Lieber (Namensvetter) Manfred,
Ich glaube recht gut zu verstehen, was Du mit Deinem Beitrag ausdrücken willst. Auch ich bin mir sicher, dass durch die MD Gefühle und Fähigkeiten in einem Menschen entwickelt werden, die auf einem "normalen" Weg nicht zur Verwirklichung gelangen. Ich habe in meinem bewegten Leben, in manischen Phasen, Situationen durchgestanden, die ich sonst nie erlebt hätte. Leider muss ich auch zugeben, dass ich vieles bereue. Besonders dann, wenn ich andere Menschen durch meine Agressivität verletzt habe und das geschah fast immer während meiner manischen Episoden.
Ich kenne das Buch von Wolfgang Baitz und habe auch mit ihm per E-Mail korrespondiert. Der Weg, den er geht ist gefährlich. Wenn Du seine Newsletter liest, in der er einen "Immobilienfall" beschreibt, kannst Du ermessen, was für Exzesse in der Manie möglich sind und wie wirr wir auf normale Situationen reagieren, wenn unsere innere Uhr auf "Manie" steht. Ich habe mich nach dreimaligem Ausstieg aus der Lithiumtherapie für einen Wiedereinstieg entschieden. Meine "Hochs" haben mich mehr als ? 50'000 gekostet und geblieben ist mir davon kein einziger Cent. Jeder muss für sich entscheiden, ob er auf stabilisierende Medikamente verzichten will. Nachdem ich das Buch von Kay Redfield Jamison las, einer Psychiaterin mit MD, die viele Male selbst auf Lithium verzichtete, mit tragischen Folgen, verstehe ich meine eigenen Abstürze besser.
Du verstehst Dich als Aussteiger. Das sind wir wahrscheinlich alle. Durch die MD unterscheiden wir uns unweigerlich von unserer Umgebung, die jene Hochs und Tiefs nie auskosten konnte. Unser Namenspatron, Manfred, war übrigens auch ein "Aussteiger". Manfred, Graf von Settala war Inhaber einer reichen Pfarrpfründe in Norditalien. Eines Tags verliess er alles und lebte von Wurzeln und Pflanzen auf dem Monte San Giorgo, der heute zur Schweiz gehört...
Liebe Grüsse aus dem Süden
Manfred