Seit mein Vater vor 18 Jahren verstorben ist (bin heute 24) ist meine Mutter bipolar erkrankt. Als ich klein war haben mich meine Großeltern vor meiner meist "manischen Mutter" beschützt und so gut es ging abgeschirmt. Ihre letzte große Manie hatte sie vor ca. 7 Jahren, die wie jedes mal mit großem Polizeiaufgebot und Zwangseinweisung geendet ist. Meist gingen die manischen Phasen über 6-12 Monate. In der Vergangenheit wurde sie oft straffällig, übernachtete in Hotels und bezahlte diese nicht (da sie sich zuhause nicht sicher fühlte), hatte Verfolgungswahn und hielt sich nachts in Kneipen und Diskotheken auf und nahm irgendwelche fremden Männer mit nach Hause, die sie gar nicht kannte. Sie hatte oft körperliche Auseinandersetzungen und terrorisierte unschuldige Menschen mit Telefonanrufen und persönlichen Besuchen, da diese ihr angeblich schlimme Sachen angetan haben. Seit ihrer letzten Manie 2011 ist sie super eingestellt gewesen mit Lithium und Quetiapin und hat sich ein tolles neues Leben aufgebaut. Sie kam im Juli diesen Jahres mit starken Rückenschmerzen ins Krankenhaus und wurde mit schweren Schmerzmitteln behandelt, obwohl die Ärzte wussten welche Medikamente sie regelmäßig nimmt. Ich gehe davon aus, dass durch diese Schmerzmittel ihre Manie wieder "geweckt" wurde und es ging los, dass sie mich eines Nachts anrief und mich um Hilfe bat, da sie sich verfolgt von der Polizei fühlte. Ich blieb über 24 Stunden bei ihr und habe versucht sie zu beruhigen, aber es wurde nicht besser. Leider war es von Freitag auf Samstag und ich hatte keine Möglichkeit ihren Psychiater aufzusuchen. Ich war hilflos und brachte sie nachts wieder ins normale Krankenhaus, weil sie sich einbildete zu ersticken. Ich flehte den Arzt an mir zu helfen, da ich nicht wusste wie ich die nächsten 24 Stunden mit ihr überstehen sollte. Gegen die Psychiatrie hat sie sich strickt geweigert, doch der Arzt konnte sie überreden zu einer "Kontrolle" dort hinzufahren (es war mittlerweile 23 Uhr). Dort angekommen warf sie mir vor, ich wäre das Allerletzte, da ich sie einweisen lassen wollte. Die Ärzte erkannten die Manie, konnten sie jedoch nicht ohne ihren Willen dort behalten. Sie schickten sie wieder nach Hause.... Wir gingen getrennte Wege.. am nächsten Morgen um 4 Uhr klingelte mein Handy, es war wieder die Psychiatrie, sie wurde kaum bekleidet auf der Straße gefunden und schrie um Hilfe, die Polizei wies sie für 24 Stunden zwanghaft ein. Danach entschied sie sich freiwillig dort zu bleiben. Nach einer Woche bekam sie wieder einen Ausbruch und griff das Personal an. Sie wollte die Psychiatrie verlassen, war aber so aggressiv, dass sie für 6 Wochen einen Beschluss bekam. Weitere 2 Wochen später (ihr ging es besser, aber manisch war sie immer noch, nur nicht mehr so schlimm) rief mich ihr behandelnder Arzt aus der Klinik an und sagt mir, meiner Mutter ginge es besser, sie wird heute vorzeitig entlassen. Ich bettelte ihn an sie noch dort zu behalten, da ich wusste, dass sie noch nicht stabil genug war. Doch sie wurde entlassen..... Anfangs hatte ich mit sehr viel Angst zu kämpfen, aber es wurde tatsächlich zuhause von Tag zu Tag etwas besser... 4 Wochen nach der Entlassung verstarb plötzlich mein Opa, ihr Vater. Von heute auf morgen war sie wieder ein ganz normaler Mensch und konnte sich um die Beerdigung kümmern, suchte sich sogar eine neue Wohnung und hat diese bezogen. Heute, ca. 8 Wochen nach der Beerdigung habe ich das Gefühl, dass sie von Tag zu Tag wieder manischer wird. An einem Tag denke ich mir, heute schwächt es wieder ab und morgen will sie wieder in die Politik und holt alte Geschichten von vor über 10 Jahren wieder hervor. Sie verspricht mir, dass sie ihre Medikamente nimmt und auch nachts gut schlafen kann. Nur ist sie nicht sie selbst... es ist "noch" lange nicht so schlimm, wie in ihren vorherigen Manien, sie hat keinen Psychosen, aber sie ist nicht meine Mama, so wie ich sie kenne. Sie treibt sich nachts wieder in Kneipen rum, knüpft komische Kontakte und hat ein riesen Konsumverhalten. Redet mal mehr, mal weniger. Mal verhält sie sich ganz normal, dann wieder total manisch. Ich kann das im Moment einfach nicht zuordnen. Ich habe so Angst um sie, doch das kann sie nicht verstehen. Sie sagt es ginge ihr so gut wie nie, fühlt sich weder manisch noch depressiv. Doch leider ist sie einfach nicht sie selbst... ist das eine Manie oder eine Hypomanie? oder bilde ich mir aus Angst einfach nur ein, sie wäre wieder manisch? Nach dem letzten Klinikaufenthalt vor 10 Wochen bekam sie nach der Manie auch keine Depressionen wie sonst immer... das ist zwar gut für sie, aber ich war jedes mal beruhigter, wenn ich merkte sie wurde depressiv und ruhiger... das klingt zwar wirklich fies, aber ich wusste aus der Depression bekommt man sie leichter, als aus der Manie.. ich kann nachts nicht schlafen, weil ich mir so Sorgen machen, nehme selbst schon Antidepressiva und kann damit nicht umgehen.. Jetzt ist sie in den Urlaub gefahren.. angeblich alleine, aber ich glaube sie ist in Begleitung mit jemanden, den sie gar nicht kennt und in einer Kneipe kennengelernt hat. Ich glaube sie lügt mich an... was soll ich tun??? Sorry für den langen Text, aber ihr sollt auch den Hintergrund verstehen. Habe leider keine Angehörigen, keine Geschwister, niemanden. Bin ganz alleine und denke auch immer, ich wäre die Einzige mit einer bipolar erkrankten Mutter....
