Re: Alkohol?

13. 12. 2018 17:22
Hallo Brickman,
Alkoholprobleme und Angsterkrankungen sind die häufigsten Zweiterkrankungen bei bipolarer Störung, das kann man wohl kaum ausklammern.
Ich kenne viele Bipolare, die in Phasen eine Menge Alkohol trinken können, und bei vielen führt das auch zur Sucht.
Das ist nicht nur anekdotisch, soweit ich weiss, haben zwei von drei Bipolaren in ihrem Leben mindestens einmal ein ernsthaftes Alkoholproblem. Benzodiazepine, die dem Alkohol so sehr verwandt sind, dass sie beim Entzug als direkter Ersatz eingesetzt werden können, sind die wirksamste Notfallmedikation bei den meisten bipolaren Symptomen und Angstzuständen. Beides sind sozusagen hervorragende Angstlöser.
Da Alkohol hierzulande gesellschaftlich komplett toleriert ist, liegt es nahe, dass Affektgestörte früh oft schon intuitiv mit Alkohol Krankheitszustände abmildern, bevor sie die Diagnose haben. Und dafür ist Alkohol tatsächlich eben kurzfristig wie ein Benzi sehr gut geeignet, andererseits ist Kater und Suchtproblematik perfekt, um jämmerlich depressiv zu werden. Also ist irgendwie so, als wenn man mit nem schweren Hammer einen sehr dünnen Nagel einschlägt, den man mit den Fingern festhält. Sehr große Wahrscheinlichkeit, dass der Nagel drin ist, aber leider auch die Finger kaputt... So etwa...
Ich habe reines Glück, bin keine Suchtpersönlichkeit. Sonst wäre ich mit Sicherheit heute Alkoholiker. Ich habe zeitweise sehr viel getrunken, insbesondere in Manien, vertrage aber Alkohol relativ schlecht und trinke eigentlich nur in Gesellschaft, was in Depressionen meinen Alkoholkonsum dann oft quasi auf Null gebracht hat.
Drogen, die auf die Affekte wirken, sind auch weit verbreitet. Die Klassiker sind natürlich Amphetamine und Kokain im Wechsel mit Alkohol und Cannabis.
Und zum Thema Nikotin: Da Nikotin ein sehr guter Regulierer im Dopaminhaushalt ist, sprich: selbigen kurzfristig erhöht, sind sehr viele mit Neuroleptika behandelten Bipolaren Raucher. Es ist sozusagen ein Antagonist zu Neuroleptika, mit dem unangenehme Neuroleptikawirkungen abgeschwächt werden können. Soweit ich weiss, wird die Wirkung um bis zu 20% heruntergesetzt. Nicht wenige haben das Rauchen in einer psychiatrischen Klinik angefangen...
Dank Elontril habe ich damit kein Problem mehr. Ist immer noch das einzige wirklich wirkende Medikament gegen Nikotinentzugserscheinungen. Raucher bin ich zwar, aber ich kann tatsächlich, wenn was Wichtiges ist, das Rauchen regelrecht "vergessen". Also sind meine körperlichen Entzugserscheinungen quasi null.
Das Antidepressivum Doxepin ist auch ein Anti-Craving-Medikament, aber für Alkohol. Wer Alkoholiker ist und auf Doxepin gut anspricht, was die Depressionsprophylaxe angeht, schlägt da 2 Fliegen mit 1 Klappe.

Also, ist eng verknüpft, und viel öfter ein Thema in der Realität, als es hier scheint. Das liegt aber auch daran, dass eine effektive Behandlung der bipolaren Symptome oft den ursprünglichen Grund für den exzessiven Konsum von Drogen und Alkohol beseitigt, was Rückfälle natürlich seltener macht ... darum geht es hier eben öfter um die eigentliche Wurzel des Übels.
LG,
M.
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Brickman 1325 12. 12. 2018 11:56

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zuma 574 12. 12. 2018 13:05

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