Hallo Bipofighter,

Im Januar 2021 begann sich die schwere Depression etwas zu bessern, ab Juni 2021 hatte ich wieder die Kraft
für mich selbst zu sorgen.


über die Krankheit und über Medikamente wird viel Wissen vermittelt. Aber wie lange das dauert, bis man
wieder stabil ist, das wir hier oft gefragt. Und immer ist da die Erwartung, es müsse schnell(er) gehen.
Weiß das jemand, wo dazu etwas steht?

Ab Juni 2021 sorgst Du wieder für Dich. Mit Manie und Depression als Gepäck im Körper ist das nichts an Zeit.
Das sind ja noch nicht mal vier ganze Monate!


Ich bin schon sehr lange wieder stabil. Und ich kann mich sehr gut erinnern, dass es sehr langsam aufwärts
gegangen ist. Habe ich meistens erst in der Rückschau mitgekriegt. Ich nehme Lithium und bei mir waren
18 Monate locker die Zeit, die es gebraucht hat.

Diese Zeitangabe muss Dich nicht schockieren. Wenn es bei Dir 10 Monate sind, sind es eben 10 Monate.
Und wenn es bei Dir 24 Monate sind, ist das eben so. Man kann da meiner Meinung nach auch nichts
beschleunigen. Es dauert so lange wie es eben dauert.


Stabil bin ich, aber es gibt Zustände, auf die ich sehr achte. Hitze, Lärm und Reizüberflutung.
Ich bin bipolar 1 und Hitze ist nichts für mich. Ich würde nie in heiße Länder fliegen, und ich kann der Hitze
hier auch gut ausweichen. Lärm ist klar und Reizüberflutung (wenn 10 Leute sich unterhalten, zB).

Das kann bei Dir anders sein, aber das muss jeder Bipolare für sich rauskriegen. Welche Zustände tun
einem nicht gut? Und was macht man dann, um dieser Sache auszuweichen?

Habe ich nicht, aber: Spät und nachts arbeiten, davon wird abgeraten.


Dann: Häufig Pausen machen. Bevor man nachdenkt, was gerade nicht geht: Aufstehen und aufs Klo gehen.
Diese kurze Bewegung hilft schon oft.

Dazu fällt mir mein ständiges Thema ein: Spazieren gehen. Habe ich hier oft drüber geschrieben.
Wer sich kaum bewegt, und das bringt diese Zeit nach Manie und Depression ja oft mit sich,
der kann sich nicht gut fühlen.

Mit Bewegung fühlt man sich nicht unbedingt besser, aber da muss man durch. Ich rede auch
da aus Erfahrung.


Dann noch zwei Standards:
1 Genug Wasser trinken. Das Gehirn braucht Wasser, also gucken, ob das jetzt reicht.

2 In den Medikamenten bleiben. Wer seine Belastbarkeit kaputt machen will, setzt ab.
Leider ist es anders rum: Man setzt ab und dann knallt alles zusammen.


Also: Du bist genau da, wo Du jetzt mit gerade mal vier Monaten nach der akuten
Krankheit sein kannst. Passt alles. Dass es Dir nicht passt, ist auch klar:

Im Kopf sind wir immer ganz woanders.

Viele Grüße

Cornelia