Habe 1999 eine Reha bei der RPK (Rehabilitation für psychisch Kranke) hier in der Stadt begonnen.
Alle haben mir abgeraten aber ich habe mich durchgesetzt, wollte ins gemachte Nest. Sie wird komplett von der Krankenkasse finanziert, ein teurer Spaß. So bezog ich mein Einzelzimmer in der Wohngruppe, alle waren jünger als ich und so wurde diese Reha der größte Horror der letzten Jahrzehnte. Ich zog mich depressiv zurück, entwickelte eine Angststörung, lang in jeder freien Minute mit einem Buch in der Hand auf dem Bett und starrte vor mich hin.
Es kamen Schlafstörungen dazu, für eine Schlaftablette musste man abends am Dienstzimmer Schlange stehen und betteln, mal hat man was bekommen, mal nicht. Tagsüber in der Werkstatt ging es zu wie im Kindergarten, viele Betreuer und sie beteten jedem vor wie er sich zu verhalten hatte oder machten sich ironisch lustig. Bei solchen Erlebnissen bleiben die Suizidgedanken nicht aus, erst wollte ich mich in der Dusche erschießen aber ohne Pistole?
Dann eines Sonntags früh machte ich mich auf zur nächsten großen Brücke, die Idee gab mir Erleichterung. Jedoch ich ging vorbei an Grundstücken wo der Rasen gemäht wurde, das Auto gewaschen und mit den Kindern gespielt wurde, da konnte ich nicht mehr weiter gehen bis zur Brücke und kehrte um. Nun kam zum mangelnden Schlaf, den albernen und nervigen Mitbewohnern, der kindischen Werkstatt, der generalisierten Angststörung auch noch die Scham dazu einen Suizidversuch erfolglos erlebt zu haben. Wie gesagt, die mieseste Stimmung die ich seit langem erlebt habe, das Gegenteil von einem gemachten Nest. Ich war fest überzeugt nicht mehr selbstständig leben zu können und in ein Heim zu müssen. Nach einem halben Jahr wurde die Maßnahme beendet und man schickte mich in meine Wohnung zum alleine Leben. Nach Monaten der Übung wurde es langsam besser und ich lernte wieder das selbstständige Wohnen in den eigenen vier Wänden. So viel zu meinem Erleben der psychischen Reha, ein ganz individueller Blickwinkel und nicht übertragbar. Habe heute noch Kontakt, zwanzig Jahre später, zu Therapeuten, Betreuern und Rehabilitanten der Reha und kann so alle Erlebnisse gut verarbeiten und sogar als Erfahrung verbuchen die heute positiv zu Buche schlagen. Überlebte Suizidgedanken können sehr förderlich und wertvoll sein für das weitere Dasein, das Leben wird kostbarer.
So gesehen wahren die negativen Gefühle in der Reha der Wegbereiter für die positiven Gefühle in der späteren Bewältigung des Alltags. So gesehen bin ich heute froh diese Reha erlebt zu haben aber empfehlen tue ich sie nicht.