Hi all,
da in letzter Zeit wieder viel über Traumata, PTBS, samt körperlichen Fehlempfindungen geschrieben wurde, mag ich meine Einstellung/ Erleben dazu schreiben: 2006 und 2008 wurde ich für jeweils 6 Wochen per Eileinweisung (manisch bzw. F31.6) in die Reha geschickt. 2006 wurde ich durch eine tschechische Ärztin aus Prag aufge- nommen und untersucht, die Frau war äusserst gründlich, wie ich es niemals zuvor erlebt habe (3. Reha). Auf mein Bitten hat sie als Stationsärztin auch die Psychotherapie übernommen, für mich ein absoluter Glücksfall ! Ausser den korrigierten Rehaberichten (sachliche Fehler farbig hervor gehoben) hat mir meine Hausärztin sämtliche Akten über- lassen, die auch alle ärztlichen Berichte aus Berlin enthielten, ziemlich viel Papier in 26 Jahren. Als Fr. Dr. meine Geschichte las und hörte, sprach sie von Quälerei und Mordanschlägen, ich hatte das bis dato nicht so gesehen, eher wie, "was einen nicht umbringt, macht härter". Was für ein Kardinalirrtum, ich kann heute gar nicht mehr verstehen, wie ich damals "ge- tickt" habe, ticken fast wörtlich, Zeitbombe. :( Jedenfalls musste ich 10 Sitzungen a 1,5 Std. in einer PTBS-Gruppe absolvieren, als einziger Mann unter ca. 15 mißbrauchten Frauen, zuerst kam ich mir sehr deplaziert vor, hab mich auch für uns Männer geschämt. Das war schon sehr grausig, was die Frauen dort erzählt haben, aber ganz langsam kapierte ich, dass das auch viel mit mir zu tuen hat. Ergo-, Musik-, Sport-, Kunstwerkstatt-Therapie lasse ich jetzt aussen vor, ich bleibe bei PTBS. Ein absolut fähiger, älterer Psychiater, der als Pensionär noch ein paar Stunden in der Klinik machte, hat uns PMR nach Jacobson bei gebracht, völligst entspannt, fast hyp- notisch. Ich betone diesen Mann, weil eine Ersatzfrau mit bös schnarrender Stimme dieses Erleben kaputt zu machen drohte, da bin ich ausgeschieden. Durch die Wieder- holung in 2008 konnte ich das verinnerlichen, in Teilbereichen nutze ich das intuitiv fast täglich, sehr gut auch gegen restless legs, selbst mitten in der Nacht. Bevor ich jetzt in den 'Hauptbereich' der PTBS-Therapie komme, möchte ich die (Fach) Frau Phineas hier im Forum sinngemäß erwähnen, die PITT bei Bipos sehr kritisch sieht, es selbst nicht verordnen würde. Nebenbei, das ist etliche Jahre her, ich habe keine Ahnung, wie sie heute dazu steht (?). Schon in der Reha 2004 wurde diagnostiziert, dass ich ziemlich extrem "bildhaft denke, empfinde". Daher hat die imaginative Traumatherapie nach Luise Redde- mann bei mir eingeschlagen, wie eine Bombe. :) Endlich fand ich die Möglich- keit, die Flashbacks zu handeln, zu verändern, unglaublich, wie intensiv das auch körperlich ist. Sicherlich dauert das eine längere Zeit, bei mir musste das auch zweimal stationär sein, bis es wirklich 'eingebrannt' wirkte. Ähnlich wie PMR, kann ich PITT heute intuitiv und fast unbewusst nutzen, eine unglaubliche Hilfe im Alltag. Mehr noch, ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass die PTBS-Flashbacks die (Hypo) Manien auslösen, ich will unterbewusst stachelig wehrhaft bleiben (siehe meinen Nick, den ich heute nicht mehr wählen würde). Dazu kam auch die heftige Lebensgier, der Tatendrang, PowerMax ...., aber ausgeglichen ist viel, viel besser .. :)) Und das OHNE Chemie ! Frau Dr. Reddemann und ihr Team haben PITT ursprünglich entwickelt, um traumatisierten, vergewaltigten Frauen kurzzeitig und effektiv helfen zu können. Es enthält buddhistische Elemente, meiner Meinung nach noch viel mehr, was mir die ausführende Oberärztin im Gespräch bestätigte, mir hat es unendlich geholfen, es hilft immer noch, verändert mich und damit meine Umwelt. :) Die Tresorübung hilft, Flashbacks weg zu schliessen, das innere Team steht hinter und neben Dir, der Baum hilft beim Verwurzeln und an den sicheren Ort kannst Du jederzeit flüchten, falls es unbedingt und wichtig sein sollte. Ich möchte mich auf das Beispiel "Sicherer Ort" beschränken, das kann ich vermutlich aktuell am Besten beschreiben: Während diverser Entspannungsübungen (parallel PMR etc.), Traumreisen etc. wurden wir aufgefordert, uns bildlich einen sicheren Ort vorzustellen, einen Ort, an dem man nicht verletzt werden kann. Dieser Ort durfte durch- aus der Phantasie entspringen, es konnte aber auch ein realer Ort sein. Seltsamerweise war das bei mir eine stark verfallene Burgruine im Wiehen- gebirge, ich war nur einmal ziemlich kurz dort, die beiden lütten Kids waren noch im Kinderwagen und Buggy. Allerdings stand diese Burgruine nicht in Norddeutschland, sie lag auf einer Klippe über dem Meer, der Wald ging direkt von der Steilküste ans Meer, vermutlich Sardinien, ich wüsste keinen anderen Ort. Es war angenehm warm, die Vögel zwitscherten, rundherum Wohlbefinden. Der grosse, mächtige Bergfried schützt mich, es kann mir nichts passieren. :) Durch die Diskussionen der letzten Tage, hatte ich mich entschlossen, nach über 20 Jahren meine "bildhafte Burgruine" zu besuchen, meine Ehefrau war dabei. Also hab ich einen Picknickkorb gepackt, und wir haben diesen Ort besucht, er ist immer noch relativ einsam, allerdings durch Besitzer und einem Burgerhaltungsverein nicht verfallen. Der mächtige, fast kubische Wohnburgturm von 12m Kantenlänge hat jetzt im Inneren eine Standesamtaussenstelle ;-)) , der hölzerne Aufgang ist mit Blüten übersäät, der Mülleimer unten voll mit Sektflaschen, Plastik- gläsern. Ich war auch ausserhalb der Burgmauern auf den gewaltigen Wällen, es erschreckte mich fast, wie genau und detailliert mein eigenes PITT-Bild war, wie genau sich Seele und Geist erinnern können, wenn auch mit eigener Färbung. Ich habe diesen Turm aus vielen Perspektiven fotografiert, anschliessend an mehreren Stellen im Angesicht meditiert. Interessant, was dabei hoch kam, unendlich lang vergessen, Kleinkinderinnerungen: Ich sah mich weg laufen, verstecken, hinter schwere Möbel quetschen, um den brutalen Schlägen zu entkommen. BTW: Wir wurden bis in die 8te Klasse gezüchtigt, ab da wurde es verboten. Mein Lehrervater alter Schule erlaubte seinen Kollegen, mich ganz besonders hart anzufassen, das passierte uns Jungens auch. Interessant in dem Zusammenhang ist die Tatsache, dass sich der Körper er- innert, mensch spürt die gleichen (Phantom ?) Schmerzen auch nach Jahr- zehnten noch. Ein Lehrer (ständig blau mit Fahne) liebte es, uns Jungens die Finger unter die Schulterblätter zu treiben, bis wir auf dem Boden lagen und um Gnade flehten, vor der versammelten, damals ziemlich neu gemischten Klasse, sehr peinlich vor den Mädels, wir waren frisch in der Pubertät. Die richtig harten Sachen kamen dann Jahre später, ich mag jetzt nicht drüber schreiben. So, ich hoffe, das war ok jetzt, kürzer konnte ich es kaum machen. Es ist mein Wunsch, zu vermitteln, dass es ein Ausweg aus dem Shit gibt ! Allerdings geht das nicht nur mit Medis allein, mensch muß sich schon kümmern, verarbeiten, auch Jahrzehnte danach. lgt
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