Mir geht es ähnlich wie Dir. Ich arbeite auch Vollzeit und in einem anspruchsvollen Beruf (den ich Dir gerade auch mal unterstelle). Ich hatte extrem schwere Zeiten, über mehrere Jahre hinweg, in denen ich zwar zur Arbeit gegangen bin, aber extrem viel aufgrund des Bipo-Seins gefehlt habe (wegen Depris), schließlich sogar 8 Monate am Stück. Trotzdem konnte ich da wieder einsteigen - Glück mit meinen Kollegen, Glück, weil ich mich unersetzlich gemacht hatte, naj jedenfalls auf die "Schnelle". In anderen Zeiten war ich extrem rücksichtslos, was die Arbeit betrifft, wenn ich geschrieben habe...
Allgemein bin ich sowieso froh, überhaupt arbeiten zu können, ich kenne viele andere, denen das nicht möglich ist und die Harz-4 bekommen ( Bipos). Ich finde es halt besonders gut, mein eigenes Geld zu haben, das ich dann auch mal verprassen kann. Mein Mann und ich haben völlig getrennte Konten (keiner kann auf das des anderen zurückgreifen), so dass ich auch nur mein eigenes Geld verschwenden kann. Zum GLück bin ich keiner von denen, die deutlich mehr ausgeben, als sie überhaupt haben.
Andererseits bin ich IMMER "neidisch" auf all die anderen Bipos, die nicht arbeiten gehen MÜSSEN - da kann man sich schließlich mit Dingen beschäftigen, die mich z.B. meinerseits sehr in Atem halten würden (so ich nicht depri bin), man müsste nicht den HAuptteil der Zeit UND der Denkfähigkeit UND der Imagination auf Projekte von Arbeitgebern verschwenden - jo, ich gebe es zu, ich bin schon immer hin- und hergerissen gewesen. Je nach Stimmung überwiegt das Gefühl des 1. Sich-Abfindens, 2. Sich-Wohl-Fühlens, 3. Sich-Ausgenutzt-Fühlens, 4. Sich-Ausgelaugt-Fühlens, und natürlich des 6. Ich-kann-das-alles-ohne-Probleme-gleichzeitig-Fühlens.
Ist Scheiße, ist gut, keine Ahnung. Ich zumindest bin immer sehr neidisch auf andere, die Rente beziehen (nicht auf die Harz-4-Empfänger, obwohl die ja auch nicht weniger bekommen, wenn ich das alles recht verstanden habe), denn die können ja endlich machen, wonach ihnen der Sinn steht.Ich habe soooo viele Hobbies, Tätigkeiten etc., dass ich quasi Kompanien meiner Klone damit beschäftigen könnte. Dummerweise steht mir der Sinn nach finanzieller Unabhängigkeit - und das ziemlich stark - drum bin ich dann doch noch sehr froh, dass ich Arbeit habe, der ich auch nachkommen kann, auch wenn das bei meinen extrem vielen Depri-Phasen extrem schwer ist (und bei den hypomanen Phasen auch nicht wirklich leicht) und die Arbeit schon sehr anspruchsvoll - ich merke durchaus die unterschiedlichen Erfolgsraten bei Depris oder Hypomanis. Das ist nicht leicht, und ich habe oft überlegt (und den Druck empfunden), die Arbeit hinzuschmeißen, zumal mein Mann jetzt Beamter ist - aber so lange ich mein eigenes durchaus reichlichds (wenn auch nicht wirklich entlastendes) Geld verdienen kann, will ich das tun - da kann keiner meckern und ich fühle mich frei.
Ich glaube, den meisten Harz-4- und Renten-Empfängern unter den Bipos geht es ebenso. Sie wü´rden lieber "frei"sein bezüglich des Geldempfangs, sprich ihr Geld lieber verdienen. Es gibt immer Ausnahmen. Klar. Aber die meisten wären sicher lieber nicht in Rente oder in Harz-4.
Da habe ich auch immer ein schlechtes Gewissen, denn ich als "priviligierte" Bipo mit - doch gut bezahltem - Job wübnsche mir manchmal die Rente oder Arbeitslosigkeit. die andere sicher sehr verfluchen.
Gruß,
Robyn
75 mg Lamotrigin morgens und 75 mg abends