Bipolare Sackgasse

09. 12. 2018 18:36
Abend zusammen,

vor fast genau einem Jahr habe ich hier meinen ersten Beitrag geschrieben. Trauriger weise hat sich an den "Gefühlen" und Gedanken von damals quasi nichts verändert. Anders ist jedoch meine Lebenssituation.
Ich bin nach meiner wie gewohnt langen Hypomanie (Januar bis Ende Juli) und einer kurzen "Normalphase" seit Mitte September wieder in meinem depressiven Loch angekommen. Da meine KVT ausgelaufen ist und ich in meiner Manie eine für mich sehr konfliktbehaftete Erfahrung mit meinem Psychiater hatte (ich habe eine Klientin zu einem Termin bei ihm begleitet und fühlte mich enttarnt/unprofessionell behandelt) bin ich derzeit in keiner ärztlichen Behandlung. Und dabei habe ich auch nicht das Gefühl, dass mir dadurch etwas fehlen würde.
Ich habe vor fast zwei Jahren, als meine Bipolare Störung nach einigen Irrwegen diagnostiziert wurde, beschlossen, dass ich das Ganze ohne Medikamente angehen werde. Und hinter diesem Grundsatz stehe ich bis heute, auch wenn ich in meinen depressiven Phasen immer wieder daran zweifle. In meiner letzten Hypomanie, habe ich mich teilweise durch Strategien (Schreiben, Musik machen, Fahrrad fahren u.a.) ganz gut regulieren können, aber Grenzüberschreitungen und Entscheidungen, von denen ich noch immer die Konsequenz trage, gab es trotzdem. Im Vergleich zum letzten Jahr, in dem ich meine erste deutlich erkennbare Hypomanie hatte, ist diese Phase deutlich besser für Andere und für mich verlaufen. Nur in der Depression fällt es mir auch nach Jahren noch schwer Strategien bewusst anzuwenden, meistens sitze ich sie aus, bis sie vorbeigezogen ist.
Nun ist die Depression gerade für mich nur schwer zu ertragen, ich schaffe es zwar meinen alltäglichen Anforderungen nachzugehen ( in die Uni zu fahren und den Stoff auch nachzubereiten, meinen Nebenjob auszuüben), jedoch fühle ich mich grauenvoll dabei. Ich bin latent unsicher und energielos, kann mich nur schlecht konzentrieren. Bin von Versagensängsten geplagt und verkrieche mich vor meinen Freunden, habe Schlafstörungen. Außer Angst und Traurigkeit fühle ich gerade nichts. Das für mich "übliche" Programm läuft also ab.
Meinen Nebenjob (Einzelbetreuung für psychisch Erkrankte), fällt mir gerade schwerer als zuvor. Ich fühle mich heuchlerisch und zu schwach um eine gute Unterstützung für meine Klienten zu sein. Mir ist der Job jedoch sehr wichtig und ich weiß, dass ich ihn (vorallem wenn es mir besser geht) gerne machen. Und für meine berufliche Aufstellung ist er goldwert. Bei der Arbeit weiß niemand von meiner bipolaren Störung und ich möchte es auch dabei belassen, ich habe die irrationale Angst dort dann nicht mehr arbeiten zu können. In all meinen Lebensfelder (Uni, Nebenjob) funktioniere ich gerade nur zum Schein. Aber diese Struktur hilft mir überhaupt in Bewegung zu sein und lenkt mich von meinen Gedankenkreisen ab. Denn wenn ich frei habe, fühle ich mich am schlimmsten.
Mittlerweile warte ich mal wieder förmlich auf meine Manie, während mir bewusst ist, dass sie sehr schädlich für mich ist....
Ich weiß gerade einfach nicht wie ich aus dieser Sackgasse herauskommen soll, denn ich blockiere mich selbst so sehr...
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Bipolare Sackgasse

Koolibri 1142 09. 12. 2018 18:36

Re: Bipolare Sackgasse

nebulos 450 09. 12. 2018 19:02

Re: Bipolare Sackgasse

harfe 429 09. 12. 2018 19:50

Re: Bipolare Sackgasse

FLYHIGH 407 09. 12. 2018 20:07

Re: Bipolare Sackgasse

Diesel 393 09. 12. 2018 20:18

Re: Bipolare Sackgasse

howie78 354 10. 12. 2018 09:28

Re: Bipolare Sackgasse

dino 573 10. 12. 2018 09:52



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