Re: manisch aggresiv

mady
10. 10. 2001 11:00
Alex,

Da meine Mutter seit wenigstens 30 Jahren von dieser Krankheit "besessen" ist, verfolge ich dieses Forum mit Interesse und merke seit einiger Zeit, dass mehr und mehr Angehoerige sich melden. Das finde ich sehr positiv - da man wirklich den "neuen" in der Runde die "unwirklichen" Konsequenzen dieser Krankheit vor Auge fuehren kann. Wer einen manisch-depressiven Menschen in der Familie oder Bekanntenkreis hat, weiss wie man darunter leiden kann und ich denke es ist wichtig, dass man seine Geschichte erzählt.
Du kannst meinen Beitrag bei SAND nachlesen - ihr Vater hat auch diese Krankheit und keine Einsicht derselbigen.
Mein Rat an dich und deine Familie: ihr muesst unbedingt einen Arzt konsultieren und ihm eure Situation klarmachen. Da dein Vater ja bereits Lithium bekam, gibt es ja wohl bereits einen Psy den er konsultierte und er kennt ja die Krankengeschichte.
Lasst euch nicht mit fadenscheinigen Argumenten abfinden! Es geht um deinen Vater, um euch!

Dein Vater sieht euch als Feind: ihr wollt ihn von seinem Hoehenflug herunternehmen, er fuehlt sich wohl auf seinem Trip.
Es gibt fuer ihn nichts, was er nicht tun kann, keine Barrieren - er ist der Grosse, ueber alles erhabene Mensch und jeder der sich ihm in den Weg stellt ist demnach sein Feind. Dadurch kann er sich auch selbst in Gefahr bringen. Eine Bekannte "turnte" auf einem schmalen Gelaender herum...
Es ist unfassbar fuer die Familie zu sehen, zu hoeren, dass der Mensch den man liebt und der einen eigentlich auch liebt - so uneinsichtig, gemein, ueberheblich ist. Das gleiche gilt bei den depressiven Phasen, wo dieser geliebte Mensch als Pflanze vegetiert.

Ich weiss nicht mehr, und das seit Jahren - wo meine Mutter ist. Ich nehme an, sie existiert gar nicht mehr.
Du, ihr seid gefuehlsmaessig gebunden: du/ihr muss-muesst das in den Hintergrund stellen. Ihr muesst deinen Vater als kranken Menschen betrachten dem geholfen werden muss - mit und ohne sein Einverstaendnis. Ihr geht sonst kaputt daran.
Du kannst nicht zulassen dass DU krank wirst weil dein Vater keine Einsicht hat, irgendwann wirst du ihn anklagen.
Lass es nicht zu, dass du, wie ich meine Mutter, deinen Vater nicht mehr sehen moechtest, kannst!
Lass es nicht zu dass du, wie ich, noch immer den Schmerz empfindest ueber die Gemeinheiten, die er dir entgegenschleudert.
Es kommt vor, dass ich all die Bilder vor mir sehe, die hasserfuellten Augen lassen mich noch immer nicht los, die Unterstellungen, die Worte meine Mutter, ich sei eine Hure. Die Worte, ihre Enkelkinder gehen sie nichts an. Die Worte, andere Menschen seien ihre Familie (dabei wurde sie ausgebeutet und irgendwann gab es diese Leute nicht mehr in ihrem Leben - sie sprach nie ueber irgendetwas..)
Lass es nicht zu dass DU dir Vorwuerfe machst, falsch mit deinem Vater falsch umgegangen zu sein, nicht genug Geduld gehabt zu haben, nicht Tueren eingerannt zu haben um was zu bewegen. Lass es nicht zu, das Gefuehl zu haben nicht genug getan zu haben um ihm zu helfen.
Lass es nicht zu, dass eure Familie kaputtgemacht wird.

Meine Geschichte ist unendlich und wuerde unzaehlige Seiten fuellen - bitte tu sofort etwas, damit deine Geschichte bestenfalls nur eine Seite fuellt!!!
Jedesmal wenn ich darueber schreibe, kommen Erinnerungen auf - dann geht es mir wieder schlecht. Ich hab das noch immer nicht verarbeitet. du musst von dem Psy verlangen, einbezogen zu werden, das ist wichtig. Er sollte euch nicht alleine lassen, das ist kriminell. Der Psy meiner Mutter zog uns nie (bzw. mich, da mein Vater und meine Schwester eher passiv blieben) hinzu, damit wir lernten, mit meiner Mutter umzugehen. Meine Anrufe blockte er ab mit einer Arroganz die sehr verletzend war. Ich sehe ihn als Hauptschuldigen daran, dass es mit meiner Mutter so weit gekommen ist. Sie musste unter unserem Unverstaendnis leiden.
Bitte, Alex: agiere sofort damit du nicht das erleiden musst was ich erlitten habe- damit dein Vater das nicht erleiden muss was meine Mutter erlitten hat. Du musst es notfalls mit Gewalt tun, mit Zwangseinweisung. Ich bin mir bewusst, dass meine Worte dir hart und unmenschlich scheinen - aber ich kenne keine andere Loesung. Dein Vater ist aus sich herausgetreten , versuche alles damit ihr ihn wiederfindet.
Was mich betrifft so beäuge ich misstrauisch meine Reaktionen: ist das jetzt nicht manisch? - ist das jetzt nicht depressiv??
Auch beobachte ich meine Tochter - sie ist 31, meinen Sohn - er ist 23. Ich werde erleichtert sein wenn sie 35 sind, da die Krankheit anscheinend bis zu diesem Alter ausbricht. Du merkst, es hat Spuren hinterlassen und sehr viele Narben...
Ich weiss jedenfalls dass ich noch lange nicht ueber den Berg bin.

Im Internet kannst du dich ueber die Krankheit informieren - 1ch hab auch nachgefragt, da meine Tochter ihr zweites Baby erwartet. Ich selbst
Nachstehend die Antwort:
Die Häufigkeit der
Bipolaren Erkrankung in Ihrer ausgeprägten Form liegt bei bis zu 1% der
Bevölkerung. Im Extremfall der eineiigen Zwillinge is, wenn einer krank
ist, in der Hälfte der Fälle der andere auch krank. Sie sehen, dass selbst
bei identischen Genen immer noch die Umwelt die Hälfte des
Erkrankungsrisikos bestimmt. Im Fall des Ur-Enkels Ihrer erkrankten Mutter
(Richtig?)liegt also das Risiko wesentlich niedriger. Es gibt keine
expliziten Zahlen zu diesem Fall, aber höchstwahrscheinlich weit unter 10%,
vielleicht sogar kaum höher als in der Normalbevölkerung. Ich würde mich an
Ihrer Stelle über das Enkelkind freuen und mir keine Sorgen machen. Und wer
weiss, wie elegantwir solche Erkarnkungen therapieren in 20 bis 30 jahren,
das ist ja schon fast Science Fiction.
Sollten Sie noch Fragen haben, wenden Sie sich an mich unter:
pfeiffer@krankenhaus-haar.de

Mit freundlichen Grüssen
Dr.H.Pfeiffer
Komm Leiter Allgemeinpsychiatrie Nord, BKH Haar
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

manisch aggresiv

alex 4216 09. 10. 2001 21:19

Re: manisch aggresiv

mady 981 10. 10. 2001 11:00

Re: manisch aggresiv

micha 820 16. 10. 2001 21:22

Re: manisch aggresiv

mady 2423 17. 10. 2001 10:11



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