Re: Medikamente gegen die Depression - oder nur die Manie?

16. 05. 2019 09:28
Bigabu schrieb:
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> Hallo zusammen, mich würde mal interessieren, wie
> ihr den Umgang mit Medikamenten bzg. Depression
> seht. Ich lese doch immer viel, man soll
> Medikamente nehmen, um Manien zu verhindern - die
> typische Phasenprophylaxe wie Lithium, Valproat -
> dann aber haben doch viele lange mit Depressionen
> zu kämpfen.
>
> Mein Mann hat so eine schlimme Depression, auch
> eine hohe Dosis MAO-Hemmer hilft ihm nicht.
> Gleichzeitig soll er hohe Dosen Valproat nehmen,
> welches ja eben vor allem anti-manisch wirkt.

Hallo Bigabu,
also nimmt dein Mann einen Stimmungsstabilisator und etwas gegen die Anschlussdepression,
was deiner Ansicht nach nichts bringt bzw. du erhoffst dir ein passenderes Medikament gegen die Depression?
Da er Bipolar ist, muss er mit beidem rechnen, mit Manie und Depression.
Und "schuld" an seiner Depression ist ja die vorausgegangene Manie.
Er hatte eine ausgewachsene Manie, wenn ich richtig erinnere und da wundert es nicht, dass er einen Stimmungsstabilisator nehmen sollte. Und wie das Wort schon sagt, eine Phasenprophylaxe soll die Stimmung stabilisieren, insgesamt. Ist also nicht nur ein Medikament um eine akute Manie zu deckeln.
Damit es nicht wieder zu einer Manie kommt und im Anschluss eben oft zu einer, schwerer zu behandelnden,
Depression.

> Hält einen das nicht eher in der Depression?
>
> Wäre nicht - bei Tendenz zu Depressionen und
> Hypomanien, aber nur einer einzigen, unter SSRI
> entstandenen Manie bislang - eine eher
> antidepressive Phasenprophylaxe wie Lamotrigin
> sinnvoller? (Soll keinen Arzt ersetzen, mich
> interessieren aber eure Meinungen und v.a. auch
> Erfahrungen!)

Die Frage, welche Phasenprophylaxe die "passendste" für deinen Mann ist kann dir hier niemand sagen.
Hast du mal gefragt, warum dieses und nicht jenes, also den Arzt? Was bringt es dir wenn Lamotrigin bei einem anderen User wirkt? Das heißt nicht es ist gut oder das Valproat deshalb schlechter für ihn.

> Wie ist es bei euch? Nehmt ihr Medis v.a. gegen
> die Manie - und akzeptiert ggf., dass sie euch in
> der Depression halten?

Valproat ist eine PP und nicht nur "ein Medi gegen die Manie" und die Behandlung der bipolaren Depression gelten wohl in Fachkreisen als das schwierigere.
Es ist nicht gesagt, dass DU nur das richtige Medikament oder eine Kombi finden musst die vielen hilft und so die Depri deines Mannes verkürzen, leichter machen kannst.
Den Eindruck zu erwecken, alles was gegen Manie hilft und weil sie ja das Gegenteil von einer Manie ist, hält Menschen in der Depression ist meiner Meinung nach grundfalsch und eine gewagte Aussage.
Das einzige Medikament, dem das nachgesagt wird und ich hab das bei meinem Sohn auch mal so empfunden, ist Olanzapin/Zyprexa, aber das ist ein Neuroleptika und das nimmt dein Mann ja gar keines. Und es gibt Medikamente, die wirken gegen beides, je nach Dosis, was sagt das über deine These?

Im Grunde sagt es nur, so einfach ist das alles nicht. Und wenn ihr Glück habt ist euer Arzt offen für eine Diskussion darüber ob es Sinn macht die Medikation zu ändern, etwas anderes zu probieren. Und ich hab als Angehörige immer versucht, die Balance zu halten zwischen, Behandlung dem in dem Moment verunsicherten Kranken gegenüber nicht als "nutzlos" darzustellen und IHN ermutigt, seinem Arzt ausführlich zu schildern was ihn stört, seiner Meinung nach unerträglich ist und natürlich muss der Betroffene ein (neues)Medikament für sich auch akzeptieren.
Und was nicht funktioniert oder nur mangelhaft, auch ändern dürfen.
Nur bei Depris ist das so eine Sache. Einfach eine erneute Manie "locken" ist ja auch nicht wirklich das was gut tut. Diese Gefahr bestehst eben auch immer.
Es kann dir hier niemand sagen was das Valproat bei deinem Mann macht und ob das Lamotrigin das besser könnte.
Nicht mal der Arzt denk ich.

> Oder gibt es da gar keinen Zusammenhang, die
> Depression kommt einfach und die antimanischen
> Medis verstärken / zementieren sie nicht?

Zuletzt eine Erfahrung, die meines Sohnes, die ich dir schreiben kann.
Er hat Lithium als PP und dazu noch ein Neuroleptika, das ihn nicht in der Depression gehalten hat.
Und er hatte schon mehrere schwere Anschlussdepressionen.
Einmal behandelt auch zusätzlich mit einem AD. Was soll ich sagen, er kam sehr schnell raus aus der Depri.
Und hatte danach die heftigste Manie bisher.
Er bekommt deshalb nie wieder eines. Die zu erwartende anschließende Depression, die alle befürchtet haben, auch alle beteiligten Fachleute und alle dachten das zu übersteht wird schwierig, fiel weniger schlimm aus wie gedacht, aber nicht nur wegen der passenden Medi-Kombi.
Da er seit diesem Zeitpunkt engmaschig betreut wurde von einem SPDi- Mitarbeiter, der mit ihm äußerst ausführliche Psychoedukation gemacht hat und ihm das Versprechen abgenommen hat, das ich so nie fordern können hätte, dass er noch bevor er "ganz unten" ist, sich jeden Tag 1Stunde draußen bewegen soll und wenn es das Einzige ist das er schafft.
Er hat es tatsächlich durchgezogen, fast einen ganzen Winter lang bis er einen Platz in einer Tagesklinik bekam.
Dafür wird ihm immer mein Respekt gelten und es war eine unglaubliche Leistung.

Heißt nicht, dass er schnell wieder fit war, es dauert manchmal echt " zu lange" für alle Beteiligten.
Und ich kenne die "Ungeduld" und das "Suchende" auch von mir als Angehörigen, weil man es kaum noch mitansehen kann, wie lange Besserung auf sich warten lässt, das hilflose Gefühl, man müsse jetzt doch eine "Lösung" oder eine ganz ausgefuchste Idee haben.
Manchmal wäre es besser, mehr Geduld zu haben, mehr Zuversicht auszustrahlen und der Gewissheit ausdruck zu geben, dass es vorbei gehen wird und auch wieder hellere Zeiten kommen.
Ich bin trotzdem überzeugt, dass Lithium für meinen Sohn das richtige ist um seine Stimmung zu stabilisieren und Manien und die daraus resultierenden Anschlussdepressionen zu verhindern.
Ist aber seine Entscheidung. Und inzwischen auch Erfahrung, die man leider nur aus "erfahren" bekommt.

LG
kinswoman

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Wenn alle Klügeren nachgeben, wird die Welt von den Dummen regiert…

Marie von Ebner-Eschenbach
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Medikamente gegen die Depression - oder nur die Manie?

Bigabu 1166 16. 05. 2019 06:58

Re: Medikamente gegen die Depression - oder nur die Manie?

kinswoman 504 16. 05. 2019 09:28

Re: Medikamente gegen die Depression - oder nur die Manie?

Skandal 500 17. 05. 2019 19:26

Re: Medikamente gegen die Depression - oder nur die Manie?

A20213 473 16. 05. 2019 12:09

Re: Medikamente gegen die Depression - oder nur die Manie?

fahni 345 17. 05. 2019 17:07



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