Hallo Salem,
das Verhalten ist jetzt nicht gerade untypisch für emotional-instabile Persönlichkeitsstörung.
Und ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung.
Und abhängige Persönlichkeitsstörung.
Die beiden oberen Diagnosen hatte ich auch mal.
Allerdings sind diese nun nicht mehr relevant/obsolet.
Um psychotherapeutische Maßnahmen abzurechnen, müssen soweit ich weiss, Arbeitsdiagnosen angegeben werden.
Persönlichkeiten sind komplex. Die drei obigen, die bei deiner Frau diagnostiziert wurden, zeichnen halt nur insgesamt ein Bild der Persönlichkeit, bzw. der Probleme, die sie hat. Daraus kann mal eine Depression resultieren, die ist dann weitaus handfester und biologischer.
Wenn sie seit Jahren keine Tabletten mehr nimmt, hat sie wohl seit Jahren keine schwere Depression mehr, die sie in die Psychiatrie gebracht hat?
Wenn eine Depression nur einmalig auftaucht, wird eine Weile zur Rückfallvorbeugung noch ein Antidepressivum gegeben, und dann schliesslich abgesetzt. Das ist eigentlich ziemlich normal.
Außerdem ist das ja ein ziemlich gutes Zeichen, dass die Problematiken der Persönlichkeitsstörungen nicht erneut in einer Depression gemündet sind, also wie wahrscheinlich Wege gefunden hat, für sich damit umzugehen. Sie hat ja anscheinend auch eine Psychotherapie gemacht, und wenn sie immer noch mit der Therapeutin befreundet ist, scheint sie ja mit dem Ergebnis der Therapie zufrieden zu sein. Und wenn der Leidensdruck aufhört, kann man das dann durchaus gesund nennen.
Eine ihrer Strategien scheint zu sein, von Beziehungen auf Abstand zu sein, um z.B. die Abhängigkeitsstörung oder die emotional-instabile Persönlichkeitsstörung im Zaum zu halten. Auch eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung + kann + unter Umständen davon profitieren, oder das Vermeiden der Beziehung ist Teil der Selbstakzeptanz mit diesem Persönlichkeitsanteil.
Leider ist es so, dass Paartherapie auch zur Folge haben kann, dass klar wird, dass die Beziehung nicht zu retten ist. Auch das kann eine Erkenntnis zum Wohle aller sein, weil man seine Energie nicht länger in eine hoffnungslose Sache steckt.
Deine Aussage, dass sie versucht habe, die Negativaspekte hervorzuheben, um die Sache "zum Scheitern" zu bringen, kann man auch aus einer ganz anderen Perspektive sehen.
Z.B., dass du als festes Ziel hattest, die Beziehung zu retten, und dabei den Fokus auf alles Positive zu legen. Deine Frau hat für sie negative Aspekte geäußert, und du hast entschieden, das nicht als zweckdienlich zu sehen. Da hat man dann schon mal ziemlich ungünstige unterschiedliche Herangehensweisen, die leider gar nicht selten sind. Und leider auch häufig zur Trennung führen. Männer sind dabei fast immer die Überraschten.
Dass deine Frau sich tiefenentspannt hat, kann genauso gut dazu geführt haben, dass sie ohne Anspannung über eure Beziehung nachdenken konnte, und sich für eine endgültige Trennung entschieden hat.
Viele Wenns, die man nur durch Fragen herausbekommen kann. Man kann ja auch offengebliebene Fragen in einem Trennungsgespräch mit einem Mediator ein letztes Mal klären, um zu einer Trennung ohne das Gefühl zu kommen, dass einer eine "Schuld" haben muss und man eventuell, wenn beide es wünschen, auf einer freundschaftlichen Ebene auseinandergeht. So ein Gespräch, soweit es noch nicht bereits stattgefunden hat, müssen natürlich beide wollen.
Was Männer oft nicht verstehen - Beziehungen scheitern nur in den seltensten Fällen aus Mangel an Liebe. Zu einer Beziehung gehört noch mehr. Auch liebevolle Beziehungen können scheitern. Das ist traurig, ist aber häufiger so.
Ich spreche da aus eigener Erfahrung, inkl. Psychotherapie, gescheiterter Paarberatung, Trennungsgespräch mit Mediator. Trennungen ohne Mangel an Gefühlen füreinander. Ist tragisch, aber kommt eben vor.
PS: Ich bin m., 51, bipolar Typ I
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 21.06.19 07:17.