Shalom gosaveyourself
Ich habe im April 2 Sitzungen mit Pilzen (Psilocybe cubensis) gehabt.
Sie können aus meiner Erfahrung sehr hilfreich sein und bergen auch enorme Gefahren !
Sie reißen die Pforten der Wahrnehmung auf. Das, was dahinter liegt kann im Verlauf einer Session wunderschön sein und/oder auch ein absoluter Horror werden. Ekstase, Glück, Frieden und absolute Angst, Panik, Horror, Hoffnungslosigkeit liegen z.B. gleichwertig hinter den Pforten. Bevor man die Tür aufreißt sollte man sich darüber klar sein.
Das Setting ist aus meiner Erfahrung total wichtig. Idealerweise mit Therapeuten - in Deutschland natürlich illegal und schwer zu finden. Therapeuten können hier z.B.gut auffangen, wenn es gerade durch ein Tal der Finsternis geht.
Die Forschung in anderen Ländern in der medizinischen Anwendung ist um einiges weiter in Theorie und Praxis.
Eine sichere, warme, schöne, gut riechende Umgebung (z.B. durch Aromaöle )
Bequeme, lockere, nicht kratzende Kleidung
Musik zur Begleitung und/oder Stille
Wenn möglich und empfehlenswerter, jemanden dabei haben, der/die nicht "druff" ist, Erfahrungen hat und ruhig bleibend im Hintergrund sein kann.
Eine warme Decke, viel Wasser
Eine leichte, fettarme Suppe für Nach der Session
Ein leerer Bauch vor der Session
Die Nummer des Krisentelefons/Psychischer Notfall gut sichtbar in der Nähe
Was ich aus den Sitzungen in diesem Jahr mitnehmen konnte:
In der Anfangsphase haben die Pilze meinen Körper "vorbereitet" - ich habe mich gefühlte Stunden überall selbst massiert, geknetet, Verspannungen weg "gestreckt", leicht getanzt, ge-stretched. Dann kam das große Gähnen, das ich aus den Sitzungen damals kannte. Tiefes Gähnen und dabei Strecken machten langsam meinen Atem frei. (Ehrlich gesagt hätte ich das von meiner Katze lernen können. Die macht das Meisterhaft ;)
Die Erfahrung eines bewegten Körpers, der mit sich in Berührung ist und ein Atem, der tief und frei fließt war also das erste Geschenk. Warum mache ich das im Alltag so wenig ? Gerade in depressiven Episoden, in denen ich in die total verspannte, atemlose Starre gehe. Später - zurück im alltäglichen Bewusstsein habe ich mich an die Erfahrung oben erinnert. Gähne jetzt häufiger ausgiebig, atme tiefer, bewege und massiere mich mehr. Lerne weiter von meiner Katzengefährtin.
Das 1. Geschenk der Sitzung mit Pilzen war für mich also sehr körpertherapeutisch. Körpertherapie ist auch anders möglich.
Das 2. Geschenk kam dann auf dem Gipfel des "Trips"...Aus vergangenen Erfahrungen weiß ich, das es nun in alle Richtungen sehr heftig werden kann. Auf einer Matratze bequem liegen, eingelöffelt, bequeme Kleidung, die nicht drückt oder kratzt, sich an das Atmen erinnern, eine warme Decke über mir, denn hier beginnt häufig das große Zittern für mich.
Ich befand mich in einem riesigen Darm, der in einem warmen rot-gelb-blauen Licht strahlte und wurde durch einzelne Darmtaschen transportiert. In jeder Darmtasche war wie in einem VR Theater ein anderes Thema dran.
Friedliche, glückliche Themen, ängstliche, wütende, verzweifelte Themen dann wieder Ekstase, dann Hoffnungslosigkeit. Die ganze Tonleiter aus Moll und Dur, schwarzen und weißen Tasten. Ganz kleine "Elfen" waren in allen Darmtaschenthemen präsent. Sie erinnerten mich immer sehr sanft daran....tief zu atmen, meinen Leib zu berühren und zu bewegen, mich in einen Frieden und in eine Gelassenheit zu versenken, egal was gerade für Themen da sind. "Finde die Insel des Friedens in Dir, egal was gerade um dich herum geschieht".
Das fühlt sich anders an als z.B. nur meine hypomanischen Verzückungen zu suchen und die depressiven Täler zu verhindern. Dieser Frieden ist sehr unspektakulär. Gleichmütig gegenüber Berg und Tälern, Licht oder Dunkelheit.
Diese Erfahrung hilft mir im alltäglichen Umgang mit meinen "bipolaren Kräften".
Ob ich gerade wieder in hypomanischer Verzückung oder in depressiven Tälern bin, in kreativer Schaffenskraft, hoffnungslosen Löchern, in Happyness oder Ängstlichkeit, dies oder das zwischen den Polen...diese entspannte, gelassene, friedliche Insel in mir aufsuchen können - war das 2. Geschenk....
Es gab noch mehr, aber der Text hier wird zu lang :D
Sessions mit Pilzen (bei mir alle paar Jahre einmalig - vor der letzten z.B. 10 Jahre her) finde ich persönlich bereichernd auf meinem individuellen Weg mit der Bipolarität. Sind können auch sehr gefährlich sein und brauchen einen achtsamen Umgang mit Kontext, Setting und Dosis. Gerade wenn - wie du berichtest - starke Panikattacken bei Dir gerade auch Thema sind. Du gehst eh Deinen eigenen Weg, denke ich. Kenne das von mir. Lausche Erfahrungen, höre die Warnungen anderer - mache letztendlich aber dann doch mein Ding.
Wie immer Du Dich entscheidest - wünsche Dir auf Deinem Weg "Inseln des Friedens" in Dir.
Herzlich grüßt
Talisien
