Erfahrungen von Angehörigen

28. 03. 2014 23:44
Guten Abend Forum,

ich bin im Moment etwas ratlos und versuche vielleicht auf diesem Weg, ein wenig meine Gedanken zu ordnen. Es geht um meine Mutter und deren Mann. Vorweg: ich bin erwachsen, hab eine eigene Familie und bin im Prinzip weit weg, müsste eigentlich genügend Abstand haben. Trotzdem lässt es mich nicht los.

Der Mann meiner Mutter hat (mit über 70 !!??) anscheinend eine bipolare Störung entwickelt. Gemerkt hat man es, als er vor einiger Zeit eine schwere Depression entwickelt hat, sehr schwer, saß nur noch jammernd auf dem Sofa, war unfähig, überhaupt zu handeln. Davor hatte er vermutlich schon eine Manie - wie sich jetzt im Nachhinein abzeichnet. Nun hat er nach der Depression, die sich für mich als Laien trotz Behandlung eine gefühlte Ewigkeit hinzog und für meine Mutter sehr belastend war, eine noch belastendere Manie entwickelt. Er war schlicht irre. Vor allem weil er ja gerade vorher noch monatelang teilnahmslos auf dem Sofa saß und sich nicht mal ein Butterbrot machen konnte. Die Situation ist eskaliert, also richtig, und er ist per richterlichem Beschluss in der Psychiatrie gelandet. Die Eskalation war sehr sehr unangenehm für meine Mutter. Er war hässlich. Vor allem hat er aber wohl nur sich selbst gefährdet (Alkoholmissbrauch, zusammen mit den Tabletten eine heftige Wirkung). Soweit die Kurzfassung.

Ich frage mich nun, ob diese Störung vielleicht schon vorher bestanden hat - lange Jahre - ohne dass sie so deutlich wurde. Weil Elemente seiner manischen Phase mir nicht unbekannt vorkamen. Gibts das? Und ist es nicht untypisch, in so hohem Alter eine BPS zu entwickeln? Und warum hat er sie entwickelt? Welche äußeren Faktoren müssen dazu kommen? (zu einer genetischen Disposition) Klar, blöde Frage, warum kriegt einer Asthma.... trotzdem

Meine Mutter - als dichteste Angehörige - war nun seit über einem Jahr einem unglaublichen Wechselbad der Gefühle ausgesetzt. Sie hat sich da wahnsinnig (!) reingehängt, immer wieder versucht, mit ihm zu reden (wenn er sonntags nicht aufstehen wollte, oder eben vor kurzem als er anfing für ferne Verwandte Autos zu kaufen), hat ihn zu allen Therapien geschafft - hat versucht, Normalität herzustellen. Sie war immer wieder verzweifelt und auch sauer, dass es eben nicht ging - fehlt auch da Einsicht in die Krankheit ihres Mannes (also innerlich, nach außen hat sie ja darüber geredet, nur sie ist mit ihm umgegangen, als könnte er alles selbst steuern - durch Einsicht) Ist das auch typisch? Jetzt fährt sie jede freie Minute ins Krankenhaus (trotz eigener Krankheit und Job). Obwohl er sie (während der Eskalation) doch gekränkt hat, Manie hin oder her. Ich frage mich, was sie davon hat, wenn sie sich in diesen Strudel so reinziehen lässt. Ich würde mich an ihrer Stelle erstmal etwas sortieren und die Chance nutzen, mit etwas Abstand auf die ganze Sache zu schauen. Aber den kann sie ja nicht kriegen, wenn sie da nun 4x in der Woche in das nicht eben nahe Krankenhaus juckelt und immer wieder zusammen mit ihm herumhockt.

Mir fällt es schwer ihr zu helfen - sie aufzubauen usw. - weil ich ihre Reaktionen so unverständlich finde. Sie wirkt so verschmolzen mit ihm, als könnte sie eigenständig gar nicht existíeren. Das ist vielleicht die Sorge oder Hoffnung, dass sie allein durch das Hinfahren und Dasein alles wieder gut macht. .... Trotzdem komisch....Ich finde auch befemdlich, dass sie alles was er so gesagt und gemacht hat, das ja nun nicht spurlos an ihr vorbeigegangen sein kann, quasi mit seiner Krankheit entschuldigt und irgendwie auch verdrängt. Ist ja gut wenn man verzeihen kann, ich finde, dazu muss man aber auch wenigstens ein bisschen reflektieren.

Naja, am Ende werden alle sagen, dass es ihr Ding ist, dass man von außen wenig raten oder sonstwie beeinflussen kann.

Ich wollte nur ganz gerne hören, was andere Angehörige von bipolar Erkrankten so für Erfahrungen gemacht haben und wie sie mit diesen Wechselbädern umgehen.

Herzliche Grüße
marja
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Erfahrungen von Angehörigen

Marja 964 28. 03. 2014 23:44

Re: Erfahrungen von Angehörigen

tough 316 29. 03. 2014 00:08

Re: Erfahrungen von Angehörigen

Marja 555 29. 03. 2014 00:21

Re: Erfahrungen von Angehörigen

tough 374 29. 03. 2014 02:11

Willkommen hier im Forum.....?

AmE 306 29. 03. 2014 15:46



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