Hallo A,

jemand, der auch psychotisches Erleben kennt, hatte uns bei einem Vortrag seine eigene Theorie vorgestellt, die ich sehr anschaulich fand.

Er meinte mit seiner Theorie:

In stabilen Zeiten besitzen wir Menschen eine Art Membran, die Unterbewusstes vom Bewussten einerseits trennt, aber dennoch in gewisser Weise durchlässig ist. Diese Membran ist wie ein Filter, die einerseits all die Informationen, die unsere Sinnesorgane permanent wahrnehmen, uns nur zu einem Teil bewusst wird und ein weiterer Teil ins Unterbewusstsein durch die Membran gelassen wird.

Ebenso wirkt diese Membran mit dem Unterbewusstsein, dass nur ein gewisser Teil ins Bewusstsein übergeht. Mit diesen gefilterten Informationen aus bewusster Wahrnehmung über die Sinnesorgane und die bewusste Wahrnehmung aus dem Unterbewusstsein kann unser Gehirn gut mit umgehen und schlüssige Zusammenhänge bilden, so dass auch Andere Menschen sie verstehen.

In einem sich aufbauenden psychotischen Erleben, beginnt das Unterbewusstsein mehr Raum einzunehmen und einen Druck zu erzeugen, so dass irgendwann diese Membran zerreißt. Dann schwemmt das Unterbewusste das Bewusstsein und umgekehrt funktioniert der Filter für bewusste Wahrnehmung über die Sinnesorgane nicht mehr. Es kommt also zu einer Vermischung und Überschwemmung dieser Bewusstheiten und das Gehirn ist überfordert. Verzweifelt versucht das Gehirn nun mit diesen Informationen neue Zusammenhänge herzustellen, die irgend eine Logik erzeugen. Leider ist diese Logik für Außenstehende nicht mehr nachvollziehbar.

Auch er sprach dann von dem Gefühl, des sich Verbunden fühlens, sich mit anderen zu verbinden oder zu verschmelzen. Was sich erst noch gut anfühlt, darin verliert er sich dann zunehmend immer mehr.

Viele Grüße Heike

------------------ Signatur --------------------------

Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.

"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).