Gehen. Da war mir dieser Weg lieber und auf meine Zukunft ausgerichtet auch sinnvoller, da ich die Wahl hatte.

Liebe Grüsse
Milla

Mit Liebe und Ruhe betrachtet ist die Welt am Schönsten
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Nervös vor Klinikaufenthalt

hummelchen 1022 13. 12. 2022 12:49

Re: Nervös vor Klinikaufenthalt

orso 192 13. 12. 2022 13:21

Re: Nervös vor Klinikaufenthalt

soulvision 161 13. 12. 2022 13:41

Re: Nervös vor Klinikaufenthalt

hummelchen 153 13. 12. 2022 15:09

Re: Nervös vor Klinikaufenthalt

soulvision 163 13. 12. 2022 16:57

Re: Nervös vor Klinikaufenthalt

Milla 439 14. 12. 2022 19:30



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